Air France und KLM haben von den Regierungen ihrer Heimatländer in der milliardenschwere Corona-Unterstützung erhalten. Weil diese aber nicht reichen, sind beide auf der Suche nach weiteren Geldgebern. Inzwischen wurde bekannt, dass Frankreich und die Niederlande unterschiedliche Pläne für ihre „National Carrier“ haben.
„Wollen wir wirklich ein integriertes Unternehmen oder nicht“, zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg den Staatssekretär im französischen Verkehrsministerum Jean-Baptiste Djebbari. Es gehe jetzt darum, herauszuarbeiten, wie die Gruppe wieder auf die Beine kommt, welche Rolle die Staaten dabei spielen sollen und welche Ressourcen innerhalb dieser Strategie gebraucht werden, welche Art der Verstaatlichung – wenn es das ist, was wir brauchen – und unter welchen Bedingungen.
Air France und KLM haben sich 2004 zusammengeschlossen. Ein besonders inniges Verhältnis war seitdem nicht das Markenzeichen des Verbundes. KLM-Management und -Mitarbeiter zeigten sich chronisch genervt von der Streiklust ihrer französischen Kollegen und den oft vergleichsweise schlechteren Jahresabschlüssen. Die Niederlande hatten ihr Aktienpaket an Air France-KLM 2019 ohne Absprache mit dem französchen Gegenüber aufgestockt – die Regierungen kontrollieren jeweils rund 14 Prozent der Airline.
In der Coronakrise war Frankreict vergleichsweise schnell dabei, als es galt, Air France finanziell unter die Arme zu greifen. Die Regierung misst der Airline eine hohe strategische und geopolitische Rolle bei – entsprechend groß ist der Wille, zum ihrem Überleben beizutragen.
Im Fall der KLM ist letzteres laut dem niederländischen Finanzminister Wopke Hoekstra „nicht garantiert.“ Nach Ansicht Djebbaris, der selbst als Pilot für Jetfly im Einsatz war, hat KLM in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich vom Zusammenschluss mit Air France profitiert. Er sieht die Zeit gekommen, die zukünftige Struktur zu überdenken.
Air France/KLM war und ist unter den europäischen Airlines immer auch ein Konkurrent der Lufthansa Group (Lufthansa, Austrian Airlines, Swiss und Belgian Airlines). Die weitere Entwicklung von Air France/KLM ist deshalb auch für das Spannungsverhältnis innerhalb der europäischen Airlines interessant. (jwm)