Aspen in Colorado ist nicht nur ein beliebter Wintersportort. Besonders im Herbst, wenn sich die goldgelbe Farbenpracht über die Landschaft ergießt lohnt sich eine Reise.
Ein Bericht von Suse Rabel-Harbering
Der Bus schlängelt sich empor auf den Independence Pass, der den nordameri-kanischen Kontitnent zwischen Atlantik und Pazifischem Ozean trennt. Hier oben auf 3 700 Meter Höhe mutet er karg an wie eine Mondlandschaft. Continetal Divide steht außerdem neben der Höhenangabe auf dem Schild. Wir befinden uns also auf der Nordamerkanischen Wasserscheide. War der Pass den Ureinwohnern noch geläufig im wahren Sinne des Wortes – konnten sie doch von einem Tal zum anderen gelangen – so dient er heute Bersteigern, Wanderern und Mountainbikern als sportliche Herausforderung.
Was sich sonst noch am Pass und in der Region zugetragen hat, erfahren wir, als wir auf unserem Weg hinunter ins Tal die Überreste einer einstigen Minenstadt besuchen.
Aspen – einst das Zentrum des Silberrausches
Gegen Ende des 19. Jahrhundert entdeckten Geologen einen Schatz, der sich in den Erzen unter der Erde verbarg. Silber hieß die Zauberformel, die der gesamten Region zu Wohlstand verhelfen sollte. Bergleute schufteten, das Land wurde erschlossen, sogar eine Eisenbahnlinie wurde gebaut. Zum Zentrum des Silberrausches entwickelte sich die Stadt Aspen. Es liegt unten im Tal und ist von hohen bewaldeten Bergen umgeben. 1893 wuchs die Einwohnerzahl auf 10 000. Doch der Silberboom stagnierte und kam zum Erliegen noch bevor das 19. Jahrhundert zu Ende gegangen war.
Von den Ute Indianern, den Opfern der Silberära, gibt es kaum noch Spuren. Nur der Begriff Indian Summer ist geblieben, dessen Magie wir just erleben. Denn das leuchtende Gelb der Aspen, eine hochgewachsene Birkenart, die sich bis in Höhen von 3 000 Meter ausbreitet, ergießt sich wie Goldregen über die Berglandschaft.
Es ist ein später, dennoch milder Septembertag. In der Fußgängerzone der einerseits malerisch, andererseits metropolisch anmutenden Stadt, herrscht munteres Treiben. Die Menschenschlange vor der Paradise Bakery reicht bis zur Ecke der Millstreet, was jedoch keinen abhält, der je eines der paradiesischen Plätzchen gekostet hat, sich erneut einzureihen. Auch die mit Blumenrabatten eingefassten Terrassen der Cafés und Restaurants, die sich vor schmucken Backsteinfassaden ausbreiten, sind gut besucht. Kindermädchen hüten ihre Zöglinge, denen immer wieder ein Entwischen gelingt zu den aus der Erde emporsprudelnden Fontänen, in denen sie kreischend plantschen. Aspen, die einstige Silberstadt hat sich mit der Etablierung des Wintersports in eine Goldgrube verwandelt, wobei sie nichts von ihrem alten Charme mit ihren Stadt-häusern aus roten Ziegelsteinen eingebüßt hat. Man ist den architektonischen Prinzipien sowie den Materialien treu geblieben. Die Obergrenze von drei Stock-werken darf weder bei kommerziellen noch bei privaten Gebäuden überschritten werden.
Wie ein Gemälde – flüchtig hingepinselter Striche…
An die Hänge der Red Mountains schmiegen sich Chalets und Villen, schüchtern fast, als wollten sie sich hinter den Aspen verstecken, die nun in der Abendsonne golden glänzen. Es ist wie ein Gemälde, flüchtig hingepinselter Striche, das man aus einem Museum zu kennen glaubt.
Auf dem Weg hinauf nach Castle Creek, einer beliebten Radstrecke in den Aspen Highlands, begeistert uns erneut das Farbspektakel des legendären Indian Summer. Die Blätter der Aspen bewegen sich sanft im Wind als spielten sie ein Spiel miteinander. Gelegentlich segeln einzelne von den Ästen – unentschlossen, sich fallen zu lassen, sehnsüchtig vielleicht zum Ast und zu den Spielkameraden zurückzukehren. Doch auf unserem Rückweg verdirbt ein aufkommender Wind das Spiel und treibt die Blätter in die Flucht, derweil die schwarzen Ringe an den weißen Stämmen finster auf die abseits liegende Minenstadt Ashcraft blicken.
Es soll ein guter Winter werden prophezeien die Meterologen, was die Einheimischen und auch die Wintersportler mit ihrem Zweitwohnsitz im mondänen, jedoch ganz ohne Allüren daherkommenden Aspen gerne hören. Und da ist noch etwas, das zu der besonderen Atmosphäre des Ortes beiträgt.
Es sind die kulturellen Einrichtungen, allen voran das Aspen Institut, die Music School und das Aspen Music Festival. Das Aspen Institut bietet für intellektuelle Eliten ein Forum, um über zeitlose Themen und Werte zu diskutieren. Die nach dem Krieg gegründete Einrichtung geht auf Walter Paepcke zurück, einem reichen Industriellen, der sich der klassischen Antike und dem Humanismus verpflichtet fühlte. Daraus entwickelte sich eine Musikschule sowie das alljährlich im Juli und August stattfindende Musik Festival. Hierzu trifft sich die internationale Musik- und Gesangswelt. Dann erklingt Musik in Berg und Tal von mittags bis in den späten Abend hinein – ein Ohrenschmaus wo immer man hinhört.
Wietere Informationen:
www.aspenchamber.org
Anreise: mit Lufthansa nach Denver tgl. 13.15 ab Frankfurt
weiter nach Aspen mit Bus oder United Airlines