Die Lufthansa und ihre Piloten haben am 15. März einen Durchbruch im jahrelangen Tarifstreit erzielt. Nach konstruktiven Gesprächen habe man in der Nacht zum Mittwoch „eine Einigung in den bislang noch offenen Tarifthemen erreicht“. Der Weg bis zu diesem Ergebnis habe den Beteiligten „alles abverlangt“, wird Lufthansa-Personalvorstand Bettina Volkens zitiert.
In den finalen nächtlichen Verhandlungen soll sie tatkräftige Unterstützung von Konzernchef Carsten Spohr bekommen haben. In den nächsten Monaten sollen die Details der verschiedenen Tarifverträge ausgestaltet werden, Lufthansa rechnet bis Mitte des Jahres mit einem Abschluss der Gespräche. Unter anderem soll unter langjährige Streitthemen wie die Übergangsversorgung, die Altersvorsorge und das Ausscheide-Alter aus dem Beruf ein Schlussstrich gezogen werden.
Finanziell niederschlagen soll sich die Einigung im Zahlenwerk für das laufende Geschäftsjahr. Kernpunkt sei die angestrebte Umstellung der Rentenfinanzierung, die zu einem positiven Einmaleffekt „in Richtung 1 Mrd. Euro“ führen dürfte, hieß es bei der Fluggesellschaft. Die Altersversorgung der Piloten soll von garantierten Auszahlungen (defined benefit) auf garantierte Beträge (defined contribution) umgestellt werden, was der Lufthansa Entspannung beim Thema Pensionslasten verschaffen werde.Denn in den vergangenen Jahren seien diese angesichts gesunkener Zinsen stark angestiegen, zuletzt seien nach den ersten neun Monaten 2016 rund 10,5 Mrd. Euro angefallen. Die gestiegenen Pensionslasten hätten an der Eigenkapitalbasis gezehrt, die Eigenkapitalquote lag zuletzt bei nur noch 14 Prozent.
Mit der Grundsatzeinigung sind neue Pilotenstreiks nun erstmal vom Tisch. Mit dem Abschluss der Gespräche werde dann eine Friedenspflicht gelten, die tarifvertraglich bis 2022 bestehen soll, teilte die Lufthansa mit. Vierzehnmal hatten die Flugzeug-führer den Luftfahrtkonzern in den vergangen drei Jahren lahmgelegt. Schon seit 2012 dauert der Tarifstreit.
Karriereperspektiven für Piloten
Die Fluggesellschaft hat sich im Rahmen der Einigung auch dazu verpflichtet, wieder Flugzeugführer einzustellen und „Karriereperspektiven für Piloten“ zu schaffen, also den Weg bis zum Kapitänsrang zu verkürzen. In den vergangenen Jahren hatte sich angesichts einer schrumpfenden Flotte diese Wartezeit immer mehr verlängert. Die Flottengröße der Flugbetriebe, in denen der Konzerntarifvertrag gilt – also Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings – soll bis 2022 bei 325 Flugzeugen liegen, also etwas höher als aktuell. Bisher hatte Lufthansa stets angedroht, diese Flotte deutlich zu verkleinern, zuletzt war die Bereederung von 40 zugehenden Fliegern außerhalb des Konzerntarifvertrags angekündigt worden. Diese Pläne werden nun nicht weiterverfolgt, so die Lufthansa. Das Renteneintrittsalter für Flugzeugführer soll von derzeit 58 Jahre auf 60 Jahre steigen.
Die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit sagte, dass die Personalkosten bei den Cockpit-Besatzungen dank der Vereinbarung um 15 Prozent sinken sollen. „Die Absichtserklärung zu einer Gesamtlösung stellt eine große Chance zur Befriedung des seit Jahren andauernden Tarifkonflikts dar“, wird Gewerkschaftsvorstand Jörg Handwerg zitiert. Es gebe zwar noch ungeklärte Fragen, die aber kaum das Zeug hätten, die Einigung zu Fall zu bringen.
Der Kompromiss ist zunächst noch unverbindlich und gilt neben der Lufthansa auch für die Frachttochter Lufthansa Cargo und Germanwings. In den offiziellen Verlautbarungen kein Thema war am Mittwoch Eurowings. Deren Neugründung und Ausbau hatte letztlich zur Eskalation des Tarifkonflikts geführt. Die Aktie kletterte um fast 2 Prozent und war einer der größten Gewinner im Dax
Quellen: Börsen-Zeitung, FAZ, Handelsblatt