Das „Low Noise Augmentation System“, kurz LNAS, ist am 14. Oktober am Flughafen Frankfurt in die Langzeiterprobung gestartet. Das vom Forum Flughafen und Region (FFR) initiierte Forschungsprojekt soll dazu beitragen, dass Landeanflüge leiser werden und weniger Treibstoff benötigen. Gefördert wird das Projekt durch das Umwelt- und Nachbarschaftshaus (UNH) des FFR. Projektpartner sind neben dem UNH, die Fraport AG, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die Deutsche Lufthansa, die die Flüge durchführt.
Lufthansa hat das vom DLR entwickelte System LNAS in insgesamt 86 Flugzeugen ihrer Airbus A320-Familie installiert und eine Gruppe von freiwilligen Piloten in der Nutzung geschult. Eingesetzt wird LNAS im Endanflug bei ausreichend guten Wetter- und Windbedingungen. „Änderung der Verfahren, gerade in der für Piloten belastenden Anflugphase. bedürfen guter Abstimmung, um akzeptiert zu werden und effektiv zu sein, daher unterstützen wir diese Kooperation und Tests unter realen Bedingungen.“ sagt Eike Bloemsma, der die LNAS-Testphase bei Lufthansa koordiniert.
Langzeiterprobung von Herbst 2019 bis Sommer 2020 im realen Umfeld
Die Langzeiterprobung läuft von Herbst 2019 bis Sommer 2020 mit einer sich anschließenden Auswertung bis Anfang 2021. Ziel ist es, umfassend Daten darüber zu sammeln, wie groß im Detail die Verminderung von Fluglärm und Treibstoffverbrauch durch im LNAS im Regelbetrieb ausfallen kann. Die Innovation in diesem Projekt sei der Probebetrieb im realen Umfeld der Airline und des Flughafens, da der Anflugverlauf nicht nur vom Piloten bestimmt werde, sondern auch von individuellen Bedingungen wie Wetterverhältnisse und Verkehrsaufkommen,.so Prof. Johann-Dietrich Wörner, Mitglied des Vorstands des FFR.
Mit Unterstützung des FFR hatte das DLR bereits 2016 erste erfolgreiche Flugversuche mit LNAS auf dem Forschungsflugzeug A320 ATRA (Advanced Technology Aircraft) am Flughafen Frankfurt unternommen. Die Fortführung der Forschungsarbeiten als Baustein des Maßnahmenprogramms Aktiver Schallschutz des FFR fußt auf den damals aufgezeigten positiven Tendenzen hinsichtlich Lärmeinwirkung und Treibstoffverbrauch.
In einer Vorerprobungsphase integrierte die Lufthansa das System in Flugzeuge der A320-Familie. Für die jetzt beginnende Langzeiterprobung im regulären Flugbetrieb am Flughafen Frankfurt waren vorab einige Systemanpassungen notwendig, um den Anforderungen hinsichtlich der Flugsicherheit und des Frankfurter Luftraums gerecht zu werden.
Während des Probebetriebs des Assistenzsystems LNAS am Flughafen Frankfurt werden Daten über Treibstoffverbrauch und Geräuscheinwirkungen von Anflügen auf die Landebahn Nordwest bei Westbetrieb erhoben. Die Fraport AG und das UNH haben dafür im Bereich des Endanflugs ein engmaschiges Messnetz mit insgesamt fünf Anlagen zur Erfassung der Fluggeräusche eingerichtet. Gemeinsam werden sie die gesammelten Daten bis Anfang 2021 auswerten und analysieren, ob unter realen Bedingungen eine Reduktion des Fluglärms erreicht wird.
LNAS: zusätzliche Informationen, die heutige Cockpitanzeigen nicht bieten
LNAS ist ein Assistenzsystem, das dem Piloten zusätzliche Informationen anzeigt, die heutige Cockpitanzeigen nicht bieten. Diese unterstützen dabei, Geschwindigkeit und Flugzeugkonfiguration zum optimalen Zeitpunkt anzupassen, bei gleichzeitiger Einhaltung der Vorgaben zur Flugsicherheit und Flugverkehrskontrolle. Es erstellt eine Vorabplanung für den optimalen Anflug mit Triebwerken im geräucharmen Leerlauf von der Zwischenanflughöhe bis zur Stabilisierungshöhe. „Das System zeigt dem Piloten dazu die optimalen Zeitpunkte für ein möglichst spätes Klappensetzen und Ausfahren der Fahrwerke und korrigiert diese Planung aufgrund sich ändernder Umweltfaktoren wie Wind, erklärt Dr. Fethi Abdelmoula, der am DLR-Institut für Flugsystemtechnik die LNAS-Entwicklung leitet.
Folgt der Pilot diesen Vorgaben, werden unnötige besonders laute Momente im Anflug vermieden oder erst später im Anflug relevant.
Quelle: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) https://www.DLR.de/