Nach Schätzungen von Boeing und Airbus braucht die Luftfahrtindustrie in den nächsten 20 Jahren etwa 790 000 ausgebildete weitere Piloten. Beide bauen Dienstleistungen wie Schulungen stark aus. Die kanadische Trainingsgesellschaft CAE etwa oder L3 Technology rüsten sich mit neuen Flugsimulatoren, um vom Ausbildungsbedarf zu profitieren. Wie ist die weltweite Nummer 1, Lufthansa Aviation Training, darauf vorbereitet? Visionsblog.info sprach mit Managing Director/CEO Ola Hansson.
Visionsblog.info: Herr Hansson, laut Boeing und Airbus werden in in den nächsten 20 Jahren etwa 790 000 ausgebildete weitere Piloten gebraucht. Die kanadische Trainingsgesellschaft CAE etwa oder L3 Technology rüsten sich mit neuen Flugsimulatoren, um vom Ausbildungsbedarf zu profitieren. Wie stellt sich Lufthansa Aviation Training auf diese gewaltige Nachfrage ein?
Ola Hansson: Lufthansa Aviation Training (LAT) baut ihre Trainingsflotte zur Zeit überdurchschnittlich stark aus, sowohl im Bereich Full Flight Simulatoren, FNPT (Flight and Navigation Procedures Trainer) als auch CEETs (Cabin Emergency Evacuation Trainer) und sonstiges Equipment. Darüber hinaus plant LAT zusätzliche Infrastruktur-Erweiterungen. Die Flugschulstandorte der European Flight Academy – der Flugschule von Lufthansa Aviation Training – wurden mit neuen Flotten ausgestattet. Am Standort Goodyear/Arizona wurden die bisherigen Schulungsflugzeuge vom Typ Beechcraft Bonanza durch 25 hochmoderne Maschinen vom Typ Cirrus SR20 ersetzt. An den Standorten Grenchen (Schweiz) und Rostock-Laage kommen seit diesem Jahr je fünf zweimotorige Flugzeuge vom Typ Diamond DA-42 zum Einsatz.
Visionsblog.info: Spüren Sie bereits, dass die Nachfrage steigt?
Ola Hansson: Allein in diesem Jahr beginnen rund 500 neue Pilotenschüler und 130 Flugbegleiter-Grundkurse ihre Ausbildung. Das ist der höchste Wert in der Geschichte von LFT/LAT. Auch im kommenden Jahr werden ähnlich hohe Zahlen erwartet, um den Bedarf der Airlines der Lufthansa Group und externer Partnerairlines zu decken. Wir schließen nicht aus, dass diese Zahlen sogar noch steigen.
Visionsblog.info: Beim Ranking von ,Aviation Voice´, einem globalen Aviation News Provider, steht Lufthansa Aviation Training mit 9,8 Punkten an 1. Stelle, vor Anbietern aus Kanada und USA. CAE liegt an zweiter Stelle mit 9,5 Punkten. Wie stark ist der Wettbewerb mit den nachrangigen Anbietern und wie sieht dieser Wettbewerb aus?
Ola Hansson: Als LAT bieten wir ein weltweit einzigartiges Produkt: Ausbildung auf höchstem Niveau bei gleichzeitiger Anbindung an die größte Airline-Gruppe der Welt, die Lufthansa Group. Unser Ziel ist es, Maßstäbe in der Branche zu setzen. Mit unseren Leitsätzen „best practice“ und „train smart- fly safe“ haben wir ein optimales Produkt im Markt. Wir sind und bleiben höchst attraktiv.
Visionsblog.info: Wer sind Ihre wichtigsten Kunden?
Ola Hansson: Die 14 Airlines der Lufthansa Group (hauptsächlich Lufthansa, Swiss, Austrian Airlines, Eurowings)
Visionsblog.info: Reicht es für die LAT, als weltweit bester Anbieter, in Europa – besser gesagt nur in Deutschland und Österreich – die Trainings anzubieten?
Ola Hansson: Die European Flight Academy orientiert sich weit über die Grenzen Deutschlands und Österreichs hinaus. Auch in der Schweiz sind wir Marktführer. Mit unserem ATPL-Produkt bieten wir eine Ausbildung zu den hohen Standards der LH Group an, die die deutsche Sprache nicht voraussetzt. Unser Hauptmarkt für das Recruiting ist Europa, wo wir derzeit stark wachsen, weit über den DACH-Raum hinaus.
Airlines wie Emirates und die australische Qantas Airways mussten in den vergangenen Monaten Maschinen am Boden lassen, weil Fortbildungen für Engpässe sorgten. Die Nachfrage nach Piloten und Pilotentraining ist enorm. jwm
OlaHansson, seit 2018 Managing Director/CEO bei Lufthansa Aviation Training (LAT) ist Schwede und diente 1982 zwei Jahre als Offizier in der Königlich Schwedischen Marine. 1988 schloss er sein Studium an der LHT in Lund/Schweden mit dem Master of Technology ab. Seine Karriere in der Lufthansa Group begann er 1992 als Pilot bei Swissair und Swiss. 2011 wurde er Swiss Flottenchef der Airbus Langstreckenflugzeuge A330 und A340. Seit 2010 ist er als Trainingskapitän bei Swiss International Airlines und seit 2015 als Kapitän auf der Boeing 777-300ER tätig.