Die arabische Fluggesellschaft Etihad will sich nicht an der Lufthansa beteiligen. Derzeit gebe es für einen solchen Schritt keine Pläne, sagte Etihad-Chef James Hogan am 18. Januar am Rande einer Branchenkonferenz in Dublin. Hingegen sei geplant, die Zusammenarbeit mit Lufthansa in anderen Feldern zu vertiefen, beispielsweise für mehr Strecken Code Shares zu vereinbaren.
Lufthansa und Air-Berlin-Großaktionär Etihad aus Abu Dhabi hatten im Dezember angekündigt, auf einigen Verbindungen Gemeinschaftsflüge anzubieten. Seitdem gab es immer wieder Spekulationen, Etihad könnte sich über eine Kapitalerhöhung an Lufthansa beteiligen. Festhalten will Etihad laut Hogan an der Strategie, mit Hilfe von Beteiligungen an Partner-Airlines das eigene Netzwerk zu erweitern und für zusätzliches Passagieraufkommen zu sorgen. Die Partnerschaftsstrategie der Etihad Aviation Group sei „zentrales Element für
das wirtschaftliche Wachstum des Unternehmens“, betonte der Etihad-Chef. Die getätigten Investitionen hätten den Etihad-Umsatz um „Hunderte Millionen Dollar“ gesteigert. Allerdings räumte Hogan ein, dass man im Falle von Air Berlin und Alitalia „größere Herausforderungen“ zu schultern gehabt habe. Er sei aber davon überzeugt, dass die Strategie von Air Berlin mittlerweile „auf einem guten Weg“ sei. Alitalia finalisiere gerade ihren Businessplan, um „ihre Herausforderungen anzugehen“. Beide Unternehmen stecken trotz diverser Finanzspritzen tief in den roten Zahlen.
Die Partnerstrategie habe dazu beigetragen, dass aus der einst 300 Millionen Dollar schweren Etihad eine Luftfahrtgruppe geworden sei, die Erträge von 26 Milliarden Dollar erwirtschafte, hob Hogan hervor. Der australische Manager soll allerdings seit geraumer Zeit unter Druck stehen, weil die Eigentümer der Airline-Gruppe angeblich mit der wirtschaftlichen Performance des Unternehmens und vor allem seiner Beteiligungen unzufrieden sind. Anfang des Jahres war gar darüber spekuliert worden, dass Hogan seinen Job verlieren könnte, schreibt die Börsenzeitung.
Laut Handelsblatt machte die Aussage, dass es keine Ethihad-Pläne gebe, sich Lufthansa zu beteiligten, die Hoffnung vieler Investoren auf einen guten Deal zunichte. Ein Medienbericht in Italien über solche Pläne hatte am 17. Januar die Lufthansa-Aktie um sieben Prozent nach oben katapultiert. Bei einer Beteiligung von 30 bis 40 Prozent an Lufthansa hätte Etihad allen Aktionären ein Übernahmeangebot unterbreiten müssen – und wäre über 50 Prozent gekommen. Das wiederum hätte den Verlust der Verkehrsrechte von Lufthansa bedeutet. So will es das Gesetz.
Zur Ehrenrettung der Investoren, so das Handelsblatt, müsse man sagen: Kompletter Nonsens ist eine Beteiligung Etihads an Lufthansa nicht. Erstens: Lufthansa würde ein starker Partner guttun. Rivale IAG hat sich deshalb Qatar Airways reingeholt. Turkish Airlines fällt wegen der politischen Unruhen in der Türkei aus, Emirates will nicht so recht, wie man hört. Bleibt also Etihad.
Zweitens: Sollte es zu einer Übernahme der Reste von Air Berlin durch Lufthansa kommen, müsste geklärt werden, wer die Schulden von Air Berlin übernimmt. Lufthansa werde das sicher nicht tun. Etihad wiederum werde dafür eine Gegenleistung verlangen.
Gleichzeitig würden aber die Argumente gegen eine kapitalmäßige
Verflechtung schwerwiegen. Erstens: Mit Etihad würde sich Lufthansa die kleinste Airline vom Persischen Golf ins Boot holen. Zweitens: Etihad stehe selbst unter Druck, habe gerade die gesamte Europastrategie auf den Prüfstand gestellt. Drittens: Lufthansa drehe schon ein großes Rad, etwa mit der Integration von Brussels und den gemieteten Air-Berlin-Flugzeugen. Ein weiteres Megaprojekt würde, so das Handelsblatt. die Truppen des Konzerns wohl überfordern. So bleibe der Trost: Der kurzfristige Höhenflug hat der seit langem gebeutelten Lufthansa-Aktie gutgetan.
Quellen: Börsenzeitung, Handelsblatt