Bundeskanzlerin Angela Merkel will, dass Deutschland führender Standort für klimaverträglichere Flugzeugtechnologien wird. Gelingen soll dies mit Hilfe neuer Kraftstoffe. Auf der ersten Nationalen Luftfahrtkonferenz am Flughafen Leipzig/Halle sagte Merkel, die Potenziale von Wasserstoff, auch für die Luftfahrt, seien längst nicht erschlossen. Sie kündigte an, bis zum Jahresende eine „nationale Wasserstoffstrategie“ vorzulegen.
Verbote seien dagegen nicht das richtige Mittel, um die Emissionen durch den Flugverkehr zu senken: „Wir wollen keine erzwungenen Einschränkungen unserer Mobilität“, so Merkel. Ziel müsse es sein, trotz einer wachsenden Luftfahrtbranche die gleichzeitig wachsenden klimaschädlichen Emissionen zu senken. Merkel verwies in Leipzig auf die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Luftfahrt. Weit mehr als ein Viertel des Exportwerts gehe per Luftfracht in alle Welt. In Deutschland seien insgesamt 850.000 Menschen direkt oder indirekt in der Luftfahrt-Branche beschäftigt.
Erste nationale Luftfahrtkonferenz in Leipzig diskutiert über klimaneutrales Fliegen
tagesschau 20:00 Uhr, 21.08.2019, Markus Spieker, MDR
Steuergeld für Triebwerksforschung
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer erwägt, zusätzliche Anreize für Innovationen in der Luftfahrtbranche durch eine höhere Luftverkehrsteuer zu setzen. Er schlug auf der Konferenz vor, das bisherige Steueraufkommen von rund einer Milliarde Euro pro Jahr gezielt in die Forschung zu investieren. Genauer, in Experimente mit synthetischen Kraftstoffen, neuen Triebwerken und einer besseren Aerodynamik der Flieger. Bisher fließe das Geld „ohne Zweckbindung in den Bundeshaushalt“. Wenn Geld für den Kohleausstieg vorgesehen sei, müsse auch Geld für Innovation und Forschung da sein, sagte Scheuer.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr forderte ein „starkes, gemeinsames Engagement von Wirtschaft und Politik zur Förderung nachhaltiger Kraftstoffe“. Auch er plädierte dafür, Geld aus der Luftverkehrssteuer „in die Marktentwicklung CO2-neutraler Kraftstoffe oder andere Maßnahmen“ zu investieren. Alternativen zum Kerosin seien sehr teuer. Ein Branchenexperte kritisierte: „Ich habe den Eindruck, die Luftfahrt hat hier jahrelang geschlafen.“
Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) forderte von der Bundesregierung, einen Zeitplan für die Produktion von regenerativem Kraftstoff vorzulegen. BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow sagte dem SWR, bis 2030 solle es „erste Fortschritte“ geben. Nur durch einen regenerativen Kraftstoff ließen sich die Kohlendioxid-Emissionen beim Flug „nahezu auf null“ senken.
Bund, Länder, Wirtschaft und Gewerkschaften unterzeichneten das „Leipziger Statement für die Zukunft der Luftfahrt“. Extrem ehrgeiziges Ziel ist vor dem Hintergrund des Klimawandels das CO2-neutrale Fliegen.