24. November, The Westin Grand Frankfurt. Macher und Entscheider der Reiseindustrie diskutierten mit Experten zu aktuellen Themen der Luftverkehrswirtschaft, unter anderem: „Wer gewinnt, wer verliert im Luftverkehr“? Veranstaltet wurde das Symposium vom Travel Industry Club.
Geheimnisvoll gab sich Lufthansa-Konzernvorstandsmitglied Harry Hohmeister mit seiner Aussage „Expect the unexpected“. Auch seine Feststellung „Lufthansa hat vieles überlebt“ passte zum Tag. War doch vor wenigen Minuten bekannt geworden, dass die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) den aktuellen Streik der Lufthansa-Piloten auch auf Samstag ausweiten wird. Aber das war nicht Gegenstand seines Vortrags. Was er derzeit beobachte, sei die „gewaltige Dynamik der Veränderungen“. „The change has changed“, so drückte er es aus. Was Hohmeister mit seiner Ankündigung „Expect the unexpected“, ließ er offen. Genauso wenig ließ er sich konkrete Zahlen entlocken. Etwa wie viele Flugzeuge Eurowings demnächst einsetzen wird. Was ist zu erwarten? Hohmeister blieb ließ die Teilnehmer im Unklaren.
Ryanair Marketing-Chef Matthias Wenk, der zweite Redner und Interviewte des Vormittags tanzte während seines Vortrags – mit dem Bühnenbild der Frankfurter Bankentürme als Hintergrund – regelrecht über die Bühne. Der schweizer Jungdynamiker und ehemalige LIDL-Geschäftsführer, derzeit in Irland wohnend, präsentierte die massiven Expansionspläne von Europas Lowcoster Nummer Eins und warf siegessicher mit Zahlen nur so um sich. Auf die Frage des Moderators, ob Ryanair demnächst Zubringer für den Lufthansa-Interkontverkehr sein wird, bejahte er dies, weil er sich das gut vorstellen könne.
Der Moderator reichte die Frage an Lufthansa Konzernvorstand Hohmeister weiter. Dieser meinte: „Warum nicht?“ Über Zubringerdienste werde derzeit mit vielen Airlines gesprochen. Es gibt anscheinend – diesen Eindruck wird man während der Auftritte der beiden nicht los – dazu einen konkreten Plan. Die Gelassenheit und Selbstsicherheit der beiden bei diesem Thema an diesem Vormittag war interessant. Sie passte zu Hohmeisters Aussage: „Expect the Unexpected.“ Zubringerdienste für das Lufthansa-Interkontgeschäft in Europa hat ja auch schon EasyJet-Chefin Carolyn McCall angeboten. Auch EasyJet, als Nummer Zwei Lowcoster in Europa, möchte hier mitspielen. Es bleibt spannend.
Weitere Höhepunkte des Tages waren zwei Podiumsdiskussionen: eine zu den Geschäftsrisiken durch Anschläge, Angst und die daraus resultierende zurückhaltende Reisefreudigkeit der Kunden. Sun Express-Commercial Chef Peter Glade, beklagte die extremen Rückläufe bei den Türkeibuchungen. Ralph Beisel, der Chef der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) wies auf die Problematik der unterschiedlichen Zuständigkeiten von Bundes- und Landespolizei bei den Sicherheitskontrollen auf den Flughäfen in Deutschland hin. In Zeiten, in denen nicht kontrolliert werde, erfordere das sehr viel Fläche, die gewinnbringender von den Flughäfen genutzt werden könnte. In der zweiten Podiumsdiskussion ging es um „Markt und Wettbewerb in Europa“. Condor-Chef Ralf Teckentrup konstatierte, dass an einem „Open Sky“ nichts auszusetzen sei. Voraussetzung seien aber faire Wettbewerbsbedingungen. Er monierte, dass Air Berlin indirekt subventioniert werde, durch genehmigte Codeshareflüge mit Etihad durch die Bundesregierung. Dies sei unfair für Airlines wie Condor. Angesprochen auf die Situation auf dem Frankfurter Flughafen und die günstigen Gebühren für Newcomer Ryanair. Dr. Stefan Schulte: „Für einen Hub geht es immer um Konnektivität und die deutsche Industrie ist sehr international aufgestellt.“ Er spielte den Ball schnell weiter: „Durch Ryanair findet generell ein großer Strukturumbruch in Europa statt, der einheitliche soziale Bedingungen erfordert. Hier muss die Politik aktiv werden.“ jwm