Die Deutsche Lufthansa will mit ihrer Günstigplattform Eurowings, die ihre Passagierzahlen im vergangenen Jahr um 8,8 Prozent steigern konnte, vor allem an Großflughäfen weiter zulegen. Nach München in diesem Jahr soll ab 2018 auch der größte deutsche Flughafen Frankfurt angeflogen werden – bislang ein nahezu weißer Fleck für Billigflieger.
Wie der scheidende Eurowings-Chef Karl Ulrich Garnadt der Presse sagte, arbeitet das Unternehmen „an einer Lösung für den Sommer 2018“. Die Lufthansa, die mit Eurowings zunächst den europäischen Punkt-zu-Punkt-Verkehr außerhalb der Drehkreuze Frankfurt und München bedienen wollte, reagiert damit auf den wachsenden Wettbewerb der Low-Cost-Carrier, die ihrerseits vermehrt an Großflughäfen starten.
So startet Ryanair in diesem Frühjahr trotz vergleichsweise höherer Gebühren erstmals von Frankfurt zu drei Zielen. Gegen eine entsprechende Vereinbarung mit Fraport, die dem irischen Billiganbieter zeitlich befristete Rabatte einräumt, war die einheimische Branche Sturm gelaufen.
Auf starkem Wachstumskurs
Laut Garnadt sind die Buchungen für die ersten Eurowings-Flüge ab München nun auch für Frankfurt sehr ermutigend. Mit dem kartellrechtlich gerade zugelassenen Leasing-Vertrag über 33 Airbus-Jets der seit Jahren kriselnden Air Berlin steuert Eurowings für 2017 auf einem starken Wachstumskurs. Bei 23 000 zusätzlichen Flügen werde die Passagierzahl um rund 3 Millionen auf etwa 22 Millionen ansteigen, so der Lufthansa-Manager. Für einen Teil der neuen Flugzeuge werden alte Maschinen der Germanwings aus dem Betrieb genommen, so dass zum Jahresende die Flotte zwischen 110 und 120 Jets umfassen werde. Im kommenden Jahr ist die Integration weiterer Maschinen geplant, die dann von der belgischen Lufthansa-Tochter Brussels Airlines kommen sollen.
Er erwarte durch den Einsatz der Air-Berlin-Jets einen Rückgang der Stückkosten im einstelligen Prozentbereich, sagte Garnadt. Die Kosten für die Integration herausgerechnet, werde Eurowings in diesem Jahr einen operativen Gewinn erzielen.
Regulatorische Kosten schmälern Wettbewerbsfähigkeit deutscher Airlines
Auch wenn Eurowings im laufenden Jahr große Sprünge plant, ist die Lage der deutschen Luftverkehrswirtschaft im internationalen Vergleich nicht rosig. Der Lufthansa-Konzern, die Air-Berlin-Gruppe, Condor und Tuifly sind nach Angaben des Bundesverbandes der deutschen Luftverkehrswirtschaft, kurz BDL, im vergangenen Jahr bei den Passagierzahlen gerade mal um 1,4% gewachsen. Demgegenüber legte die IAG-Gruppe (British Airways, Iberia, Vueling Airlines, Air Lingus, OpenSkies) um 14% zu, Air France-KLM kam auf ein Plus von 4%, Easyjet beförderte 6,6% und Ryanair 15,3 % mehr Fluggäste. Außerhalb Europas zeigten die Anbieter aus dem Nahen Osten mit +11,2 % das stärkste Wachstum vor den Gesellschaften aus Asien mit + 9,2%.
Entsprechend können die Flughäfen hierzulande beim Wachstum nicht auf die einheimischen Carrier setzen, deren Marktanteil am Passagieraufkommen seit 2012 von über 68% auf 62,3% im vergangenen Jahr gesunken ist. Fraport-Chef Stefan Schulte, der zugleich an der BDL-Spitze steht, machte vor allem regulatorische Kosten für die geringere Wettbewerbsfähigkeit deutscher Fluggesellschaften verantwortlich. Dazu zählten erhöhte Luftsicherheitskosten sowie der deutsche Sonderweg der Luftverkehrssteuer, die die Heimat-Carrier besonders belasteten, weil sie den Großteil ihres Geschäfts in Deutschland abwickeln.
Quellen: Börsen-Zeitung, Lufthansa