Ohne seine »Zugin« , die steirische Harmonika, geht Norbert Brandtner nirgendwo hin. In den letzten sechs Jahren zog der Pinzgauer aus Unken mit rund 700 Schafen und einem Hund, meist ein Bordercollie, in seiner studienfreien Zeit von Mai bis September als Schäfer über die Schweizer Alpen.
Der inzwischen diplomierte Forstwirt, machte es, wie er gestern dem Publikum im vollbesetzten Cinetheatro in Neukirchen am Großvenediger schilderte, wenn er die Nase voll hatte von der durchorganisierten Gesellschaft, „die das Individuum immer mehr einschränkt, reglementiert und kontrolliert.“ Vorgetragen hat er es dem grösstenteils einheimischen Gästen im Pinzgauer Dialekt.
Die selbstkomponierten Stücke für Harfe, Zugin und Tuba standen im zweiten Teil seines Vortrags im Mittelpunkt. Begleitet wurde er dabei von Johanna Holzner (Harfe) und Manuel Haitzmann (Tuba). Zunächst erzählte er von »Schweizer-Alpträumen«, wie er seine Show benannt hat. Anschaulich gemacht anhand vieler Fotos und kurzer, mit dem Handy aufgenommenen Videos, entführte er das Publikum in die karge Bergwelt der Schweizer Alpen, wo er auf einem etwa 25 Quadratkilometer großen Areal seinem einsamen und ziemlich gefährlichen Job als Schafhirte nachgegangen war.
Eine Zeit, in der Norbert Brandtner viele Grenzerfahrungen gemacht hat, aber auch eine gedankliche Reise, die ihn dazu brachte, so manche Lebensfrage neu zu stellen. Zum Teil sehr emotional, erzählte er, was es z. B. bedeutet, in brenzligen Situationen ganz auf sich allein gestellt zu sein. „Es war ein ständiges Wandern durch zerklüftete Seitentäler, bis zu 13 Stunden täglich, ob bei Regen, Schneefall oder Sonnenschein. Und immer unter der Vorgabe: Nur keinen Fuß brechen dabei.“ Sein »Wohnsitz« in dieser Zeit war ein knapp sechs Quadratmeter großer Container, der mit dem Hubschrauber in die Berge geflogen wurde, ernährt hat er sich hauptsächlich von Gulaschsuppe und Spaghetti.
Norbert Brandtner ist keineswegs ein Eigenbrötler, sondern ein geselliger Typ, der auch eine starke soziale Ader hat. Er unterstützt mit dem Verein »Licht und Schatten« Hilfsprojekte in Ecuador.
Die Musik ist für den gelernten Tischler, der nach einem Studium der Forstwissenschaften kurz davor steht, ein zweites Studium der Wildbach- und Lawinenverbauung abzuschließen, zwar nur ein Hobby. Ihn als Hobby-Musiker zu bezeichnen, wäre allerdings eine maßlose Untertreibung. Denn Norbert Brandtner ist ein erstklassiger Instrumentalist (und Komponist), dem es im so harmonischen wie technisch versierten Zusammenspiel mit Johanna Holzner und Manuel Haitzmann mühelos gelang, Geschichten vom »Gipfelglück« zu erzählen, mit der »Bergwaldfarbenmelodie« Stimmungen zu beschwören, oder mit dem Stück »Bora Bora« Sehnsüchte zu wecken. Entsprechend berührt und begeistert war das Publikum.