In der Reiseindustrie sind Künstliche Intelligenz, kurz KI, und menschliche Kreativität untrennbar miteinander verbunden, so ein Fazit des Travel Technology Symposiums 2018, ein Kongress des Travel Industry Clubs, mit etwa 120 Teilnehmern aus Digitalbranche und Reiseindustrie in Kronberg im Taunus Ende Januar.
Das ,Assistenten-Zeitalter´, the age of Assistants, sei längst da, sagt Google Managerin Julia Leonhard. Es beschreibe, wie KI die Verbindung zwischen Mensch und Maschine, Unternehmen und Kunden neu definiert.„Die Interaktion mit Maschinen hat sich komplett verändert“, so Leonhard, „heute stellen sich die Maschinen auf die Menschen ein. Kommunikation wird immer intuitiver.“
Digitale Sprachassistenten wie Amazon Alexa und Google Assistent sind in immer mehr deutschen Haushalten zu finden. „Sprachassistenten sind die nächste große digitale Revolution bzw. ,Disruption´ ist sich auch Amazon Manager Christian Bauer sicher. Mehr als 30 000 sogenannte AlexaSkills (individuelle Programme zur Kommunikation zwischen Anbietern und Nutzern Alexa-fähiger Geräte), wie etwa Amazon Echo, sind izwischen weltweit auf dem Markt und werden auch von zahlreichen Unternehmen aus der Reiseindustrie genutzt. In Deutschland zählten dazu die Deutsche Bahn, BVG, car2go, Fluege.com und FlixBus. Laut Bauer eigne sich aber nicht jede Kundeninteraktion als Einstieg in die Sprachsteuerung. Beim Thema Buchungen komplexer Reisen und Services etwa.
Mensch bleibt auch bei zunehmender Digitalisierung wichtig, aber das komplette Umdenken im Bildungssystem ist ein Muss
Axel Hellmann, Vorstand Eintracht Frankfurt, hielt in seiner Rede zur „Digitalisierung im Profisport“ ein flammendes Plädoyer für das „emotionale Band zu den Menschen“, das auch im Sport essentiell für künftige Marketingerfolge sei. Er sprach von „emotionalen Reaktoren“, die es künftig noch stärker zu nutzen gelte. Unternehmen, die Angst hätten, angesichts der Übermacht von Konzernen wie Google oder Amazon, nur noch Anbieter von ,White-Label-Lösungen´ zu sein, müssten sich diese emotionalen Reaktoren bewahren und ausbauen.
Einen völlig anderen Blick auf die Beziehung zwischen Mensch und Maschine warf Senior Vice President bei Dell Doris Albiez. Sie beschäftigt sich seit Jahren mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt: „Unser komplettes Bildungssystem gehört auf den Prüfstand. Die Unternehmen müssen sich auf die Hinterbeine stellen und konkrete Veränderungen einfordern.“ Schließlich würde sich die Arbeitswelt bis 2020 massiv verändern. Auch hochqualifizierte, aber stark repetitive Berufe wie beispielsweise Juristen oder Steuerexperten würden künftig in großer Zahl wegfallen. Albiez: „Ich frage mich, warum angesichts der dramatischen Veränderungen, die uns bevorstehen, so wenig Menschen darüber sprechen.“ Die Dell Managerin fordert zudem ein komplettes Umdenken in der heutigen Bildungspolitik. Die „Bulimie des Auswendiglernens“ an den Hochschulen gehöre abgeschafft. „Wir müssen menschliche Kreativität in den Fokus stellen“, so Albiez.