Kritik an Lufthansa wegen zu wenig Aktivität gegen CO2-Anstieg

Foto: Lufthansa

Erstmalig hat der Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre von Europas umsatzstärkster Airline bei der Jahreshauptversammlung am 7. Mai die Klimaproblematik diskutiert. In einem förmlichen Antrag zur Tagesordnung forderte der Verband sogar die Mitglieder des Vorstands nicht zu entlasten, weil sie zu wenig gegen den Anstieg der CO2-Emissionen getan hätten. Doch mit großer Mehrheit haben die Aktionäre die Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats für das Geschäftsjahr 2018 entlastet. 

Bereits bei der Hauptversammlung des Energieriesen RWE hatte die Organisation einen Teil ihres Rederechts an Aktivisten der Bewegung „Fridays for future“ abgetreten.

Im vergangenen Jahr hatte die Lufthansa AG mit einem stark ausgebauten Flugangebot ihre CO2-Emissionen um 7 Prozent auf 32,6 Millionen Tonnen gesteigert. In diesem Licht scheine das von der Zivilluftfahrtorganisation ICAO vorgegebene Ziel eines CO2-neutralen Wachstums unrealistisch, betonte der Dachverband und bezeichnete die von Lufthansa angekündigten Gegenmaßnahmen als nicht ausreichend.

„CO2-neutrales Fliegen ist technisch nicht absehbar“, so Konzernchef Carsten Spohr. Kraftstoffe seien zwar prinzipiell und nicht zuletzt von der Lufthansa erprobt, stünden aber längst nicht in ausreichender Menge zur Verfügung. Mehr Hoffnung setze er auf die Umwandlung regenerativer Energie in Treibstoff.

In seiner Stellungnahme verwies das Management auf den niedrigsten Durchschnittsverbrauch in der Geschichte des Unternehmens, der im vergangenen Jahr vor allem mit effizienteren Jets erreicht worden sei. Die Airlines der Gruppe benötigten im Schnitt noch 3,65 Liter Kerosin, um einen Passagier 100 Kilometer weit zu fliegen und die Flottenerneuerung gehe weiter. 2018 wurden 29 neue Flugzeuge in die Flotte aufgenommen, für 2019 sind 32 Neuzugänge geplant. Man wolle die Umweltauswirkungen auf ein unvermeidbares Maß beschränken und nach einem internationalen Verfahren von 2021 an das Wachstum mit CO2-Zertifikaten komplett kompensieren, so das Unternehmen.

Im vergangenen Jahr hatte der Dax-Konzern mit einem um 8 Prozent gesteigerten Angebot bei sinkenden Preisen den Umsatz um 1 Prozent auf 35,84 Milliarden Euro gesteigert. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 2,16 Milliarden Euro, rund 8 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Im ersten Quartal dieses Jahres ging es weiter abwärts. Der Vorstand schlägt den Aktionären eine unveränderte Dividende von 0,8 Euro pro Anteil vor.

Lufthansa will Condor komplett übernehmen

Unterdessen hat Lufthansa offiziell ihr Interesse bekundet, den Ferienflieger Condor komplett zu übernehmen. Ein entsprechendes unverbindliches Angebot sei an den britischen Eigentümer Thomas Cook gerichtet worden, erklärte Konzernchef Spohr. Das Angebot könne auch auf die kompletten Airlines der Thomas-Cook-Gruppe erweitert werden. Besonders attraktiv erscheint die Langstrecke zu touristischen Zielen ab Frankfurt und München, die an die Lufthansa-Tochter Eurowings angeschlossen werden könnte.

Bei der Übernahme des Kurz- und Mittelstreckenangebots hatten Lufthansa-Manager in der Vergangenheit stets auf mögliche kartellrechtliche Bedenken der EU-Kommission hingewiesen. Hier rechne man mit Auflagen seitens der Kommission, erklärte Spohr. Die EU hatte bereits die Übernahme noch größerer Teile der insolventen Air Berlin durch die Lufthansa aus wettbewerbsrechtlichen Gründen verhindert.

Quelle: DPA

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