Weil Kerosin teurer geworden ist, will Lufthansa die Ticketpreise anheben. Bei der Vorlage der Quartalszahlen nannte Lufthansa-Chef Carsten Spohr ein Beispiel dafür, was sich künftig ändern wird. So könnten derzeit zwei Stunden im Auto-Parkhaus am Flughafen teurer sein als ein Billigticket nach Mallorca, sagte Spohr. „Das hat aus meiner Sicht keine Zukunft als Branche.“
Die Lufthansa werde „am unteren Ende der Preisspanne“ den Ölpreisanstieg weitergeben. „Wie viel das sein wird, entscheidet der Markt“, sagte Spohr. „Fliegen kann und wird bei einem Ölpreis von über 80 Dollar pro Barrel nicht so günstig bleiben können.“ Lufthansa erwartet in diesem Jahr einen Treibstoffkostenanstieg um 850 Millionen Euro und im nächsten Jahr um weitere 900 Millionen Euro auf dann etwa sieben Milliarden Euro.
Der höhere Ölpreis wird die aktuelle Pleitewelle beschleunigen
Der höhere Ölpreis wird nach Ansicht des Lufthansa-Chefs die aktuelle Pleitewelle in der Branche voraussichtlich noch beschleunigen. Die Konsolidierung werde sich fortsetzen, sagte Spohr. Die Lufthansa werde dabei eine aktive Rolle haben. „Die Starken werden stärker, die Schwachen werden schwächer.“ So kann sich die Lufthansa beispielsweise eine „kommerzielle Partnerschaft“ mit der insolventen italienischen Fluggesellschaft Alitalia vorstellen. Bislang ist die Alitalia noch Mitglied der Airline-Allianz SkyTeam, die mit Lufthansas Star Alliance konkurriert.
Vor dem Hintergrund der zahlreichen Flugausfälle und Verspätungen im Sommer hat die Lufthansa ihre Wachstumspläne gedrosselt. Im Sommer 2019 will der Konzern sein Angebot nur noch um 3,8 Prozent ausweiten.
Auch das Plus im Winterflugplan liegt mit acht Prozent unter dem Marktwachstum von zehn Prozent. Gleichzeitig wird Personal aufgestockt. Zudem werden Airbus-A320-Flugzeuge ohne die neuen Spartriebwerke eingekauft, weil es Probleme mit den modernen Versionen gibt.
Lufthansa erwartet das zweitbeste Ergebnis der Firmengeschichte
Insgesamt äußerte sich Spohr zuversichtlich, weil die Lufthansa trotz eines leichten Ergebnisrückgangs immer noch das zweitbeste Ergebnis der Firmengeschichte erwarte. Der Rekordwert von fast drei Milliarden Euro operativem Gewinn aus dem Vorjahr soll demnach nur leicht verfehlt werden. Im nächsten Jahr fallen dann auch 170 Millionen Euro Einmalkosten aus der Integration der früheren Air-Berlin-Flugzeuge in die Eurowings-Gruppe weg. Diese soll 2019 dann unter dem Strich keine Verluste mehr ausweisen.
Langstreckengeschäft ist Gewinnbringer
Für die zahlreichen Flugausfälle und Verspätungen fielen in den ersten neun Monaten rund 350 Millionen Euro Sonderkosten an, 250 Millionen Euro mehr als im Normaldurchschnitt. Hier hofft Spohr durch das gedrosselte Wachstum in 2019 auch auf weniger Entschädigungszahlungen.
Vor allem die Eurowings-Verluste von 210 Millionen Euro in den ersten neun Monaten drückten das operative Lufthansa-Ergebnis um acht Prozent auf 2,36 Milliarden Euro. Zu den Gewinnbringern gehörte das Langstreckengeschäft. Während der operative Ertrag im klassischen Lufthansa-Geschäft um vier Prozent sank, legte die Schweizer Tochter Swiss um stolze 19 Prozent zu. Der Konzernumsatz stagnierte bei 26,9 Milliarden Euro, obwohl mit 108,5 Millionen elf Prozent mehr Passagiere befördert wurden.
An der Börse kamen die Lufthansa-Zahlen nicht gut an. Der Aktienkurs fiel zwischenzeitlich um mehr als neun Prozent und war damit das Schlusslicht im Dax. Innerhalb von drei Jahren hat die Aktie zwar gut 40 Prozent an Wert gewonnen. Betrachtet man aber eine Zeitspanne von einem Jahr, so verlor der Anteilschein mit einem Kurs von zuletzt gut 17 Euro mehr als 30 Prozent an Wert.
Quellen: Lufthansa, dpa, Welt
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