Wer künftig hierzulande nach Abu Dhabi will, muss sein Ticket bei der Etihad und deren deutschem Partner Air Berlin buchen. Der Konkurrenzkampf mit den staatlich geförderten Fluglinien vom Persischen Golf werde immer härter, heißt es bei Lufthansa.
Und Vorstandschef Carsten Spohr hat keine Lust mehr, bei den Flügen Geld draufzulegen. Doch die Entscheidung ist vor allem ein Signal an die Politik und das Luftfahrt-Bundesamt: Haltet die Konkurrenz in Schach, sonst sind bei uns Arbeitsplätze in Gefahr.
Offiziell geht der Lufthansa-Spitze die Geduld aus. „In Folge massiver Überkapazitäten wurde die Strecke Frankfurt-Abu Dhabi für Lufthansa immer unwirtschaftlicher“, sagt ein Konzernsprecher Zu niedrig sind die Preise, die die Lufthansa für den sechs oder sieben Stunden dauernden Flug bei ihren Kunden durchsetzen kann. Sieben Mal pro Woche fliegt die Lufthansa bislang aus Deutschland nach Abu Dhabi. Etihad und Air Berlin starten zusammen 49 Mal von deutschen Flughäfen zu dem Ziel am Golf, sieben weitere Flüge sind geplant.
Insidern zufolge waren die Flüge nach Abu Dhabi schon immer ein schwieriges Geschäft – nicht erst seit der Expansion von Etihad. Auch heute ist die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate nicht das wichtigste Lufthansa-Ziel in der Region. 13 Mal wöchentlich fliegt die Kranichlinie in Abu Dhabis Nachbar-Metropole Dubai, die Stadt steuern auch die Lufthansa-Töchter Swiss und Austrian an. Auch Kuwait und Riad sind auf dem Flugplan.
Seit Jahren setzen asiatische und arabische Fluglinien mit neuen Maschinen und üppigem Service die einstigen Staatsfluglinien Europas unter Druck. Am Persischen Golf ist es neben Etihad und Qatar Airways vor allem die in Dubai ansässige Emirates, die seit einiger Zeit mit neuen Maschinen und üppigem Service gegen Lufthansa anfliegt. Lufthansa aber kämpft nicht nur mit hohen Kosten, sondern auch mit stärkeren Hürden auf dem Heimatmarkt: Ein Nachtflugverbot wie in Frankfurt oder gar eine Ticketsteuer wäre an den Flughäfen in der Wüste kaum denkbar.
Die drei staatlichen arabischen Fluglinien haben zwar keinen großen Heimatmarkt, doch an ihren Drehkreuzen treffen ihre Flüge aus Asien und Europa zusammen – und das rund um die Uhr. Während Emirates mit rund 230 eigenen Flugzeugen weitgehend eigen-ständig arbeitet, hat sich Qatar Airways dem Luftfahrtbündnis Oneworld um British Airways angeschlossen. Etihad hat sich bei schwächelnden anderen Airlines eingekauft – und greift Air Berlin mit dreistelligen Millionensummen unter die Arme.
Noch ist die Etihad-Flotte mit gut 70 Maschinen etwa halb so groß wie die ihres deutschen Partners. Doch neue Flugzeuge sind bestellt, in wenigen Jahren will sie Air Berlin überholt haben. Die zweitgrößte deutsche Fluglinie verschafft ihrem arabischen Partner bislang den Zugang zu deutschen Flughäfen, die dieser wegen der staatlichen Regulierungspraxis nicht alle selbst anfliegen dürfte. Vergangene Woche untersagte das Luftfahrt-Bundesamt gleich reihenweise Kooperationsflüge von Etihad und Air Berlin – darunter 14 Verbindungen pro Woche nach Abu Dhabi. Diese sind aber inzwischen, laut Air Berlin, wieder aufgehoben. Statt die Sektgläser auszupacken, zieht sich die Lufthansa aber aus der Stadt am Golf zurück. Mit jeder aus Deutschland gestrichenen Strecke schwänden hierzulande Arbeitsplätze in der Branche, heißt es von Lufthansa.
Für Lufthansa war Abu Dhabi ein Flugziel ohne Anschlussverbindung. Für Etihad und Partner Air Berlin ist es dagegen das Tor zur Welt. Von hier starten ihre Flieger nach Asien, Afrika, Amerika und Australien. Ab Dezember soll auch aus Stuttgart täglich eine Air-Berlin-Maschine nach Abu Dhabi abheben. Ob die Gesellschaft damit Geld verdient, bleibt offen. Das Ziel schwarzer Zahlen hat Air-Berlin-Chef Wolfgang Prock-Schauer längst auf das Jahr 2016 verschoben.
Quelle: dpa