Musik für Bierstuben im Kloster Eberbach

Ungewöhnlicher Ort für die Show The Alehouse Session/Foto: Ansgar Klostermann

Die Aufführung von „The Alehouse Session“ im Kloster Eberbach hätte bei gutem Wetter im Kreuzgang des Klosters stattfinden sollen. Regen hatte das aber verhindert und so fand die Show in der Basilika statt. Etwas  für den Ort  ungwöhnlich fand ich, dass Perkussion-und Trommel-Perfektionist Helge Andreas Norbakken als erstes einen Schluck aus seiner Bierflasche nahm.

Doch Gott sei Dank kamen schnell die einschmeichelnden, leisen, stimmungsvollen Töne von Viola und Violinen, begleitet vom Gezwitscher und den Rundflügen des Schwalbenpärchens über der Bühne, das wohl in der Basilika heimisch ist.

Das norwegische Ensemble Barokksolostine wurde von Bjarte Eike, Norwegens führendem Barock-Violonisten 2005 gegründet. Im  Ensemble versammeln sich Künstler von hohem solistischen Niveau . Seit seinem Anfang war Barokksolistene als Ensemble bei verschiedenen Festivals in Europa zu Gast. So etwa bei Jazz-Festivals, bei Stockholm Early Music Festival und den BBC-Proms. Beim Rheingau Musik Festival gaben Alehouse Session reits 2015 und 2017 zu Gast.

Eine Stube und ein paar Bänke reichten, um ein Alehouse zu eröffnen

Die Ursprünge der Alehouses liegen im frühen Mittelalter, als alle selbst brauten, die sich die notwendigen Utensilien leisten konnten. Das Ale wurde im Gegensatz zum Bier aus gemälzter  Gerste, ohne Zugabe von Hopfen hergestellt. Als Bitterstoffe dienten Kräuter. Ale wurde zu jeder Tageszeit getrunken, weil der Alkoholgehalt niedrig war. Das Brauen war in jener Zeit Aufgabe der Frauen. Neben der Hausarbeit stellten die `brewsters´oder ´alewifes´ das Getränk her, um es zum Beispiel auf dem Markt zu verkaufen. Mehr als eine Stube und ein paar Bänke brauchte auch ein Haushalt nicht, um seine Pforten als Alehouse zu öffnen. Allein in London geht man von etwa 1 700 Standorten im 13. Jahrhundert aus. „Auf dem Land fanden Reisende zu jener Zeit oft in Klöstern Rast und Erfrischung und das Gotteshaus der Gemeinden war ein Platz der Zusammenkünfte, zum gemeinsamen Feiern und der Geselligkeit“, so ist dem Programmheft zu entnehmen. Als im 16. Jahrhundert im Zuge der Reformation die Kirche zu einem Ort der Austerität, des Ernstes und der Strenge, wurde und zahlreiche Abteien ihre Pforten schließen mussten, hätte das Alehouse zunehmend an Bedeutung für Gastfreundschaft und dörfliches Zusammensein gewonnen.

Nach 1800 hätte sich die Situation der Alehouses nachhaltig gewandelt. Höhere Lebensstandards ließen die Ansprüche an Angebot und Ausstattung steigen und auch die viktorianische Frauenwelt wollte Lokale frequentieren. Aus dem Alehouse hätte sich das Public House entwickelt, das heute noch als „Pub“ Teil der angelsächsischen Kneipenkultur ist.

Der Ort für die Aufführung „The Alehouse Session“ in der Basilika des Kloster Eberbach im Rahmen des Rheingau Musik Festivals war also doch nicht so ungewöhnlich, wenn man von den Alehouses im Mittelalter erfährt. Auch damals fanden Reisende in Klöstern Rast, Erfrischung und Unterhaltung und auch damals waren Kirchen ein Platz zum gemeinsamen Feiern und der Geselligkeit. 

Barrokksolistene boten an diesem Abend eine beeindruckende und mitreißende Show. Zu bewundern waren: Bjarte Eike -Violine, Miloš Valent – Violine, Per Buhre – Viola, Steven Player – Tanz & Gitarre, Fredrik Bock – Gitarre, Johannes Lundberg -Kontrabass, Hans Knut Sveen – Harmonium, Cembalo & Gesang und Helge Andreas Norbakken – Perkussion.

https://www.rheingau-musik-festival.de/veranstaltung/the-alehouse-session-1/

Johanna Wenninger-Muhr

Das Rheingau Musik Festival bietet noch bis zum 5. September Konzerte aus Klassik, Jazz, aber auch Weltmusik und Pop.www.rheingau-musik-festival.de

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