Die Buchungen bei Lufthansa steigen nicht wie noch im Sommer erhofft. Immer mehr Städte und Regionen werden zu Corona-Risikogebieten erklärt und die Angst vorm Fliegen bleibt. Die Airline gerät dadurch in schwerere Turbulenzen als bislang schon. Bis vor Kurzem ging das Management von einem Auslastungsgrad von 50 Prozent aus. Mittlerweile gelten 20 bis 30 Prozent als wahrscheinlich. Die Airline verstärkt daher ihre Sparanstrengungen.
Mittelfristig will man die Flotte um 150 Maschinen verkleinern, bislang war von einer Reduzierung um nur 100 Maschinen die Rede. Das für 800 Passagiere ausgelegte Großraumflugzeug A380 wird komplett außer Dienst gestellt. Um die Kosten zusätzlich zu senken, müssen wohl auch der bereits eingeleitete Personalabbau intensiviert und die Gehälter für die im Konzern verbleibenden Mitarbeiter gekürzt werden. Ziel ist es, den monatlichen Verlust an liquiden Mitteln von aktuell 500 bis Ende des Jahres auf 400 Millionen Euro zu senken und im kommenden Jahr ein Plus zu erzielen. Das würde Zeit bringen, die Staatshilfe von neun Milliarden Euro wäre dann nicht so schnell aufgebraucht.
Das Personalabbau-Problem
Zu viel Zeitdruck, mangelnde Beratung und zu wenig Geld: Nicoley Baublis, Ufo-Geschäftsführer, sieht wenig Anreize, die Angebote der Lufthansa zum freiwilligen Abschied aus dem Unternehmen anzunehmen.
„Selbstverständlich stehen unsere Experten den Mitarbeitern für Fragen zur Verfügung“, so ein Unternehmenssprecher. Es seien bereits mehrere hundert individuelle Angebote erstellt worden. Zur Beteiligung könne man noch keine Aussagen treffen, da beide Abfindungsprogramme noch liefen.
Neues Eckpunktepapier mit den Piloten
Mit den Piloten hat der Konzern angeblich ein neues Eckpunktepapier verfasst, das sich an der bereits vor Monaten zugesagten Sparsumme von 380 Millionen Euro orientiert. Danach hatte die Piloten Vereinigung Cockpit (VC) allerdings interne Probleme und musste nacharbeiten. Der Tarifpoker begann erneut. Die VC möchte vor allem auch Piloten aus anderen Konzerngesellschaften bei der neuen Ocean GmbH einsetzen, mit der die Lufthansa künftig die touristische Langstrecke fliegen will.
Die VC rechnet übrigens anders als die Lufthansa: Inklusive Kurzarbeit würde der Konzern allein bei den Piloten 800 Millionen Euro sparen und in der Kabine 1,5 Milliarden Euro. Zuzüglich des von Verdi vertretenen Bodenpersonals kämen bei dieser Rechnung mehr als vier Milliarden Euro Einsparungen bis 2023 zusammen.
Quellen: Börse online, dpa, Tagesspiegel, airliners.de