Öl, Kohle und Gas kommen nicht vor – Belém Ergebnis ist enttäuschend

UN-Generalsekretär António Guterres.
UN-Generalsekretär António Guterres. Quelle: IMAGO/dts Nachrichtenagentur

Trotz mehr als 19-stündiger Verlängerung konnte sich die Weltklimakonferenz in Brasilien nicht darauf einigen, einen verbindlichen Plan für die Abkehr von Öl, Kohle und Gas zu erarbeiten. Die rund 200 Länder vereinbarten in Belém lediglich eine freiwillige Initiative, um die Klimaschutz-Anstrengungen der Staaten zu beschleunigen. Im zentralen Abschlussdokument ist nicht die Rede von fossilen Energieträgern, auch Öl, Kohle und Gas werden nicht explizit genannt – außer im Begriff „Treibhausgase“.

Beschlossen wurde, dass reiche Staaten ihre Klimahilfen an ärmere Länder zur Anpassung an die Folgen der Erderhitzung deutlich erhöhen. Konkret ist von einer Verdreifachung bis 2035 die Rede. Finanzexperte Jan Kowalzig von Oxfam kritisierte, dass „kein Basisjahr für die Verdreifachung und kein konkreter Betrag“ genannt wird. Der Betrag dürfte deutlich unter den von den Entwicklungsländern geforderten jährlich 120 Milliarden US-Dollar liegen.

Für das Ziel eines Fahrplans zum Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas hatte sich die deutsche Bundesregierung als Teil eines breiten Bündnisses aus rund 80 Staaten eingesetzt, konnte sich aber nicht durchsetzen. Schon bei der Klimakonferenz vor zwei Jahren in Dubai hatte die Weltgemeinschaft eine Abkehr von diesen fossilen Brennstoffen beschlossen – wann und wie dies geschehen soll, wurde nun anders als erhofft in Belém nicht präzisiert.

Guterres warnt vor weiteren gefährlich großen Lücken

UN-Generalsekretär António Guterres hat  vor weiteren gefährlich großen Lücken im globalen Klimaschutz gewarnt. In einer Erklärung zum Abschluss des Gipfels im brasilianischen Belém lobte er, dass die Staatengemeinschaft trotz geopolitischer Spannungen einen Konsens erzielt habe. Dennoch seien die Beschlüsse nicht annähernd weitreichend genug gewesen, um einen weiteren Temperaturanstieg und damit irreversible Kipppunkte zu vermeiden. „Ich kann nicht so tun, als habe die COP30 alles Nötige geliefert“, sagte Guterres laut Mitteilung.

Der von Brasilien bewusst symbolisch ausgewählte Konferenzort am Rande des fürs Weltklima wichtigen Amazonas wurde zwar vielfach beschworen – doch auch einen konkreten „Waldaktionsplan“, um die Zerstörung von Wald einzudämmen, beschloss die Konferenz nicht. Es wird lediglich an einen früheren Beschluss erinnert, die Entwaldung bis 2030 zu stoppen.

Neuer Fond zum Schutz des Regenwaldes

Was die Gastgeber der Klimakonferenz vorweisen können, ist ein neuer Fonds zum Schutz des Regenwalds, für den Deutschland eine Milliarde Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren bereitstellt. Länder, die ihre Wälder erhalten, sollen nach dem neuartigen Modell belohnt werden. Umgekehrt sollen sie für jeden zerstörten Hektar Wald Strafe zahlen.

Die Millionenstadt Belém am Rande des Regenwalds stellte die Zehntausenden Gäste aus aller Welt während der vergangenen zwei Wochen vor Herausforderungen – nicht nur wegen knapper Hotelbetten, die durch Kreuzfahrtschiffe und Privatunterkünfte aufgestockt wurden.

Denn so spürbar wie in Brasilien war die Außenwelt selten auf einer Klimakonferenz: Mehrfach konnten die hallengroßen Zelte den heftigen tropischen Regengüssen nicht standhalten, es tropfte in die Flure hinein. Im Endspurt brach aus ungeklärter Ursache sogar ein Feuer aus und trieb alle auf die Straße. Die COP, wie die Klimakonferenz im UN-Jargon heißt, brenne, genau wie Welt, hieß es prompt von Aktivisten.

Indigene stark vertreten 

Indigene waren auf der Amazonas-COP so stark vertreten wie nie zuvor. Trotzdem wussten viele indigene Gruppen, die Weltöffentlichkeit zu nutzen: Eines Abends stürmten etliche indigene Aktivisten das gesicherte Gelände, wenige Tage später blockierte eine Gruppe morgens den Eingang – im Kampf um mehr Mitsprache und Landrechte.

Der Druck von außen war ein deutlicher Kontrast zu den vorherigen Klimakonferenzen in autoritären Staaten wie Aserbaidschan oder Ägypten. Höhepunkte der Proteste in Belém waren ein mehrtägiger „Gipfel des Volkes“ auf dem Uni-Gelände und eine riesiger, bunter Marsch von Zehntausenden für mehr Klimaschutz.

Schnelles Handeln nötig

Schnelles Handeln ist angesichts der eskalierenden Klimakrise nötig. Denn beim Verbrennen von Öl, Gas und Kohle entstehen die meisten klimaschädlichen Treibhausgase, die dafür sorgen, dass sich der Planet immer mehr aufheizt. Die zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen waren die vergangenen zehn.

Inzwischen geht die Wissenschaft davon aus, dass die im Pariser Klimaabkommen angestrebte maximale Erderwärmung von 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit mindestens befristet überschritten wird, und zwar schon spätestens zu Beginn der 2030er Jahre. Die drastischen Folgen wären mehr und heftigere Stürme, Waldbrände, Dürren und Überschwemmungen.

Der Song „Mercy“ von  Damour & the good passt perfekt…

Johanna Wenninger-Muhr

Quellen: RND/dpa

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