Bei Lufthansa sind Tausende Stellen in Gefahr. Die Airline erklärte, aufgrund der Corona-Krise würden rechnerisch 22.000 Vollzeitstellen oder 26.000 Arbeitsplätze weniger benötigt. Wenn die Aktionäre am 25. Juni über ein staatliches Rettungspaket abstimmen und bis 2024 auf Dividende verzichten, sollen sie auf der anderen Seite wissen, dass ihre Airline drastisch Personal abbaut. Heftige Kritik kommt inzwischen von der Opposition. Die Grünen etwa fordern ein Nachverhandeln des Rettungspakets.
Die Airline-Gruppe brauche nach der Krise rechnerisch 22.000 Vollzeitstellen oder rund 26.000 Mitarbeiter weniger als heute, erklärte die Lufthansa am Mittwochabend nach einem Tarifgipfel mit den Gewerkschaften UFO, Verdi und Vereinigung Cockpit in Frankfurt. Bisher war offiziell von deutlich mehr als 10.000 Arbeitsplätzen die Rede. Um dennoch möglichst wenige der 137.000 Beschäftigten zu entlassen, müssten die Personalkosten für den Zeitraum der Krise deutlich sinken, erklärte Personalvorstand Michael Niggemann. „Deshalb setzen wir alles daran, mit unseren Tarifpartnern bis zum 22. 6. 2020 zu konkreten Ergebnissen zu kommen“, betonte Niggemann. Lufthansa will mit den Gewerkschaften noch vor der außerordentlichen Hauptversammlung am 25. Juni Vereinbarungen über Personalkostensenkungen erzielen. Ein Sparbeitrag sei notwendig für die Zustimmung der Aktionäre zum neun Milliarden Euro schweren staatlichen Rettungspaket für die Lufthansa, hatte Vorstandschef Carsten Spohr gesagt.
Gewerkschaften erklären erneut Bereitschaft einen gemeinsamen Weg zu suchen
Die Gewerkschaften erklärten erneut ihre Bereitschaft, gemeinsam einen Weg aus der Krise zu suchen. „Die Gespräche des heutigen Tarifpartnergipfels haben gezeigt, dass wir gemeinsam eine Lösung finden wollen und werden“, erklärte Markus Wahl, Chef der Pilotengewerkschaft VC. Die Flugkapitäne haben sich bereit erklärt, auf bis zu 45 Prozent ihres Gehalts zu verzichten. Dies würde sich über zwei Jahre auf 350 Millionen Euro summieren – sie fordern dafür aber ein Bekenntnis des Managements zu den Beschäftigten. Die Luftfahrt brauche einen Neustart, erklärte UFO. Die Lufthansa müsse aber auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten und zur Partnerschaft mit den Gewerkschaften bereit sein. „Wir sind uns der schwierigen finanziellen Situation natürlich bewusst, erwarten aber auch substanzielle Sanierungskonzepte über das reine Sparen beim Personal hinaus“, erklärte Verdi-Vizechefin Christine Behle. Ohne Beschäftigungssicherung sei eine Einigung nicht möglich.
Lufthansa erklärte, durch Kurzarbeit und Krisenvereinbarungen sollten betriebsbedingte Kündigungen „möglichst“ vermieden werden. Wie Verdi weiter erklärte, verlangt das Unternehmen Lohnkürzungen, Abstriche beim Geld für Kurzarbeiter, bei Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie einen Verzicht auf Tariferhöhungen. Lufthansa rechnet erst für 2023 mit einem Marktniveau wie vor der Corona-Krise. Die Flotte von 760 Flugzeugen soll dauerhaft um 100 Maschinen verkleinert werden. Betroffen ist nicht nur das Bord-Personal , sondern auch das Boden-Personal oder in der Verwaltung.
Die Hälfte der überzähligen Stellen entfällt laut Lufthansa auf Deutschland. Bei den Töchtern Swiss, Austrian und Brussels Airlines stehen ebenfalls Tausende Stellen auf der Kippe. Nach Medienberichten geht es bei der Schweizer Tochter um bis zu 1.900 Arbeitsplätze. Austrian und Brussels wollen jeweils rund 1.000 Jobs streichen.
Heftige Kritik kommt von der Opposition
Heftige Kritik kommt inzwischen von der Opposition für das Lufthansa Rettungspaket: Die Staatshilfen seien ein einziger Skandal, schrieb Linken-Parteichef Bernd Riexinger auf Twitter. „9 Milliarden für ein Unternehmen, das 4 Milliarden wert ist und Verzicht auf jede Mitsprache. Wenn die Lufthansa 22 00 Stellen streichen sollte, ist die Bundesregierung verantwortlich!“ Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sagte laut einer Mitteilung, das Rettungspaket habe fatale Auswirkungen, weil es keine Sicherheiten für die Beschäftigten enthalte. Zudem seien keine harten Vorgaben zum Klimaschutz gemacht worden. Die Grünen fordern, das Rettungspaket nachzuverhandeln.
Quellen: Lufthansa, br.de, welt.de, ntv