Vollständige Zugangskontrollen an deutschen Flughäfen nicht umsetzbar

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Flughafen Frankfurt, Abflugbereich/Foto: Fraport

Nach Ansicht des ehemaligen Frankfurter Airport-Sicherheitschefs Volker Zintel haben die europäischen Flughäfen ein „gut funktionierendes Sicherheitssystem – ab der Sicherheitskontrolle“. Ein Vorziehen der Kontrolle bringt seiner Meinung nach nichts. Dann stellten sich  potenzielle Attentäter in Zukunft eben vor das Terminal.

Er halte die Debatte über ein Vorziehen der Sicherheitskontrollen nach den Terror-anschlägen auf dem Brüsseler Flughafen für eine „Phantomdiskussion“, sagte Zintel der „Rhein-Zeitung“ am 23. März. Er hält Körperscanner an Flughäfen wichtig. Sie spürten sowohl Schusswaffen als auch Sprengstoff auf. Das sei  die Zukunft.

Auch ADV hält Zugangskontrollen für nicht praktikabel

Auch nach Einschätzung des Flughafenverbandes ADV (Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen) sind vollständige Zugangskontrollen an deutschen Flughäfen nicht umsetzbar. Jährlich würden rund 70 Millionen Passagiere an den deutschen Flughäfen erst unmittelbar vor Betreten des Sicherheitsbereichs kontrolliert. Die Eingangshallen und Check-in-Bereiche, in denen es in Brüssel die Bombenexplosionen gegeben hatte, sind hingegen auch in Deutschland für jedermann frei zugänglich. Eine vollständige Kontrolle aller Personen, die in diesen öffentlichen Bereich wollten, sei nicht leistbar, hieß es am 22. März beim Verband in Berlin. Die  Verlagerung der Kontrollen vor die Terminals sei kein Sicherheitsgewinn, weil das Gefahr damit nur verlagert und vor den Terminals neue sicherheitskritische Zonen entstehen würden. Außerdem gebe es bauliche und sicherheitspolitische Bedenken gegen Kontrollen bereits am Gebäudeeingang.

 ,Social Profiling´zur Erkennung von Terroristen

Die Erfolge beim Schutz des Luftverkehrs könnten aber nicht darüber hinwegtäu-schen, dass die Polizei im öffentlich zugänglichen Raum der Flughäfen weiterhin vor allem auf ihre Beobachtungsgabe angewiesen ist. Dies geschehe über Streifen und Video-Überwachung. Hier kämen Techniken des „Social Profiling“, der Versuch,  mit Hilfe von Computerprogrammen und guter Beobachtungsgabe verhaltensauffällige Menschen aus der Masse der Besucher herauszufiltern zum Zug. 80 Prozent der Leute könnten mit technischen Hilfsmitteln zuverlässig als harmlos erkannt werden, erklärte der in den USA tätige Sicherheitsexperte Rafi Sela aus Israel. Er hält diesen Ansatz für vielversprechend. Das sagte er in einem Interview im vergangenen Jahr nach dem Bombenanschlag auf ein russisches Passagierflugzeug im Sinai. Weitere zehn Prozent könnten mit ein paar Fragen abgeklärt werden, wie das am Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv bereits geschehe. Ein Terrorist könne sein Verhalten nicht verstecken. Maßnahmen wie am weltweit bestgesicherten Flughafen in Tel Aviv hält der ADV aber für nicht leistbar.

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