Lufthansa setzt beim Ausbau ihres Günstigangebots komplett auf die Marke Eurowings. Die Tochter-gesellschaft erhält größere Flugzeuge und soll künftig kostengünstige Direktflüge sowohl innerhalb Europas als auch auf der Langstrecke anbieten.
Am 3. Dezember stimmte der Auf- sichtsrat diesem Konzept zu. Zu den niedrigeren Kostenstrukturen sollen die Piloten beitragen, die Lufthansa in der Wings-Familie außerhalb des geltenden Konzerntarifvertrags anstellen will. Auch in der Kabine und Wartung will Spohr sparen. Zunächst werden aber die beiden, bereits bestehenden, Fluggesellschaften Germanwings und Eurowings mit ihren bisherigen Streckennetzen und Crews unter dem neuen Konzept fliegen.
Germanwings weicht Eurowings
Die erst 2013 neu aufgestellte Germanwings wird im kommenden Jahr aber weitgehend verschwinden, denn der Auftritt dem Kunden gegenüber soll im dritten Quartal 2015 auf Eurowings umgestellt werden, so Spohr nach der Sitzung des Aufsichtsrats. Germanwings hat im vergangenem Jahr die Lufthansa-Verbindungen außerhalb der Drehkreuze Frankfurt und München übernommen und wird laut Spohr 2015 erstmals schwarze Zahlen schreiben. „Germanwings war ein Erfolg, aber wir müssen aus Kostengründen auf Eurowings wechseln“, erklärte der Lufthansa-Chef. Diese Marke sei auch auf anderen europäischen Märkten besser einsetzbar. Die neue Gesellschaft sei als Plattform konzipiert, auf der mehrere Fluggesellschaften ihre Leistungen anbieten, sagte Spohr. Eurowings werde sich ab 2015 auch außerhalb Deutschlands ansiedeln, um weitere europäische Direktverkehre aufzubauen.
Für die neuen Europa-Angebote ersetzt Lufthansa die bisherige Flotte der Eurowings, 23 Jets des Typs Bombardier CRJ900, zwischen Februar 2015 und März 2017 durch bis zu 23 Airbus A320. Hinzu kommen die 58 Flugzeuge von Germanwings.“Dafür sind zehn neue Airbus A320 bestellt“, teilte Lufthansa mit. Zusätzlich würden aus bestehenden Bestellungen der Lufthansa noch bis zu 13 weitere A320 an Eurowings übertragen. Die Airline werde Ende 2017 eine homogene A320-Flotte betreiben.
SunExpress und Eurowings – starkes Team für die günstige Langstrecke?
Der Aufsichtsrat gab Spohr am Mittwoch auch für Investitionen in günstige Langstrecken grünes Licht. Neben den europäischen Strecken werde die ,neue Eurowings´ in Zusammenarbeit mit SunExpress Ende 2015 auch günstige Langstreckenangebote auf den Markt bringen. Dazu sei mit SunExpress, einem Gemeinschaftsunternehmen von Lufthansa und Turkish Airlines, eine Absichtserklärung unterzeichnet worden. Die Interkontinentalflüge werden unter der Marke´Eurowings´ aber im AOC und mit Cockpit- und Kabinencrews der vor fünf Jahren gegründeten ,SunExpress Deutschland´ fliegen. Die ersten Ziele sollen unter anderem in Florida, dem Indischen Ozean und im südlichen Afrika liegen. Für diese Verbindungen kämen men zunächst drei Airbus A330-200 mit jeweils 310 Sitzen zum Einsatz, hieß es. Die geleaste Langstreckenflotte soll in den kommenden Jahren auf bis zu sieben A330-200 ausgeweitet werden, die Lufthansa am Flughafen Köln-Bonn stationiert. Köln-Bonn hatte sich nach Spohrs Worten gegen Düsseldorf und München durchgesetzt, weil dort kein Nachtflugverbot gibt, also ein 24-Stunden-Betrieb erlaubt ist.
Günstig allein mit Eurowings
Unter dem Dach von Eurowings will Lufthansa ihr gesamtes Günstigflug-Geschäft bündeln mit einer geplanten neuen Holding-Gesellschaft im Ausland, sagte Spohr. Der Ort stehe noch nicht fest. Die Germanwings-Piloten will Spohr im Konzerntarifvertrag halten. Sie müssten nicht gegen ihren Willen zu Eurowings wechseln, versprach er.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit kämpft seit Monaten mit Streiks gegen Kürzungen bei der Übergangsversorgung vor dem Renteneintritt. Indirekt richtet sich der Arbeitskampf aber auch gegen Spohrs Billigkonzept. Am 4. Dezember steht der nächste Streik an.
Mit 500 Flugzeugen weiter im Klassik-Geschäft
Spohr zufolge will die Lufthansa keineswegs weitgehend auf das Billigmodell um- schwenken. Mit 500 Flugzeugen sei der Großteil der Konzernflotte weiter im klassischen Geschäft der Marken Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines im Einsatz. In diesen Bereich flössen auch die meisten Investitionen. Allerdings sei dieser Bereich derzeit nicht wachstumsfähig
Quellen: dpa-AFX