Seit jeher gibt das Rheingau Musik Festival auch dem künstlerischen Nachwuchs eine Bühne. Es entdeckt Talente, fördert und begleitet ihre ersten Schritte auf die große Konzertbühne. So manchem Künstler wurde die ,Rheingauer Bühne´ zum Sprungbrett in die große Karriere. Das Format: der „Klassik-Marathon“.
Auch gestern zeigte sich, dass man davon ausgehen kann, dem einen oder anderem im Fürst-von-Metternich-Saal im Schloss Johannisberg vorgestellten Nachwuchskünstler nicht zum letzten Mal zu begegnen. Es war ein Abend, der Kammermusik aus vier Jahrhunderten bot und der das Publikum überzeugte, dass es an vielversprechenden Nachwuchstalenten nicht fehlt. Der doppelte Regenbogen über dem Rhein, der in der Pause zeitweise hinter den Wolken verschwand und ein bizarres Himmelsbild erzeugte, das von der Terasse des Schlosses zu beobachten war, kann als gutes Omen für den Nachwuchs gedeutet werden. Neu und angenehm in diesem Jahr: es gab nur eine Pause.
Präzises Wechselspiel und Fingerfertigkeit
Die Violinistin Anne Luisa Kramb (17), begleitet von Julius Asal (20) auf dem Klavier, eröffneten den Klassik Marathon mit Claude Debussy´s Sonate für Violine und Klavier. Ein überraus vielversprechendes Talent dürfte der holländische Nachwuchspianist Aidan Mikdad (16) sein. Er fesselte das Publikum mit seinem jugendlichen Esprit und gewann auf Anhieb seine Sympathie. Mit seiner Interpretation der Werke von Franz Schubert, Robert Schuhmann und Franz List faszinierte er mit einer unglaublichen Fingerfertigkeit und einem präzisen Wechselspiel von zarten, ganz leisen, Tönen bis hin zum kraftvollem Tastenschlag .
Julius Asal und die Brüder David Marquard (Violine) und Janis Marquard (Violoncello) gründeten 2012 das ,Arcon Trio´ und sind seitdem sehr erfolgreich, gestern zum Beispiel auch mit dem Trio für Klavier, Violine und Violoncello. Trio für Klavier, Violine und Violoncello Nr. 3 von Johannes Brahms.
Nach der Pause waren es Raphaela Gromes (Violoncello) und Julian Riem (Klavier) die ihr Können zum Besten gaben und das Publikum erfreuten. Beide zeichne ein leidenschaftlicher Zugang zur Musik und ein gegenseitiges intuitives Verstehen der musikalischen Absichten ihres Partners aus, so die Beschreibung im Programmheft. Genau das konnte man gestern Abend auch erleben. Es war pure Freude ihnen zuzuhören und zuzusehen wie sie Stücke von Claude Debussy, Leone Sinigaglia oder den Figaro-Variationen aus Rossinis „Barbier von Sevilla“ interpretierten.
Blasmusik vom Feinsten
Zum Abschluss gab es Blasmusik vom Feinsten vom Salaputia Brass Quintett. Sie boten Stücke von Jean-Philippe Rameau, John Cheetham und ein eigenes Stück von Gründungsmitglied und Trompeter Peter Dörpinghaus. In seinem Stück ,Funky Island´ präsentierte das Quintett eine ganz besondere Trompetenmelodie.
Und was wäre der Klassik Marathon ohne Karmen Mikovic vom Hessischen Rundfunk? Sie präsentierte, wie jedes Jahr, mit ihrer sympathischen Stimme und souveränen Art den Nachwuchs.
Auch ihrer Vorstellung der Künstler zuzuhören war, wie jedes Jahr, ein Genuss. (jwm)