Die Lufthansa-Eckzahlen spiegeln die weltweiten Reiseeinschränkungen wider, die in der Branche zu riesigen Flotten geparkter Flugzeuge und Milliardenverlusten führten.
Staatshilfen gab es für alle fast alle großen Airlines
Praktisch alle großen Airlines bekamen 2020 direkt oder indirekt Staatshilfen. Ohne den Einstieg der Bundesrepublik als Aktionär und einen Kredit in Milliardenhöhe hätte auch der größten deutschen Airline im Sommer 2020 die Pleite gedroht. Alle Airlines taumelten. Sie berichten jetzt über ein Horrorjahr und hoffen auf die Wende.
Der Lufthansa-Wettbewerber Air France-KLM meldete beispielsweise 7,1 Milliarden Euro Verlust 2020 und die British-Airways-Mutter IAG 7,4 Milliarden Euro, also sogar höhere Fehlbeträge als die Lufthansa Group. Selbst der Billigflieger Ryanair erwartet im Ende März auslaufenden Geschäftsjahr fast eine Milliarde Euro Verlust.
Die Branche setzt darauf, dass sich mit mehr Impfungen, Schnelltests sowie den Nachweisen darüber in Form digitaler, internationaler Zertifikate für die Passagiere der Flugverkehr wieder belebt. So dürfte der in Deutschland jetzt zunächst bis 28. März verlängerte Lockdown gerade rechtzeitig für Osterurlaube zu Ende gehen. Die Lufthansa-Tochter Eurowings fährt ihr Mallorca-Flugangebot daher wieder hoch.
Lufthansa kalkuliert damit, dass viele Länder die Reiserestriktionen zum Sommer hin lockern werden, nachdem mehr und mehr Menschen geimpft worden sind. „Wir wissen, dass die Nachfrage stark steigt, sobald Reiserestriktionen fallen“, erklärte jüngst Vorstand Harry Hohmeister. Es gebe „eine große Sehnsucht nach Urlaub“, und entsprechend stark werde der Nachholeffekt sein.
Ticketpreisentwicklung ist noch offen
In der Branche wird ein Szenario für möglich gehalten, dass es im Sommer trotz Urlaubssehnsucht immer noch ein Überangebot an Flugzeugen geben könnte. Die Airlines würden auf der Suche nach dringend benötigtem renditekräftigen Umsatz aber auch nicht Sitzplätze zu Kampfpreisen vergeben. Daher sei offen, wie sich tatsächlich die Ticketpreise entwickeln. Die Passagiere würden immer kurzfristiger buchen, was die Planung erschwere.
Eine konkrete wirtschaftliche Prognose für 2021 legt die Lufthansa nicht vor. Aber es gibt Analystenschätzungen. Sie rechnen im Durchschnitt für dieses Jahr wieder mit gut 50 Prozent Umsatzplus auf 20,6 Milliarden Euro Umsatz und einem um gut 70 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro geschrumpften Verlust. 2022 könnte dann unterm Strich wieder ein kleiner Gewinn stehen.
Die Airline hat bereits angekündigt, dass sie daher Modelle wie den Riesenairbus A380 mit vergleichsweise großem Businessangebot ausmustert. Zudem werden vermehrt touristische Flugziele angesteuert. Auch das neue Angebot von „Eurowings Discover“ auf der Langstrecke mit sieben Flugzeugen soll sonnenhungrige Flugpassagiere an ihre Traumziele bringen. Zum Kostensenkungsprogramm gehört auch, dass die Flotte bis 2024 auf 150 Flugzeuge verkleinert wird.
Spohr hat wiederholt erklärt, dass die Lufthansa letztlich als Gewinner die historisch größte Branchenkrise bewältigen möchte. Es werde zu weiteren Pleiten oder Zusammenschlüssen kommen. Der Lufthansa-Chef möchte auch so schnell wie möglich die mit dem Staatseinstieg verbundenen Restriktionen wieder loswerden.
Quellen: Lufthansa, Spiegel.online, Die Welt