Erste Teilverstaatlichung eines Großkonzerns wegen der Corona-Krise
Ohne staatliche Hilfe wird das Unternehmen nicht auskommen. Bis zu 10 Milliarden Euro werden diskutiert. Das scheint nicht unrealistisch. Analysten erwarten für das 1. Halbjahr 2020 einen Verlust von fünf Milliarden Euro. Sollte der Stillstand über den Juni hinausgehen, werden es noch mehr sein. Jeden Monat geht rechnerisch ein Umsatz von zwei Milliarden Euro verloren. Verhandelt werden Kredite aber auch direkte staatliche Beteiligung. Im Zuge einer Kapitalerhöhung könnte die KfW-Bank Aktien der Lufthansa übernehmen. Es wäre die erste Teilverstaatlichung eines Großkonzerns wegen der Corona-Krise. Eine Mehrheitsbeteiligung haben Regierung und die Lufthansa abgelehnt, eine Beteiligung von einem Drittel würde derzeit 1,3 Milliarden Euro kosten. In der kommenden Woche könnten die Gespräche schon zum Abschluss kommen. Lufthansa Chef Carstens Spohrs Finanzvorstand wird dann nicht mehr dabei sein.
Carsten Spohr würde gerne Hilfen ohne Bundesbeteiligung bekommen. Staatliche Eigentümer hat er bei den Golf Airlines immer kritisiert, weil sie den Wettbewerb durch verdeckte Subventionen verzerren. Er muss befürchten, dass der Bund Einfluss auf das Tagesgeschäft ausüben könnte und nicht nur passiver Aktionär bleibt. So etwa beim Klimaschutz. Die Bundesregierung, die vielleicht künftig eine grüne Beteiligung haben wird, könnte die Lufthansa drängen, manche Kurzstrecken nicht mehr zu bedienen.
Vollständige Übernahme der Condor durch den Bund?
Es könnte auch zu einer vollständigen Übernahme der Condor durch den Bund kommen, weil die eigentlich schon beschlossene Übernahme durch die LOT zu scheitern droht. Dann könnte Spohr wieder ins Spiel kommen, der schon immer Interesse an Condor hatte. Wenn beide deutschen Linien in Staatshand sind, könnte auch die Politik Interesse an einer Verschmelzung haben. Bisher stand dem das Kartellrecht und das Interesse der Reisebranche an ausreichend Konkurrenz im Wege.
Etwas Positives kann Carsten Spohr immerhin verkünden: „Unsere Bilanz ist stärker, die Eigenkapitalsquote ist höher als bei allen anderen Wettbewerbern“. Rund fünf Milliarden liquide Mittel hat die Lufthansa. Man werde im Zweifel länger durchhalten als andere, sagt der Konzernchef. Das ist auch sein Verdienst. Wenn sich die Krise erstmal beruhigt hat, einige Fluglinien sie aber nicht oder nur angeschlagen überlebt haben, kann er die Lücken füllen.
Quellen: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, dpa, ntv.de, Lufthansa.