Nachdem Lufthansa wegen der rasch voranschreitenden Ausbreitung des Coronavirus ankündigte, in den kommenden Wochen 23 000 Flüge ausfallen lassen zu müssen, verschärft sich die Lage noch einmal deutlich. Grund ist das von US-Präsident verhängte Einreiseverbot europäischer Staatsbürger in die USA. Lufthansa will wegen der Coronakrise zudem Staatshilfe beantragen.
In der Nacht vom 12. auf 13. März hatte Donald Trump Europa dafür verantwortlich gemacht, dass das Coronavirus sich auch in den USA zu stark habe verbreiten können! Zu lasch seien die europäischen Maßnahmen gegen die Pandemie gewesen, sagte er in einer TV-Ansprache an die amerikanische Bevölkerung. Die Folge: Niemand, der einen europäischen Pass besitzt darf mehr als Tourist oder für einen geschäftlichen Termin in die USA einreisen. Und selbst wenn man sich als Amerikaner ausweisen könne, müsse man sich aus Europa kommend zunächst auf den Coronavirus testen lassen. Mindestens bis Mitte April sollen diese Maßnahmen gelten.
Wirtschaftlich ist das nicht nur für das amerikanische Tourismusgeschäft ein herber Schlag, sondern auch für europäische Airlines. Sie müssen nun wegen des US-Banns zahlreiche weitere Flüge streichen. Und in diesem Zusammenhang trifft das übrigens nicht nur die wirtschaftlich lukrativen Strecken in die USA selbst. Sondern wegen ausbleibender Nachfrage auch dutzende Zubringer-Flüge. So teilte zum Beispiel der Flughafen Münster/Osnabrück am Donnerstag mit, dass Lufthansa voraussichtlich im gesamten April keinen der täglich bis zu fünf geplanten Flüge von und nach Frankfurt durchführe.
Griff zu radikalen Mittel notwendig
Lufthansa muss zu derart radikalen Mitteln greifen, um finanziell nicht einen Kollaps zu erleiden. Unzählige Passagiere haben in den vergangenen Tagen von ihrem Recht Gebrauch gemacht, ihre gebuchten Tickets kostenlos zu stornieren. Finanziell ein Desaster. Mit der Folge, dass in einer Art Notprogramm zahlreiche Maschinen am Boden bleiben. Darunter auch diverse Airbus A380. Das größte Passagierflugzeug der Welt ist zu groß und im Betrieb zu teuer, um nur einen Bruchteil der maximal möglichen Passagiere zu befördern.
Während der Flugbetrieb nach Kanada vorerst unverändert weiterlaufen kann, streichen Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines diverse Verbindungen zu US-Zielen. Die Drehkreuze in Chicago, Newark (New York) und Washington will die Lufthansa Group in ausgedünnter Form weiter anfliegen. Die offizielle Verlautbarung lautet: Weil von dort Weiterflüge zu praktisch allen relevanten Großstädten in den USA möglich sind. Hier stellt sich die Frage, wie viele Passagiere in den in Richtung USA fliegenden Maschinen noch an Bord sind.
Wichtige Metropolen wie Houston, Los Angeles oder San Francisco aus Direktflug-Programm gestrichen
Alle anderen US-Flüge werden aufgrund der Restriktionen der US-Behörden bis auf Weiteres eingestellt. Dazu zähle auch, dass es ab Düsseldorf, München und Genf vorübergehend gar keine Verbindungen mehr in die USA gebe. Selbst wichtige Metropolen wie Houston, Los Angeles oder San Francisco streicht die Gruppe aus ihrem Direktflug-Programm.
Weiteres Ungemach droht auf der Langstrecke von Lufthansa bereits an anderer Stelle. Indien hat neue Einreisebestimmungen erlassen, die es notwendig machen, auch das Flugprogramm in dieses Land zu überprüfen. Die Auswirkungen würden aktuell bewertet, heißt es seitens Lufthansa. Folgen hat das auch für die Mitarbeiter des Unternehmens. Für Teile des Kabinen- und Bodenpersonal ist Kurzarbeit eingeplant und prüfe dies auch für Mitarbeiter am Boden. Ein entsprechender Antrag sei bereits eingereicht worden, teilte ein Sprecher der Airline am 13. März mit.
Lufthansa will Staatshilfe beantragen
Das Handelsblatt meldete am Freitag nachmittag darüber hinaus, dass Lufthansa wegen der Coronakrise Staatshilfe beantragen werde. Dem Bericht zufolge erklärte Lufthansa Chef Carsten Spohr in einer internen Videobotschaft an die Mitarbeiter, dass man mit den Regierungen in den Heimatmärkten über mögliche Staatshilfen rede. Spohr wird noch am Freitagabend, 13.3., an einer Runde mit Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnehmen, in der es um Corona und die Folgen gehen soll.
Der Aktienkurs des Unternehmens hat inzwischen eine gewaltige Talfahrt hinter sind. Er notiert derzeit bei 9,79 Euro.
Lufthansa gilt finanziell aber als gut aufgestellt. Die Finanzverbindlichkeiten abzüglich der Barmittel soll Ende des dritten Quartals 2019 unterhalb des Eigenkapitals gelegen haben. Keine der großen Fluggesellschaften mit einem derartigen Netzwerk weise so einen guten Wert aus, schreibt das Handelsblatt.
Quellen: Lufthansa, Handelsblatt, manager magazin