Kerosin-Ablass: Umweltbundesamt und Bundesregierung lassen Auswirkungen auf die Umwelt untersuchen

Bei Kondensstreifen handelt es ich um Wasserdampfwolken, die durch die Kondensation feuchter Luft entstehen/Foto: dpa

Einen Kerosin-Ablass im regulären Flugbetrieb gibt es nicht, obwohl man davon immer wieder liest oder hört, gestützt von der Beobachtung von Kondensstreifen, bei denen es sich aber um Wasserdampfwolken handelt, die durch die Kondensation feuchter Luft entstehen. Es gibt aber Ausnahmefälle, in denen Flugzeuge aufgrund eines Notfalls unvorhergesehen landen und aus Sicherheitsgründen Treibstoff ablassen müssen. Eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes und der Bundesregierung lässt nun mögliche Auswirkungen auf die Umwelt untersuchen.

Was bedeutet ein Kerosin-Ablass für die Umwelt? Durch die Zerstäubung des Kerosins bei hoher Fluggeschwindigkeit wird das abgelassene Kerosin zu feinem Nebel verwirbelt. Dieser Nebel verbleibt in der Atmosphäre, bis er durch die Strahlungsenergie der Sonne in Wasser und Kohlendioxyd umgewandelt wird. Zur Zeit lässt das Umweltbundesamt im Auftrag der Bundesregierung eine Studie erarbeiten, die aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu möglichen Auswirkungen eines Treibstoffschnellablasses auf die Umwelt analysieren soll.

In welchen Situationen kann ein Kerosinschnellablass aus Sicherheitsgründen erforderlich sein? Im Regelbetrieb verbraucht ein Flugzeug so viel Kerosin während des Fluges, dass das maximale Landegewicht nicht erreicht wird. Müssen Flugzeuge aber aus Sicherheitsgründen kurz nach dem Start umkehren oder unvorhergesehen zwischenlanden, muss, um das Landegewicht zu reduzieren, schnell Kerosin abgelassen werden. Bei Feuer an Bord, oder durch einen schweren Krankheitsfall, muss der Kapitän unter Berücksichtigung aller gegebenen Umstände, vor allem der Sicherheit, entscheiden: Kerosin ablassen, um das Gewicht schnell zu reduzieren, das Flugzeug kreisen lassen, um Treibstoff zu verbrauchen oder das Flugzeug mit Übergewicht landen. Letzteres kommt nur in Frage, wenn die Notsituation dem Kapitän keine andere Wahl lässt. Sicherheit hat dabei stets oberste Priorität. Das Flugzeug kreisen zu lassen, ist nur dann eine Option, wenn das aufgetretene Problem keine sofortige Landung erfordert.

 

Treibstoffschnellablass ist ein internationales Standardverfahren, für das es klare Vorgaben gibt. Die internationale Zivilluftorganisation ICAO schreibt vor, dass Kerosin in einer Höhe von vier bis acht Kilometern abgelassen werden soll, mindestens jedoch in einer Höhe von 1 800 Metern. Der entsprechende Luftfraum sollte ein geringe Verkehrsdichte aufweisen und über über einem Gebiet liegen, das möglichst nicht, allenthalben dünn besiedelt ist. Jeder Treibstoff-Schnellablass muss von der Fluggesellschaft innerhalb von 72 Stunden dem Luftfahrt-Bundesamt gemeldet werden. Auch das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung muss darüber informiert werden.

Zwischen 2010 und 2017 wurde in Deutschland pro Jahr durchschnittlich 21-mal ein Treibstoff-Ablass durchgeführt. Im gleichen Zeitraum wurden im Luftraum über Deutschland jährlich etwa 3 Millionen Flüge abgewickelt. Das bedeutet, bei 0,0007 Prozent aller Flüge wurde Kerosin abgelassen, um das Gewicht für eine sichere Landung zu reduzieren. jwm

Quelle: BDL

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