Bruckners 8. Sinfonie als Abschlusskonzert des Rheingau Musik Festival 2022

Die Bamberger Symphoniker begeistern seit 1946 weltweit mit ihrem charakteristisch dunklen, runden und strahlenden Klang. Mit weit mehr als 7 300 Konzerten in über 500 Städten und 63 Ländern sind sie als bayerische Staatsphilharmonie zum Kulturbotschafter ganz Deutschlands geworden./Foto: Ansgar Klostermann

Mit Anton Bruckners 8. Sinfonie Nr. 8 c-Moll, der 2. Fassung, gespielt von den Bamberger Symphonikern unter der Leitung von Christoph Eschenbach, ging das Rheingau Musik Festival 2022 am 3. September in der Basilika des Kloster Eberbach im Rheingau zu Ende.

Die Kühnheiten Bruckners waren seinerzeit Wasser auf die Mühlen der Kritiker und animierte sie zu gehässigen Kommentaren.  „Es ist nicht unmöglich“, so der einflussreiche Musik-Kritiker und Bruckner-Gegner Eduard Hanslik, „dass diesem traumverwirrten Katzengejammer die Zukunft gehört“. Er hätte wohl nie und nimmer gedacht, dass er mit seiner Prognose für die Zukunft derart recht behalten sollte“

Bis auf einen kurzen Regenschauer vor Beginn des Konzerts war es ein lauer Sommerabend an diesem wunderbaren und magischen Ort. Immer wieder fasziniert diese beeindruckende Kulisse. Das knapp 900 Jahre alte, ehemalige Zisterzienserkloster und seine Umgebung üben eine ganz besondere Anziehungskraft aus. Auch die Schlichtheit der Basilka, in der auch viele Konzerte des Rheingau Musik Festival 2022 aufgeführt wurden, hat  einen ganz besonderen Reiz. Die Akustik ist genial. Sie  lässt die musikalischen Werke, von Bruckner etwa, voll zur Geltung kommen, weil nichts ablenkt. Die Aufmerksamkeit ist auf das Orchester gerichtet. Auf die Klangwolken, die es erzeugt.

Dirigent war entzetzt über das neue, gewaltige Werk

Die 8. Sinfonie in c-Moll, hat der Oberösterreicher Anton Bruckner  in ihrer ersten Fassung  am 3. Juli 1887 nach dreijähriger Arbeit abgeschlossen und Kaiser Franz Joseph I. von Österreich gewidmet. Nach Vorlage der ersten Fassung an den Dirigenten Hermann Levi bekundete dieser sein Entsetzen über das neue, gewaltige Werk. Der verzweifelte Komponist tat das, was er so häufig zu tun pflegte: Er erstellte eine zweite Fassung, die 1890 fertig wurde. Zwischendurch legte er das Werk aber zeitweise auch wieder aus der Hand.  Die eigentliche Arbeit an der Neufassung der 8. Sinfonie begann  im April 1889 und zog sich bis zum März 1890 hin. Zur außerordentlich erfolgreichen Uraufführung  der 8. Sinfonie in ihrer zweiten Fassung kam es dann erst am 18. Dezember 1892 durch die Wiener Philharmoniker.

Christoph Eschenbach: weltweit aktiv als Dirigent und Pianist, berühmt für die Breite seines Repertoires und die Tiefe seiner Interpretationen, Förderer junger musikalischer Talente, dirigierte die Bamberger Symphoniker./ Foto: RMF

Die Sinfonie besteht aus vier Sätzen. Der erste Satz beginnt in geheimnisvoller Stimmung mit einem F in Streichern und Horn, worauf unmittelbar ein gleichsam dunkel getöntes Motiv mit sofort darauf folgender doppelter Punktierung der tiefen Streicher erklingt.

Der 2. Satz (Scherzo. Allegro moderato) schreitet in seinem steten Rhythmus markig einher, aber auch die zarten und gar träumerischen Episoden kommen nicht zu kurz.

Im 3. Satz (Adagio) setzte Bruckner wie in der ersten als auch zweiten Fassung Harfen ein. Harfen kommen in Bruckners Sinfonien sonst nicht vor; zu ihrer Verwendung in der Achten sagte Bruckner Folgendes: „A Harf’n g’hert in ka Symphonie; i’ hab’ ma nöt helf’n könna!“ .

Der endgültige Höhepunkt des Satzes verwendet den Beckenschlag, der auch an diesem Abend des Abschluss-Konzertes in der Basilika des Kloster Eberbach ein Höhepunkt war. Die blank geputzten Becken leuchteten wie zwei hochgehaltene goldene Sonnen in der Basilika und zogen für Sekunden beim Tusch alle Aufmerksamkeit auf sich.

Der monumentale vierte Finalsatz wird nach einem kurzen Einleitungscrescendo der Streicher mit gewaltigen Blechbläserakkorden eröffnet. In der Durchführung, die durchaus einen konzentrierten Zuhörer erfordert, finden, wie bei Bruckner üblich, große dramatische Steigerungen statt, bevor die Reprise mit einer Wucht hereinbricht. Den krönenden Abschluss bringt die letzten 13 Takten alle Hauptthemen der vier Sätze gleichzeitig erklingen. Das Hauptthema des ersten Satzes erhält ganz am Schluss seine versöhnende Variante in C-Dur.

Wie eingangs erwähnt, gab es seinerzeit viele gehässige Kommentare von Musik-Kritikern zu diesem wunderbaren Werk! . „Es ist nicht unmöglich“, so der einflussreiche Musikkritiker und Bruckner-Gegner Eduard Hanslik, „dass diesem traumverwirrten Katzengejammer die Zukunft gehört“. Er hätte wohl nie und nimmer gedacht, dass er mit seiner Prognose für die Zukunft derart recht behalten sollte“. So zu lesen im Programmheft des Rheingau Musik Festivals.

Es ist Gott sei Dank so gekommen!

Das war das letzte von 134 Konzerten des diesjährigen Rheingau Musik Festivals. Ein Sommer voller Musik, 105 000 Besucher und 94 Prozent Auslastung  – das ist die wunderbare Bilanz des Jahres 2022!

Johanna Wenninger-Muhr

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