Lufthansas Doppelstrategie – Lowcostflieger und Airline der Luxusklasse

Lufthansa- Konzernlenker Carsten Spohr
Lufthansa- Konzernlenker Carsten Spohr

Am kommenden Mittwoch geht es im Lufthansa-Aufsichtsrat um nichts Geringeres als den Zu- kunftsplan für Europas größte Fluggesellschaft. Konzernlen- ker  Carsten Spohr will mit dem ,Wings´-Konzept nach Europa nun auch auf der Langstrecke auf Billigflüge setzen. Der Kern- marke Lufthansa verspricht er zum ,5 Sterne-Luxusprodukt´  zu werden.

Vor dem Widerstand der Piloten knickt er bislang nicht ein. Allerdings verschärft sich der Konflikt mit den Piloten gerade wieder. Die Piloten-Vereinigung Cockpit (VC) erklärte die Tarifgespräche zur Übergangsversorgung und anderen Themen am Freitagabend für gescheitert und kündigte für 1. und 2. Dezember Streiks auf Kurz-Mittel- und Langstrecke an. Mit der Doppelstrategie von Lowcostflieger und Airline der Luxusklasse zielt Spohr auf Billigflieger wie Ryanair, Easyjet und Norwegian ebenso wie auf Emirates und Etihad.  Die Fluggesellschaften vom Golf punkten mit modernen Jets und viel Service, während die Lufthansa ihre Flotte erst nach und nach mit Milliardeninvestitionen erneuert. Lufthansas Lowcost-Tochter Germanwings kommt mit 60 Flugzeugen und den 23 Jets der Schwester Eurowings weder bei der Größe noch bei der Kostenstruktur an Wettbewerber wie Ryanair mit deren nahezu 300 Fliegern heran. Ryanair peilt bereits 520 Maschinen an.

Spohrs Lowcost-Pläne haben bei weitem nicht dieses Ausmaß. So soll Eurowings künftig wie Germanwings mit den größeren Airbus-Mittelstreckenjets unterwegs sein und zusätz- lich zu den bisherigen Verbindungen aus Deutschland auch von Österreich, der Schweiz und Belgien aus auf neuen Strecken in Europa fliegen. Im Vergleich zu den Germanwings-Kollegen verdienen die Eurowings-Mitarbeiter deutlich weniger. Nur dadurch sieht Spohr die Chance, Ryanair & Co. auf Dauer in Schach zu halten. Für die Langstrecke hat der Manager zwei Ansätze in petto.

Neuentdeckung: Urlaubsziele und vegrößerte Touristenklasse

Er will  14 Airbus A340-300 unter dem Lufthansa-Logo, einer vergrößerten Touristenklasse vermehrt zu Urlaubszielen schicken, die sich für den Konzern bisher nicht rechnen. Dabei baut er auf Zugeständnisse von Flugbegleitern und Piloten. Das große Wagnis dürfte ein Langstrecken-Billigflieger werden, für den Spohr im Alleingang oder zusammen mit dem deutsch-türkischen Ableger Sunexpress sieben Airbus A330 an den Start bringen will. Auf einen Namen für die Langstrecken-,Wings´ hat man sich bei Lufthansa noch nicht festgelegt, aber vorsorglich den Namen ,Worldwings´ schützen lassen.

Erfolgreiche Vorbilder für das ,Ohne Schnickschnack´-Konzept gibt es wenige. Die norwegische Norwegian und die malaysische AirAsia-X bieten es auf Langstrecke an. Das Vorhaben gilt als schwierig, holen doch  Ryanair oder EasyJet  viele ihrer Kostenvorteile aus der Tatsache, dass ihre Maschinen nur kurz am Boden sind und den Großteil des Tages in der Luft Geld verdienen. Auf langen Flügen, etwa nach Asien oder Amerika, kommt dieser Vorteil nicht zum Tragen: Die Kosten für Kerosin, Flugzeug und Besatzung bei einem Acht-Stunden-Flug unterscheiden sich beim Billigflieger nicht so stark von denen klassischer Fluglinien.

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Lufthansa- Aufsichtsratschef Wolfgang Mayrhuber

Nun soll der Aufsichtsrat der Luft- hansa gemeinam mit Aufsichts-ratschef Wolfgang Mayrhuber über die sogenannte ,Wings´-Familie entscheiden. Die Verlagerung der Lufthansa-Europastrecken abseits der großen Hubs auf German- wings ist in Kürze abgeschlossen, am weiteren Ausbau des Billigseg- ments zeigt die Führungsetage keine Zweifel. Bei den 5 400 Piloten von Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings wird es kaum Begeisterung auslösen. In bisher acht Streikwellen seit Jahresbeginn haben sie versucht, die Konzernspitze von deren Sparplänen abzubringen. Nun droht die nächste Runde im Arbeitskampf. Um die geplante Kürzung der Übergangs-renten geht es dabei zum einen. Viele Piloten sehen aber auch ihre weiteren Besitzstände in Gefahr. Mit gut 100 Flugzeugen soll künftig jede sechste Maschine des Konzerns unter einer ,Wings´-Marke fliegen, mit gefürchteten Folgen für Arbeitszeiten und Gehälter. Die Piloten-Gewerkschaft  beklagt,  dass es seit dem letzten Streik im Oktober keine echten Fortschritte gegeben habe. Das Lufthansa-Management habe Kompromissvorschläge der Piloten nicht aufgegriffen und beharre auf Maximalforderungen. Spohr hatte sich noch kürzlich optimistischer geäußert: „Wichtig ist, dass ich immer mehr Piloten im Hause spreche, die wissen, dass ihre Perspektive nur dann eine positive ist, wenn auch das Unternehmen eine positive Perspektive hat“, sagte er dem Fernsehsender n-tv.

Die Kernmarke Lufthansa will Spohr zur ersten westlichen Airline mit dem Fünf-Sterne-Prädikat des Skytrax-Portals machen – und damit mit der Langstrecken-Luxus-Konkurrenz gleichziehen. Es dürfte aber ziehmlich klar sein, dass Wachstum künftig vor allem im Billigsegment stattfindet.

Quelle: dpa-AFX |

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