Lufthansa Cargo, die Frachtairline des Lufthansa Konzerns, lädt Kunden und Lieferanten sowie Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik alle zwei Jahre zu einem Austausch über eine nachhaltige und umweltschonende Logistik. Das Motto der Konferenz 2015 am 10. Juni im Städel Museum in Frankfurt: ,Mehr Logistik, weniger CO2?´.
Für das Ende des Jahrhunderts haben sich die Regierungschefs der großen Industrie-nationen viel vorgenommen. Angela Merkel, Barack Obama und ihre Kollegen vom G7-Gipfel haben Anfang Juli im bayerischen Elmau beschlossen, den weltweiten Ausstoß von Treibhaus- gasen auf null zu senken. Bis Mitte 2050 wollen die G7 ihre Energieversorgung auf erneuerbare Energien umgestellt haben. Bis dahin sollen die globalen CO2-Emissionen auf ein Drittel der Menge von 2010 gedrückt sein. Das ist eine große Herausforderung, nicht zuletzt für die Luftfahrtbranche.
Seit geraumer Zeit lädt Lufthansa Cargo alle zwei Jahre zur ,Cargo Climate Care Conference´. Dazu werden Kunden und Lieferanten eingeladen, um über umweltbewusste und nachhaltige Logistik zu diskutieren. Gäste der Konferenz sind zudem Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft oder Politik. Vor zwei Jahren referierte Mojib Latif, einer der renommiertesten Klimaforscher Deutschlands über den Klimawandel. Dieses Jahr waren Lucia A. Reisch, Professorin für internationale Konsumforschung und –poltik, Uwe Brendle vom Bundesministerium für Umwelt und Verkehr oder Dr. Werner Reh vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) unter den Gästen.
Nudging – das neu entdeckte Politikinstrument
Lucia A. Reisch, die Professorin für internationale Konsumforschung und –politik von der Copenhagen Business School, erklärte wie Lieferketten grüner werden können und was es mit ,Nudging´, dem neu entdeckten Politikinstrument auf sich hat.
,Nudging´ sei grob umrissen proaktives Reagieren auf alles, was da in Zukunft so komme. Es reiche nicht mehr, nur die unmittelbaren Produktions-Emmissionen zu be- trachten. Man müsse auch darauf achten, wie ,grün´ – dabei sei auch Ethik ein großes Thema – die ge- samte Produktionskette aussehe. Ganz vorne mit dabei zu sein, sei auch in der Logistik ein Wettbe-werbsvorteil. Zudem würden sich ,grüne Maßnahmen´ zukünftig positiv auf der Kostenseite bemerkbar machen. ,Good Governance´ werde immer wichtiger. Smart sei, das nicht nur zu akzeptieren, sondern im eigenen Unternehmen Standards zu setzen. Wer den G7-Gipfel aufmerksam verfolgte, so Reisch, habe mitbekommen, dass Lieferketten inzwischen ganz oben auf der politischen Agenda stehen. Außerdem sei Umwelt-bewusstsein inzwischen gesellschaftlich etabliert und der CO2-Fußabdruck messbar.
Dass auch Investoren immer mehr darauf achten, wie ihr Geld angelegt wird und nicht mehr vom ,magischen Dreieck´, sondern vom ,magischen Viereck´ gesprochen wird, erklärte Dr. Ingo Schoenheit, Geschäftsführer der imug Beratungsgesellschaft für sozial-ökologische Innovationen, mbH, aus Hannover.
Neben den drei klassischen Anlage-Kriterien Rendite, Sicherheit und Verfügbarkeit, spielten bei den Überlegungen immer öfter Nach- haltigkeit und Ethik eine wichtige Rolle. Ratingagenturen, Kunden und Lieferanten würden Unterneh- men immer öfter danach bewerten.
,Mehr Logistik und weniger CO2 – notwendiges Ziel oder grünes Wunschdenken?´ war auch Thema einer der beiden Podiumsdiskussi- onen, das Gunnar Gburek vom Bundesverand für Materialwirt-schaft, Einkauf und Logistik, Prof. Reisch, Andrea Schön von Schenker in Essen und Monika Wiederhold, Leiterin Produktmanagement & Innovation bei Lufthansa Cargo diskutierten.
Dr. Franziska Müller-Langer vom Biomasseforschungszentrum in Leipzig gab einen Überblick über alternative Kraftstoffe für den Luftverkehr. In der weiteren Podiumsdis- kussion tauschten sich Uwe Brendle vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Lufthanseat und Leiter Aviation Biofuel Joachim Buse, Dr. Franziska Müller-Langer und Dr. Werner Reh, Leiter Verkehrspolitik, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.(BUND) über Treibstoffkonzepte der Zukunft aus und fragten „wann wir unabhängig von Öl sein werden“.
Dr. Robert Meisner von der European Space Academy (ESA) und der Fotograf und Geophysiker George Steinmetz aus New Jersey bereicherten die Konferenz mit Beiträgen besonderer Art. Meisner zeigte wie ,Satelliten die Erde sehen´, Der US-Amerikaner Steinmetz macht Bilder von Wüsten. Mit einem ultraleichten Gleitsegler hat er aus einer Höhe vom etwa 200 Metern die Wüsten der Welt überflogen und dabei Fotos geschossen. jwm
Fotos: Gregor Schläger