Bei Lufthansa hängt nach dem Gehaltskompromiss mit den Piloten am 15. Februar der Haussegen noch schiefer. Warum? Weil das Unternehmen wohl noch mehr Jets kostengünstiger fliegen lassen lassen will. Darüber ist die Gewerkschaft sauer.
Nach dem Gehaltskompromiss für die Lufthansa-Piloten sieht die Vereinigung Cockpit (VC) die weiteren Tarifgespräche als schwer belastet an. Grund ist die gleichzeitige Ankündigung des Konzerns vom gleichen Tag, 40 weitere Flugzeuge der Kernmarke Lufthansa nicht mehr mit Piloten zu besetzen, die nach den Regeln des Konzerntarifvertrags bezahlt werden. „Langfristig schrumpft damit die Flotte der Lufthansa Classic“, sagte VC-Sprecher Markus Wahl am 16. Februar.
Die VC rechnet damit, dass Flugzeuge, die in den kommenden Jahren aus der Lufthansa-Flotte ausscheiden, durch neue Jets bei anderen Konzerngesellschaften ersetzt werden. Es sei noch nicht klar, wie schnell dieser Prozess ablaufe, sagte Wahl. Gleichzeitig schrumpfe die Gruppe der zuletzt noch 5400 Stammpiloten, weil Lufthansa schon seit Jahren zu den Bedingungen des Konzerntarifvertrags (KTV) keine neuen Flugzeugführer mehr einstellt. Wenn die Jets schneller aus der Flotte genommen würden, als Piloten in den Ruhestand wechseln, könne es zu Personalüberhängen kommen.
„Die Kollegen sind über das Vorgehen der Lufthansa empört“, sagte Wahl. Dennoch empfehle die Tarifkommission die Annahme des am 15. Februar erreichten Schlichtungskompromisses zum Gehalt. Gerade beim Vergütungstarifvertrag sei man am längsten ohne Abschluss gewesen. Die Piloten sollen neben einer Einmalzahlung Gehaltssteigerungen von 8,7 Prozent erhalten. Die Urabstimmung läuft bis Ende März.
In einem Interview für Mitarbeitermedien stellte Lufthansa-Personalvorstand Bettina Volkens hingegen klar, dass die zusätzlichen Gehaltkosten von 85 Millionen Euro pro Jahr kompensiert werden müssten. Dies könne auch auf anderen Wegen als über die Flottenplanung geschehen. „Da aber noch genug andere Tarifverträge offen sind (…), gibt es alternative Möglichkeiten, im Zuge einer Gesamtlösung die Kosten deutlich zu senken“, erklärte sie.
Nun müssten unverzüglich neue Gespräche zu den anderen offenen Tarifthemen aufgenommen werden, sagte Wahl. „Allerdings ist der Einstieg durch die angekündigte Auslagerung schwer belastet.“ Noch sei unklar, ob erneut nach einer Gesamtlösung gesucht oder ein Einzelthema angegangen werde. Große Meinungsunterschiede gibt es sowohl bei der Ausgestaltung des Vorruhestands als auch bei den Betriebsrenten und den Bestimmungen des Manteltarifs. Hier seien auch neue Arbeitsniederlegungen möglich. Die VC hat im gesamten Tarifkonflikt seit April 2014 bereits 14 Mal gestreikt. In der Vorruhestandsfrage gibt es auch eine Urabstimmung aus dem Jahr 2014, bei der mehr als 90 Prozent der Teilnehmer ihre Bereitschaft zu Arbeitskämpfen erklärt hatten.
Quellen: Frankfurter Neue Presse, Tagesspiegel