Lufthansa-Chef Carsten Spohr tritt auf die Kostenbremse

_APX7432 2
Lufthansa Konzernchef Carsten Spohr/Foto: Lufthansa

Trotz des Rekordgewinns im vergangenen Jahr wird bei der Lufthansa Group in allen Bereichen auf die Kostenbremse getreten. Die vom niedrigen Ölpreis profitierende Luftverkehrs-Konjunktur kann wieder schnell eine Talfahrt erleben. Konzernchef Carsten Spohr hat sich bis dahin viel vorgenommen, um Europas größten Luftverkehrskonzern neu zu positionieren.

So etwa soll Lufthansa Cargo nun 80 Millionen Euro im Jahr sparen. Die Fracht- sparte der Lufthansa leidet unter den vom Billigkerosin angeheizten Überkapazitäten am Markt. Reine Frachtflugzeuge vollzubekommen werde immer schwieriger. Deswegen sollen bei Lufthansa Cargo weltweit 800 Vollzeitstellen wegfallen, davon 500 in Deutschland. Außerdem ist der Bau des neuen Frachtzentrums am Drehkreuz Frankfurt auf unbestimmte Zeit verschoben.

LSG Sky Chefs, die Cateringtocher des Konzerns, stand schon öfters auf der Kippe. Nun will Lufthansa den Weltmarktführer in Sachen Bordverpflegung bis 2021 selbst auf Niedrigkosten trimmen. In Deutschland wackelt jede dritte von 5 500 Vollzeit-stellen, wenn Gerichte für Europastrecken in Tschechien kostengünstiger zubereitet werden. Die Gewerkschaft Verdi sieht sich getäuscht, weil die Mitarbeiter in den Großküchen schon seit 2013 auf Gehaltsteile verzichtet haben, um ihre Arbeitsplät- ze zu sichern. Betriebsbedingte Kündigungen sind aber bis Ende 2020 ausge- schlossen.

Lufthansa Technik AG – Trotz deutlicher Gewinnsteigerung im vergan genen Jahr muss auch der Weltmarktführer der Flugzeugwartung sparen. Um den Zuschlag für Langzeitverträge für neue Triebwerkstypen zu erhalten, müssten die Kosten vor allem an den deutschen Standorten sinken. Schon heute arbeitet mehr als die Hälfte der über 20 000 Lufthansa-Techniker an ausländischen Standorten.

Ausbau Eurowings – vom simplen Leasing bis hin zu Kapitalverflechtungen

Lufthansa hat in vor kurzem vorgestellt, wie sie sich die Zusammenarbeit mit anderen Gesellschaften unter dem Markendach „Eurowings“ vorstellt. Das Konzept „Wingsconnect“ reicht vom simplen Leasing einzelner Flugzeuge samt Besatzung bis hin zu Kapitalverflechtungen zwischen der Partner-Airline und Eurowings.
Es soll bereits ein knappes Dutzend Interessenten geben. Das Angebot dürfte vor allem für kleinere Gesellschaften in Nord- und Osteuropa interessant sein, die alleine nicht überlebensfähig sind. Nach Einschätzung des Luftfahrtexperten Heinrich Großbongardt muss Eurowings schnell wachsen, um mit kostengünstigeren Konkurrenten wie Ryanair , Easyjet oder Wizz Air einigermaßen mithalten zu können. Das Konzept sehe Geschäftsbeziehungen vor, die in der Industrie bereits seit längerem erprobt seien. „Für kriselnde Airlines ist das vielleicht der letzte Strohhalm, für Lufthansa ein Höchstmaß an Flexibilität.“ Bleibt die Frage, wie die neuen Airlines auf ein akzeptables Service-Niveau gebracht werden können. „Zur Sicherheit wird es sicherlich strenge Vorgaben geben. Es bleibt aber darüber hinaus sehr schwierig, mit so vielen Partnern ein homogenes Produkt zu organisieren“, meint Berater Gerald Wissel.

Komplettübernahme von Brussels Airlines

Eigentlich war die Komplettübernahme der bisherigen 45-Prozent-Beteiligung schon
beschlossene Sache, bis die Terrorangriffe auf den Brüsseler Flughafen die Lage dramatisch verschärften. Lufthansa will jetzt bis Oktober entscheiden, ob sie die auch im kommenden Jahr noch bestehende Option bei Brussels zieht. Die 23 Airbus-Jets aus der A320-Familie würden gut in die noch zu kleine Eurowings-Flotte passen. Umstritten ist die Zukunft der zahlreichen Afrika-Verbindungen der ehemaligen belgischen Staats-Airline.

Abgang von Finanzchefin Simone Menne hinterlässt deutliche Lücke 

Der Abgang von Konzern-Finanzchefin Simone Menne zum Pharma-Hersteller Boehringer Ingelheim hinterlässt eine deutliche Lücke im Konzern-Vorstand. Da ihr Abschied intern schon länger diskutiert wurde, sei die Suche nach einem geeigneten Nachfolger schon weit gediehen, heißt es in Unternehmenskreisen. Spohr soll sich dafür stark gemacht haben, einen externen Finanzexperten an Bord zu holen
und nicht erneut auf eine interne Lösung zu setzen.

Tarifkonflikte noch immer nicht ausgeräumt

Die komplexen Tarifkonflikte mit den Piloten und den Flugbegleitern sind trotz zuletzt positiver Signale immer noch nicht ausgeräumt. Die nun konkreteren Pläne zum Einsatz ausländischer Gesellschaften unter dem Wings-Dach dürften die Gewerk-schaften Ufo und Vereinigung Cockpit nicht versöhnlicher stimmen. Zudem geht in Wien in diesen Tagen die Lufthansa-eigene Tochter Eurowings Europe an den Start, an der sich der Konflikt wegen angeblicher Tarifflucht zuerst entzündet hatte.

Quellen: dpa-AFX

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert