Bobby´s letzte Reise

Lufthansa B 737-300 mit dem Kennzeichen D-ABXW traegt den Namen "Hanau" Foto: Ingrid Friedl Lufthansa: 08.2005 050825_XW_02

Es ist für Lufthansa nicht irgendeine Maschine, deren letzte sieben Exemplare jetzt ausgemustert werden. Von der ersten Serie – der B737-100 – nahm sie seit 1968 gleich 22 von 30 Stück ab und war auch bei den Nachfolgemodellen immer wieder unter den Kunden. Am Ende trugen 148 Flugzeuge dieses Typs den Kranich auf dem Leitwerk.

Jetzt tritt der „Bobby“, wie die 737 genannt wird, seine letzte Reise an: Zum Wechsel auf den Winterflugplan am 30. November verschwindet die Boeing 737 aus der Lufthansa-Flotte. Ihr letzter Flug führt wird sie nach Florida  – auf einen Flugzeug-friedhof, wo sie wahrscheinlich an andere Fluggesellschaften verkauft werden. Auf kürzeren Strecken setzt Lufthansa künftig ausschließlich Flugzeuge von Airbus ein. So müssen die Piloten nicht mehr

für unterschiedliche Flugzeugtypen geschult werden, auch die Wartung der Flotte wird einfacher. „Natürlich macht es für die Lufthansa Sinn, auf der Kurzstrecke nur ein Muster zu betreiben. Das sind Synergieeffekte, die man realisieren will“, sagt Kapitän Ulrich Pade auf einem der letzten Flüge mit einer 737. So argumentiert der Verstand – doch auch ein Pilot und seine Besatzung sind mit dem Herzen dabei. Die Wehmut will niemand leugnen.

 

 

Die 737 der ersten Serie war mit gut 28 Metern fast genauso lang wie flügelbreit und wirkte ,knuddeliger´ als die großen Geschwister. Irgendwann brachte Boeing ein Kinderbuch heraus, in dem die kleine 737 als „Baby Bobby“ zu ihren Eltern 707 und 727 emporblickte. Der Spitzname hat sich bis heute gehalten – bei Besatzung, Technikern und Flugzeugfans.

 Auch einige unvergessliche Flüge
 
In den 48 Jahren, in denen die 737 für die Lufthansa unterwegs war, haben die Maschinen rund 250 Millionen Passagiere transportiert und 2,3 Milliarden Kilometer zurückgelegt – das entspricht etwa  57 500 Erdumrundungen. Darunter waren auch einige unvergessliche Flüge. Ihren ersten Flug nach Berlin absolvierte die Lufthansa am 2. Oktober 1990 mit einer 737, um rund 100 Bundestagsabgeordnete zur Einheitsfeier zu bringen. Und noch im Sommer flog Bobby unter dem Namen „Fanhasa“ deutsche Fußballfans zur EM nach Frankreich.
Ein dunkles Kapitel war die Entführung einer B737-200 mit dem Taufhamen „Landshut“ durch ein palästinensisches Terrorkommando. Die Entführung endete am 18. Oktober 1977, als die Grenzschutzeinheit GSG 9 in Mogadischu das Flugzeug stürmte und die Geiseln befreite. Die „Landshut“ blieb noch bis 1985 in der Lufthansa-Flotte.
Boeing muss sich um den Fortbestand der inzwischen stark ausgeweiteten 737-Modellfamilie angesichts eines dicken Auftragspolsters aber keine Sorgen machen. Bis einschließlich August sind aus der weltweit meistgebauten Flugzeugfamilie 13 536 Maschinen bestellt und 967 ausgeliefert worden. Ein wichtiger Kunde ist der Lufthansa-Herausforderer Ryanair, der ausschließlich „Bobbys“ modernste Ausführung fliegt. jwm
Quelle: Lufthansa

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