Nach fast drei Monaten unfreiwilliger Zwangspause hat Austrian Airlines am 15. Juni ihren Linienflugbetrieb wieder aufgenommen. Dutzende Freiwillige des Bodenpersonals bildeten ein Spalier vor Gate F1 am Flughafen Wien.
Die abfliegenden Passagiere – nicht nur die der ersten Austrian-Maschine nach München – wurden mit Klatschen, Jubelrufen und Fähnchen-Schwingen begrüßt. Ein überaus emotionaler Moment. CEO Alexis von Hoensbroech sprach in seiner Begrüßungsrede von einem „sehr emotionalen Tag“ und seiner „Dankbarkeit, dass die Phase des Stillstands“ nun vorbei sei.
Austrian Airlines hatte wegen der Coronavirus-Pandemie ihren Flugbetrieb am 18. März eingestellt. Die 82 Flugzeuge waren während der Corona-Zeit in Wien geparkt. Mit dem Rettungspaket, das letzte Woche beschlossen worden ist, sei die Zukunft gesichert, so AUA-Chef Alexis von Hoensbroech. Die AUA bekommt im Zuge des Rettungspakets 150 Millionen Euro Zuschuss aus Steuergeldern sowie 300 Millionen Euro als Kredit, der zu 90 Prozent von der Republik Österreich besichert ist. Die AUA-Mutter Lufthansa investiert weitere 150 Millionen Euro. Die Lufthansa verpflichtet sich in einem Standortvertrag, das Drehkreuz in Wien zu erhalten und gleich schnell auszubauen wie die Drehkreuze in Frankfurt, München und Zürich.
Im Juni wird das Angebot von Austrian vorerst auf 5% der Vorjahreskapazität beschränkt sein. Auf dem Flugplan stehen etwas mehr als 30 Ziele, die allerdings seltener als vor der Krise und mit kleineren Maschinen bedient werden. Sukzessive soll das Programm in den nächsten Wochen und Monaten ausgeweitet werden. Ab Juli wird die Langstrecke mit Verbindungen nach Newark, Chicago, Washington und Bangkok wieder aufgenommen. Das aktuelle Buchungsverhalten sei mit ein bis zwei Wochen Vorlaufzeit extrem kurzfristig, berichtete AUA-Chef Hoensbroech. Die Auslastung liege etwas unter 70%. Bis Jahresende hofft man, das Angebot auf 50% des Vorjahresprogramms hochfahren zu können.
Das neue Normal wird Jahre dauern
Ab dem dritten Quartal soll die Hub-Funktion am Flughafen Wien wieder funktionieren. „Das neue Normal wird Jahre, nicht Monate dauern“, betonte Hoensbroech. Er geht davon aus, dass selbst im Jahr 2023 erst 80% des Vorkrisenniveaus erreicht werden können.
Bei den Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus spielen Masken eine wesentliche Rolle. Diese müssen an Bord dauerhaft getragen werden. Ausgenommen sind Kinder unter 6 Jahren sowie Passagiere beim Essen und Trinken. Jeder Passagier erhalte beim Einsteigen ein Desinfektionstuch. Sofern es die Auslastung zulasse, werden die Passagiere im Flugzeug mit möglichst großem Abstand platziert. Zusätzlich kämen an Bord aller Austrian Airlines Flugzeuge sogenannte „HEPA-Filter“ (High Efficiency Partikel Absorber) zum Einsatz, welche 99,9 Prozent aller Viren, Bakterien und Partikel aus der Luft entfernen, versichert das Unternehmen. Ein Luftaustausch im Flugzeug finde alle drei Minuten statt, dabei bestehe die Luft zu 60 Prozent aus Frischluft und zu 40 Prozent aus Rezirkulationsluft, welche durch die HEPA-Filter gereinigt wird. Nachdem im Flugzeug die Luftströmung nur vertikal stattfinde, gebe es es keine Verteilung der Luft zwischen den Sitzreihen.
Wiens Flughafen-Vorstand Julian Jäger bezeichnet Austrian Airlines „als unverzichtbar für den Wirtschaftsstandort“. Für die Sommermonate Juli bis September rechnet der Flughafen Wien mit 10.000 bis 20.000 Passagieren – gegenüber 100.000 Passagieren im Vorjahr. Bei der Einreise in Wien werden elektronisch unterstützte Gesundheitschecks durchgeführt.
Wien ist EASA-Test Airport für Covid-19-Maßnahmen
Ebenso wie London-Heathrow, Paris-Charles de Gaulle, Frankfurt und München wurde der Flughafen Wien von der EASA (European Aviation Safety Agency) als Test-Airport ausgewählt, um internationale Standards für Covid-19-Sicherheitsmaßnahmen in der Luftfahrt zu evaluieren. Die EASA-Charta, in der Empfehlungen für sicheres Reisen mit dem Flugzeuge abgegeben werden, wurde vor kurzem unterzeichnet.
Quellen: Austrian Airlines, orf.at, kronehit.at