Absturz der Boeing 737-Max kein Pilotenfehler

Die äthiopische Transportministerin Dagmawit Moges spricht auf einer Pressekonferenz über die Ergebnisse eines vorläufigen Untersuchungsberichts zum Flugzeugabsturz der Ethiopian Airlines ET 302. - © © dpa - Michael Tewelde/XinHua
Die äthiopische Transportministerin Dagmawit Moges spricht auf einer Pressekonferenz über die Ergebnisse eines vorläufigen Untersuchungsberichts zum Flugzeugabsturz der Ethiopian Airlines ET 302/Foto: dpa

Der Absturz der Boeing 737 Max von Ethiopian Airlines ist nicht auf Pilotenfehler zurückzuführen. Das geht aus ersten Erkenntnissen der Flugunfallermittler hervor. Die Besatzung der in Äthiopien abgestürzten Boeing 737 Max hat einer ersten Untersuchung zufolge alle vom Hersteller vorgesehenen Verfahren befolgt.

Dennoch hätten die Piloten das Flugzeug nicht unter Kontrolle bringen können, sagte die äthiopische Transportministerin Dagmawit Moges am Donnerstag in Addis Abeba bei der Vorstellung der ersten Erkenntnisse aus dem vorläufigen Untersuchungsbericht zu dem Unglück vom 10. März.

Das Wall Street Journal berichtete, die  Piloten der Ethiopian-Airlines-Maschine hätten sich zunächst an die von Boeing vorgegebene Notfallprozedur gehalten. Sie hätten das MCAS abgeschaltet, das Flugzeug aber trotzdem nicht unter Kontrolle bekommen, und das System wieder angeschaltet. Allerdings war zunächst unklar, wie das MCAS wieder aktiviert werden konnte. In Ermittlerkreisen hieß es, das System habe sich womöglich selbst wieder eingeschaltet.

Damit scheint, dass der Absturz ähnliche Ursachen hatte wie ein Unfall in Indonesien. Im Oktober war eine ebenfalls fast werksneue 737 Max der Lion Air abgestürzt. Die Untersuchungen dort laufen noch. Die Auswertung der Flugschreiber der in Äthiopien verunglückten Boeing lässt auf „klare Ähnlichkeiten“ mit dem Absturz der baugleichen Maschine in Indonesien schließen, hatte die äthiopische Verkehrsministerin Dagmawit Moges bereits erklärt, kurz nachdem französische Experten der Luftsicherheitsbehörde BEA die Daten der Blackboxes ausgelesen hatten. Die Auswertung aller Daten zum Unglück in Äthiopien könnte insgesamt „sechs Monate bis zu einem Jahr“ dauern, sagte der Leiter der Untersuchung, Amdiye Ayalew. In dieser Zeit werde untersucht, ob es „andere Probleme“ bei dem Flugzeug gebe.

MCAS soll bei der Boeing 737 Max eigentlich Strömungsabrisse verhindern. Das System wurde nötig, denn Boeing musste die verbrauchseffizienteren, aber im Vergleich zu Vorgängerversionen der 737 auch deutlich größeren und schwereren Max-Triebwerke recht weit vor dem Flügel anbringen. Dadurch veränderten sich auch Aerodynamik der Maschinen – und zwar zum Nachteil.

Für Boeing ein ernsthaftes Problem

Nach dem jüngsten Crash erließen Luftfahrtbehörden rund um die Welt daher bis zur Klärung der Unglücksursachen ein Flugverbot für die Boeing 737-Max-Reihe. Die rund 370 seit 2017 ausgelieferten Flugzeuge müssen daher am Boden bleiben. Für Boeing sind die Zweifel an dem Kassenschlager, für den nach Angaben des Konzern rund 5000 Bestellungen vorlagen, ein ernsthaftes Problem. Es drohen Entschädigungsforderungen und verschiedene Prozesse. Zugleich stehen auch die Behörden FAA und EASA in der Kritik. Dabei geht es um die Zulassungspraktiken, die das potentiell unsichere System abgenickt haben.

Am Freitagabend hatte Boeing eine übergangsweise Herabsetzung der MAX-Produktion um 19 Prozent auf 42 Flugzeuge ab Mitte April angekündigt. „Die Senkung der 737-Rate von 52 auf 42 (Flugzeuge) pro Monat ab Mitte April sagt uns, dass Boeing von einer längeren Zeitspanne als zunächst erwartet ausgeht, bis die Regulierungsbehörden das Grounding der 737 MAX wieder aufheben“, ordnete Bloomberg-Analyst George Ferguson die nach Börsenschluss verkündete Entscheidung ein. Die 737 MAX gilt nach zwei Abstürzen bei Lion Air und Ethiopian Airlines mit 346 Toten als nicht flugsicher.

Quellen: Wall Street Journal, Spiegel online, aero.de

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