Lufthansa greift bei Eurowings durch und will die Tochter profitabler machen. „Das könnte ein Fehler sein: Eurowings muss endlich selbstständig werden“ schreibt das Handelsblatt am 25. Juni 2019. „Wir haben Eurowings zu viel in zu kurzer Zeit zugemutet“, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Rande des Investorentages am 24. Juni. Er habe erkannt, dass Eurowings eine andere Strategie benötigt.
Wie aber soll diese aussehen? Das Lufthansa-Management habe die Antwort am Montag geliefert. Die neue Eurowings werde kleiner sein, dafür profitabler. Wachstum um jeden Preis sei Vergangenheit. Die klare Botschaft an die Investoren laute: „Jetzt wird bei Eurowings durchgegriffen“.
Sollte der Plan sein, Eurowings nun an die kurze Leine zu nehmen, wäre das laut Handelsblatt der nächste Fehler. Eurowings brauche keine kürzere, sondern eine längere Leine. Der Ableger müsse endlich selbstständig werden. Das zeige die bisherige Historie der Tochtergesellschaft. Dass die Mutter Lufthansa dieser zunächst ein straffes Wachstum verordnete, sei genau richtig gewesen. Problematisch sei allerdings, dass dem Lufthansa-Management bei dieser Konzentration auf das Wachstum der Fokus verloren ging, lamentiert das Blatt.
Laut Spohr-Plan soll das gesamte Eurowings-Langstreckengeschäft künftig von den Netzwerk-Airlines des Konzerns gesteuert werden, kündigte die Lufthansa-Führung um Vorstandschef Carsten Spohr an. Außerdem solle die Eurowings-Flotte auf Flugzeuge der A320-Familie vereinheitlicht und die Kosten deutlich gesenkt werden. So soll die Tochter 2021 im operativen Geschäft die Gewinnschwelle erreichen, was der Vorstand ursprünglich schon für dieses Jahr angepeilt hatte.
Gestoppt werde auch die Integration der belgischen Tochter Brussels Airlines in die Eurowings-Gruppe. Stattdessen soll Brussels enger an die klassischen Netzwerk-Airlines des Konzerns – Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines – angebunden werden.
Eurowings war im vergangenen Jahr durch die Übernahme eines Teils von Air Berlin stark gewachsen. Die Airline macht jedoch Verlust, weil sich die Gesellschaft mit den Konkurrenten Ryanair, Easyjet oder Wizz einen harten Preiskampf auf den Europa-Strecken liefert.
Vor gut einer Woche hatte der Lufthansa-Vorstand per Ad-hoc-Mitteilung sein Gewinnziel für das laufende Jahr kappen müssen. Das Unternehmen rechnet nur noch mit einen Gewinn von 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro. Bislang hatte der Konzern 2,4 bis 3,0 Milliarden angestrebt, im vergangenen Jahr waren es noch 2,8 Milliarden Euro Gewinn, 2017 sogar drei Milliarden. Der Aktienkurs der Lufthansa war noch am selben Tag deutlich eingebrochen.
Quellen: Handelblatt, Süddeutsche Zeitung.