Der Computerwissenschaftler Carl-Herbert Rokitansky spricht von ,Steinzeit´, wenn man sich anschaue, dass die Kommunikation von Fluglotsen und Piloten heute noch immer analog erfolgt. Rokitansky, der als junger Forscher im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt an der Entwicklung des Internets mitwirkte, leitet heute, nach Mitarbeit bei der Entwicklung von Mobitfunknetzen und beim Aufbau der automatischen LKW-Mautsysteme auf Autobahnen, an der Universtiät Salzburg die ,Aerospace Research Group´.
Die Aerospace Research Group der UNI Salzburg ist ein international hoch angesehenes Kompetenzzentrum für den Flugverkehr. Zu den Kooperationspartnern zählen Eurocontrol, die Europäische Raumfahrtbehörde ESA, viele nationale Flugsicherungen und Fluggesellschaften, wie Lufthansa, AUA, Air France/KLM oder British Airways. Nicht zuletzt arbeitet die Aerospace Research Group mit Fraport oder auch dem Salzburger Flughafen zusammen. Mit dem Flugverkehrssimulator NAVISIM könne man den weltweiten Flugverkehr simulieren und zwar in allen Phasen des Fluges. Man beschäftigt u.a. sich damit wie CO2-Belastungen gesenkt und Flugrouten und komplexe Abläufe auf und rund um Flughäfen optimiert werden können.
Im europäischen Luftraum sind derzeit innerhalb von 24 Stunden insgesamt rund 37 000 Flugzeuge (weltweit ca. 100 000) unterwegs. In 2040, davon gehen die derzeitigen Prognosen aus, werden in Europa innerhalb eines Tages rund 80 000 Flugzeuge starten und landen. Also zwei bis dreimal so viel wie gegenwärtig.
Rokitansky spricht von Steinzeit, was die heutige Kommunikation zwischen Piloten und Fluglotsen betrifft. Die Systeme die sein Kompentenzzentrum entwickle, seien vollkommen digital. Die Freigabe für einen Flug werde in Zukunft vollkommen digital ablaufen und werde den Flugverkehr noch sicherer machen. Sprachkommunikation werde es, so Rokitansky, nur in Notfällen geben.
An- und Abflugrouten besser organisieren
Der Forschungsschwerpunkt der Group liege aber derzeit woanders. Der Salzburger Forscher simuliert derzeit mit seinen Mitarbeitern am Beispiel des Frankfurter Flughafens, wie man die Anflugrouten besser organsieren kann. Mit mathematischen Modellen könne man höchst genau berechnen, wann ein Flugzeug aus seiner Warteschleife heraus soll. Dies von der Flugsicherung zu steuern, sei zum Beispiel bei Unwettern, Nebel oder starkem Wind äußerst schwierig. Die Künstliche Intelligenz sei hier in der Lage, die Arbeit der Fluglotsen vollständig zu übernehmen und alle An- und Abflüge sowie den gesamten Verkehr von zu den Start- und Landepisten zu organsisieren und vor allem zu optimieren. Gleichzeitig könne so auch die Umweltbelastung um 30 Prozent verringert werden.
Besonders beeindruckend seien die Rechenleistungen des Flugverkehrssimulators auch bei Gewittern: gefüttert mit allen verfügbaren Wetterdaten, sei der Simulator Piloten und Fluglosten haushoch überlegen. Ein Versuch am Beispiel Frankfurt zeige, dass die Flugzeuge im Realbetrieb bei den Anflügen während eines Unwetters deutlich mehr Kilometer zurücklegen als jene Flieger, die vom Computer gesteuert wurden. Um weniger als 43 Prozent, wie Rokitansky sagt. Darüber hinaus seien, was sicherheitstechnisch nicht optimal sei, real acht Flugzeuge unter das Gewitter geflogen. Gelenkt durch den Simulator sei jedes Flugzeug am Gewitter vorbei auf die Landebahn gekommen.
In jedem Fall macht die Arbeit von Rokitansky klar, dass die Arbeit der Fluglotsen in Zukunft Schritt für Schritt von Künstlicher Intelligenz abgelöst wird.
Quellen: Aerospace Research Group der UNI Salzburg, Salzburger Nachrichten