Nach dem Brexit-Votum warnt der britische Billigflieger Easyjet vor einem Gewinnrückgang. Die Investoren reagieren: Die Easy- jet-Aktie fällt massiv. Auch Ryanair plant Anpassungen: „Wir werden all unser Wachstum in die Europäische Union umleiten“, sagt Ryanair-Chef O´Leary.
Das Votum der Briten zum Austritt aus der Europäischen Union durchkreuzt die Gewinnpläne des Billigfliegers Easyjet. Der Umsatz je Passagiersitz dürfte in Folge der Unsicherheit in diesem Sommer deutlicher zurückgehen als bisher gedacht, teilte das britische Unternehmen am 27. Juni mit. Wegen des Brexit-Votums könnten sich weniger Menschen im Sommer für eine Flugreise entscheiden. Mit dieser Aussage schickte der Konzern seine Aktien auf Talfahrt: Sie brachen um über 20 Prozent ein. Das Minus innerhalb der vergangenen sieben Tagen beläuft sich auf 32 Prozent. Die British-Airways-Mutter IAG senkte bereits Tag nach dem Referendum wegen der Marktunsicherheiten nach dem Votum den Ausblick für dieses Jahr. Fluglinien wären vom Abschied der Briten aus Europa besonders betroffen. Zudem müssen sich speziell britische Airlines langfristig um den Zugang zum europäischen Markt sorgen.
Bislang konnten Easyjet und British Airways dank der EU-Mitgliedschaft des Vereinigten Königreichs alle EU-Märkte anfliegen. Der Vorteil fällt mit einem Austritt weg. Auch Unwetter und der Fluglotsen-Streik in Frankreich hätten im Mai und Juni bei Easyjet zu über 1000 Flugausfällen geführt. Zudem habe der Absturz einer EgyptAir-Passagiermaschine im Mai die Nachfrage nach Easyjet-Reisen bereits deutlich gedämpft. Das Unternehmen rechnet daher im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2015/2016 mit einem stärkeren Rückgang des Umsatzes pro Sitz um 8,6 Prozent anstatt sieben Prozent.
Ryanair: Konzentration auf Kontinentaleuropa
Ryanair sucht wegen des Brexit-Votums sein Glück in Kontinentaleuropa. Es sei „höchst unwahrscheinlich“, dass im kommenden Jahr auch nur eines der 50 neuen Flugzeuge in Großbritannien stationiert werde, sagte Firmenchef Michael O´Leary dem Online „Wall Street Journal“ am 27. Juni. „Wir werden all unser Wachstum in die Europäische Union umleiten“, so O´Leary. Bislang hat die irische Ryanair einen beträchtlichen Teil ihrer Flotte in Großbritannien stationiert.
Fluggesellschaften gelten unter anderen als Hauptleidtragende eines Ausscheidens Großbritanniens aus der EU. Der Welt-Luftfahrtverband IATA schätzt, dass der erwartete wirtschaftliche Abschwung nach dem Brexit und der Wertverfall des britischen Pfund die Zahl der Fluggäste aus dem Vereinigten Königreich bis zum Jahr 2020 um drei bis fünf Prozent nach unten drückt.
Unklar ist auch, ob Großbritannien zukünftig dem Luftverkehrs-Binnenmarkt der EU angehört. Die British-Airways-Mutter IAG und Easyjet haben bereits ihre Prognosen gesenkt. Das ließ die Aktien von Fluggesellschaften europaweit einknicken, auch die von Lufthansa.http://www.finanzen100.de/finanznachrichten/wirtschaft/lufthansa-brexit-sorgt-fuer-turbulenzen_H1683595233_291540/
„Die Wirtschaft in Großbritannien und in Europa wird ganz sicherlich einen Dämpfer erhalten“, sagte O’Leary.
Quellen: Reuters/dpa-AFX