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Die Pandemie hat der Lufthansa einen Verlust von über zwei Milliarden Euro beschert – im ersten Quartal. Das zweite Quartal wird noch schlimmer. Dem Konzern stehen deshalb tiefe Einschnitte bevor, allen beim Personal.

Die Lufthansa bestätigte am 3. Juni, dass in den ersten drei Monaten dieses Jahres ein Fehlbetrag von 2,1 Milliarden Euro entstanden ist. Zum  operativen Verlust von 1,2 Milliarden Euro kam noch ein Verlust in Termingeschäften mit Treibstoff in Höhe von 950 Millionen Euro hinzu. Allerdings sei die Krise damit noch lange nicht ausgestanden. Im laufenden zweiten Quartal erwartet das Management  einen noch höheren Verlust. Vorstandschef Carsten Spohr kündigte „tiefgreifende Restrukturierungen“ an. Dazu gehört auch der Einstieg des Staates, der das Unternehmen mit bis zu neun Milliarden Euro retten soll. Das Finanzpaket muss noch von der EU-Kommission genehmigt werden und anschließend den Aktionären zur Zustimmung vorgelegt werden. Dazu soll am 23. Juni eine außerordentliche Hauptversammlung stattfinden.

Ab September 40 Prozent der ursprünglichen Kapazität im Angebot

Nachdem im Mai nur noch drei Prozent der geplanten Flüge abheben konnten, baut die Lufthansa mit ihren Tochter-Airlines Eurowings, Swiss, Austrian und Brussels Airlines den Passagierverkehr ab Juni schrittweise wieder auf. Für September erwartet die Gruppe, 40 Prozent der ursprünglich geplanten Kapazität anzubieten. Vor allem die Flüge zu touristischen Zielen sollen ausgebaut werden. Zum Höhepunkt der Krise blieben 700 der 763 Jets der Flotte am Boden. Auch im kommenden Jahr dürften noch 300 und im Jahr 2022 noch 200 Maschinen nicht fliegen, schätzt das Management. Für 2023 erwartet der Vorstand weiterhin eine um 100 Flugzeuge verkleinerte Flotte.

Die Lufthansa stemmt sich mit Kostensenkungen gegen das Desaster, die auch das Personal treffen werden. Von den knapp 137.000 Beschäftigten sind 87.000 in Kurzarbeit. Es gebe einen Personalüberhang von bis zu 20.000 Mitarbeitern, hieß es in Konzernkreisen.

Mit den Gewerkschaften soll eine Lösung gefunden werden, möglichst viele von ihnen über mehr Teilzeit und Gehaltsverzicht an Bord zu halten. Einen konkreten Ausblick auf das Gesamtjahr gibt der Dax-Konzern wegen der hohen Unsicherheit über die weitere Entwicklung nicht. Das Betriebsergebnis soll „signifikant“ gegenüber dem Vorjahr sinken.

Anrechnung staatlicher Hilfsgelder für Töchter im Ausland

Lufthansa muss sich staatliche Hilfsgelder für Töchter im Ausland voraussichtlich auf das Rettungspaket der deutschen Bundesregierung anrechnen lassen. Das heiße, wenn der Konzern aus der Schweiz, Österreich und Belgien zusammen staatlich garantierte Kredite von zwei Milliarden Euro erhalte, würden diese von den geplanten neun Milliarden Euro aus Deutschland abgezogen, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr bei der Vorlage der Quartalszahlen. Die Summe gehe dann von dem Kredit der deutschen Staatsbank KfW ab, der sich auf drei Milliarden Euro belaufen soll.

Die Bundesregierung könne zwar auf diese Anrechnung verzichten, sagte Spohr. Allerdings benötige der Konzern keine elf Milliarden Euro. „Wir müssen nur das Geld ziehen, was wir wirklich brauchen.“ Die Schweiz, wo die Lufthansa mit ihren Töchtern Swiss und Edelweiss vertreten ist, hat bereits einen Hilfskredit zugesagt. Mit den Regierungen in Wien und Brüssel ist der Konzern wegen seiner Töchter Austrian und Brussels im Gespräch. Spohr zufolge könnte die Lufthansa auch mit weniger als neun Milliarden Euro Hilfe überleben. Ziel des Rettungspakets sei aber, dass der Konzern stark und wettbewerbsfähig aus der Krise hervorgehe. 

Quellen: Lufthansa, dpa, Börse.ard.de