Condor-Muttergesellschaft Thomas Cook in der Bredouille

Condor Airbus A320-200/Foto: Thomas Cook

Die kriselnde Condor-Muttergesellschaft Thomas Cook treibt die Pläne für ihre Rettung voran – und braucht dafür mehr Geld als die bisher gebotenen 750 Millionen Pfund. Der Reisekonzern gerät durch den Preiskampf im europäischen Fluggeschäft und den Brexit zunehmend unter Druck.

Die Übernahme durch den chinesischen Fosun-Konzern und die Banken samt 750 Millionen Pfund an frischem Geld solle Anfang Oktober umgesetzt werden, teilte Europas zweitgrößter Reiseveranstalter am 12. August in London mit. Außerdem sollen die Anleihegläubiger jetzt zusätzlich 150 Millionen Pfund zuschießen. Seit der Vorstellung des Sanierungsplans Mitte Juli ist geplant, dass der chinesische Mischkonzern Fosun und die beteiligten Banken Thomas Cook mit frischem Geld unterstützen.

Ein Großteil der Bankkredite und Anleihen des Konzerns soll in Eigenkapital umgewandelt werden. Fosun, die Banken und die Anleihegläubiger würden damit zu den wichtigsten Aktionären. Bereits im Jahr 2012 hatten Banken den Reisekonzern vor dem drohenden Untergang gerettet.

Der Konzern habe bei den Verhandlungen deutliche Fortschritte gemacht, teilte Thomas Cook mit. Dies gelte für die Gespräche mit Fosun, den Banken sowie Gläubigern von rund 50 Prozent der erstrangigen Thomas-Cook-Anleihen, die in den Jahren 2022 und 2023 zur Rückzahlung anstehen. Im Gespräch mit den Anleihegläubigern will Thomas Cook jetzt erreichen, dass diese ihre Papiere nicht nur wie vorgesehen in Eigenkapital tauschen – sondern auch weiteres Geld zuschießen.

Der Konzern sitzt auf einem Schuldenberg in Milliardenhöhe und ächzt unter der hohen Zinslast. Der jüngste Preiskampf im Reise- und Fluggeschäft droht ihm den Garaus zu machen. Hinzu kommt die anhaltende Unsicherheit rund um den Brexit, die die Urlaubsfreude der britischen Kundschaft dämpft. Das Sommerhalbjahr bis Ende September werde deutlich schwächer als 2018, erklärte Konzernchef Peter Fankhauser Mitte Juli. Jetzt braucht der Konzern dringend Geld, um über den saisonbedingt reise- und einnahmeschwachen Winter zu kommen und in Digitalisierung und eigene Hotels zu investieren.

Die Thomas-Cook-Aktie reagierte mit einem weiteren Kursrutsch auf diese Nachrichten. Am 12. August ging es zeitweise um mehr als ein Drittel abwärts. Seit einem Jahr hat die Aktie rund 90 Prozent ihres Werts verloren, Mitte Juli wurde sie für 4,30 Pence gehandelt. Die chinesische Fosun-Gruppe hält bereits 18 Prozent an Thomas Cook und würde im Gegenzug zu Kapitalspritze und Schuldenabbau die Mehrheit an der Reisesparte der Briten erlangen. Die Airline-Gruppe einschließlich der deutschen Tochter Condor würde zuvor abgespalten.

Fosun würde hier nur einen Minderheitsanteil übernehmen, damit die Airlines nicht ihre europäischen Flugrechte verlieren.

Türkischer Tourismus-Unternehmer investiert, um mitreden zu können

Allerdings haben Investoren in den vergangenen Wochen bei Thomas-Cook-Aktien zugeschlagen. So hat der türkische Tourismus-Unternehmer Neset Kockar, Gründer der Anex Tourism Group, rund acht Prozent der Anteile gekauft. Er will eine Position erreichen, in der er bei der Rettung von Europas zweitgrößtem Reisekonzern mitreden kann. Die Probleme des Konzerns sieht er nicht nur auf der finanziellen Seite, sondern auch bei der strategischen Ausrichtung, wie er vergangene Woche der Nachrichtenagentur Bloomberg sagte. Er sprach sich auch dagegen aus, die Airlines vom Veranstaltergeschäft zu trennen.

Thomas Cook gilt als Erfinder der Pauschalreise. Der Baptistenprediger Thomas Cook brachte im Juli 1841 rund 500 Reisende per Bahn vom britischen Leicester zu einem Treffen nach Loughborough. Im Jahr 2001 übernahm die deutsche C&N Touristic aus Neckermann Reisen und Condor den britischen Veranstalter Thomas Cook und nahm selbst dessen Namen an.

Quellen: dpa-AFX

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