Als der Schweizer Flugpionier Bertrand Piccard 1999 nach der ersten Nonstop-Ballonfahrt um die Welt in Ägypten landete, war der Propangas-Tank fast leer. „Damals schwor ich mir“, so Piccard, „dass ich die nächste Weltumrundung unabhängig von Treibstoff machen würde. “
Jetzt ist es weit. Piccard startete heute, am 9. März 2015 mit dem Schweizer Piloten André Borschberg und einem großen Team die Umrundung der Erde in einem Sonnenenergie-Flugzeug. Nach mehreren erfolgreichen Tests konnte ie ,Solar Impulse 2´ (Si2) in Abu Dhabi zu ihrer 35.000 Kilometer langen Flugreise über zwölf Etappen um die Erde starten. An 25 Tagen sollen verschiedene Piloten abwechselnd mit der Si2 in der Luft sein. Über Muscat im Oman soll es weitergehen nach Indien und China bis in die USA. Von New York aus führt die Route über den Atlantik nach Südeuropa oder alternativ nach Nordafrika und schließlich Ende Juli/Anfang August wieder zurück an den Persischen Golf. Alles ohne einen Tropfen Kerosin.
Angetrieben wird das Experimentalflugzeug von vier Elektromotoren mit einer maximalen Leistung von je 15 Kilowatt, deren Kraft mit Hilfe von 17 248 Solarzellen der Sonne ,abgezapft´ wird. Schon im Jahr 2013 haben Piccard und Borschberg dafür geübt. Im ersten ,Solar Impulse»-Flieger überquerten sie in mehreren Etappen Nordamerika. Das neue ,Round-the-World Solar Airplane´ mit der Kennung HB-SIB ist leistungsfähiger als das erste. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 140 Stundenkilometern auf ihrer maxi- malen Flughöhe von 8 500 Metern ist aber auch mit dieser Maschine an einen Flug um die Welt nicht zu denken. Doch eines Tages, ist Piccard sicher, werden Sonnenflieger mit Geschwindigkeiten unterwegs sein, wie sie heute nur kerosinbetriebene Düsenjets ermöglichen. Einstweilen soll mit dem Sonnenflug um die Erde ein „Beitrag zur Forschung und Innovation im Dienste der erneuerbaren Energien“ geleistet werden, wie das Team erklärt. Es gelte zu demonstrieren, wie saubere Technologie den Verbrauch der natürlichen Ressourcen und die Abhängigkeit von fossilen Energien verringen könne. Dafür nehmen die Piloten im 3,8 Quadratmeter kleinen Ein-Personen-Cockpit allerhand Strapazen auf sich. Wenngleich der Komfort im Vergleich zum ersten Testmodell schon verbessert wurde. Si2 verfügt nicht nur über eine Toilette, sondern auch einen Business-Class-Sitz zum Ausruhen und einen Autopiloten. Alles ist so eingerichtet, dass ein Pilot sich mehrere Tage an Bord aufhalten und versorgen kann, was zum Beispiel bei den Ozeanüberquerungen nötig sein wird.
Quelle: dpa