Lufthansa und die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin haben am 12. Oktober einen Kaufvertrag für große Teile des Unternehmens unterzeichnet. Die Lufthansa zahlt für die Übernahme voraussichtlich etwa 210 Millionen Euro, teilte Air Berlin mit. Der Preis könne aber noch angepasst werden, wenn der Kaufvertrag vollzogen wird.
Lufthansa übernimmt demnach die Tochtergesellschaften Niki und Luftfahrtgesellschaft Walter mit zusammen 1300 Beschäftigten sowie 20 weitere Flugzeuge der Air Berlin. Mit dem Bieter Easyjet verhandelt Air Berlin weiter.
Mit dem Lufthansa-Geschäft sollte Air Berlin in der Lage sein, den Bundeskredit von 150 Millionen Euro zurückzuzahlen, der die Airline seit dem Insolvenzantrag vor zwei Monaten in der Luft hält. Die Gläubiger haben noch nicht über den Verkauf entschieden, zudem wird die europäische Wettbewerbsbehörde in Brüssel das Geschäft prüfen.
Ein großer Tag für das Unternehmen
Schon bei der Ankündigung der Vertragsunterzeichnung hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr von einem „großen Tag“ für das Unternehmen gesprochen. Die Aktien beider Unternehmen reagierten mit Kurssprüngen auf die Entscheidung. Der Kurs der Lufthansa-Aktie legte am Morgen des 12. Oktober um fast drei Prozent auf 25,34 Euro zu – das war der höchste Stand seit Anfang 2001. Für die zuletzt besonders schwer gebeutelten Papiere von Air Berlin ging es in der Spitze um fast 51 Prozent nach oben.
Lufthansa werde von Air Berlin „voraussichtlich 81 Flugzeuge übernehmen, 3000 Mitarbeiter einstellen und dafür in Summe 1,5 Milliarden Euro investieren“, hatte Spohr zuvor der „Rheinischen Post“ bestätigt und damit die Pläne des Unternehmens bekräftigt.
Piloten aus dem Urlaub zurückgeholt
Während der Übernahme wird die Lufthansa im Betrieb noch mindestens ein halbes Jahr improvisieren müssen. „Wir werden das irgendwie hinbekommen“, sagte Spohr . Das werde aber nicht ohne „Ruckeleien“ gehen. Man habe Piloten aus dem Urlaub zurückgeholt und fliege innerhalb Deutschlands auch mit Jumbo-Jets, um alle Passagiere aufnehmen zu können. Tausende Mitarbeiter müssten eingestellt werden, zugleich sei der Übergang der Air-Berlin-Flugzeuge beim Luftfahrtbundesamt aufwendig. Ein stabiler Betrieb sei in sechs bis neun Monaten zu erwarten.
Air Berlin wird voraussichtlich ab Ende Oktober nicht mehr unter eigener Flugnummer fliegen, wie es in einem Brief der Firmenleitung an die Mitarbeiter hieß. Der insolventen Gesellschaft sei ein eigenwirtschaftlicher Verkehr unter dem Airline-Code AB „nach gegenwärtigem Erkenntnisstand spätestens ab dem 28. Oktober nicht mehr möglich“.
Tickets für spätere Flüge verlieren ihre Gültigkeit. Der Flugverkehr der nicht insolventen Töchter Niki und LG Walter soll weitergeführt werden.
Quellen: dpa/AFP/Spiegel online