Die Fluggesellschaften Lufthansa, Air Berlin und Etihad machen mit ihrer Zusammenarbeit Ernst. Ab 2017 sollen 38 Airbus-Mittelstreckenjets von Air Berlin samt Besatzung für die Lufthansa-Töchter Eurowings und Austrian Airlines abheben.
Zudem wollen Lufthansa und Air Berlins arabische Großaktionärin Etihad eigene Flüge unter der Flugnummer ihrer Partnerin vermarkten, wie sie am 16. Dezember mitteilten.
Die 33 anderen Flugzeuge, die Lufthansa übernimmt, gehen an die Tochter Eurowings. Der Vertrag gilt laut Lufthansa sechs Jahre, teilte das Unternehmen am 16. Dezember mit. Eurowings soll dadurch schneller wachsen. Die Kartellbehörden müssen dem Vorhaben aber noch zustimmen. Für die ums Überleben
kämpfende Air Berlin ist der Deal Teil ihres Rettungsplans, Lufthansa will damit vor allem ihre Marke Eurowings ausbauen. Der Deal war schon im September bekanntgegeben worden und wurde am 16. Dezember firmiert.
Air Berlin schrumpft im Zuge ihrer Aufspaltung um die Hälfte auf etwa 75 Flugzeuge. Neben der Mietvereinbarung mit Lufthansa will sich Deutschlands zweitgrößte Fluglinie von ihrem Touristik-Geschäft samt österreichischer Tochter Niki trennen. Niki soll zusammen mit der Fluglinie Tuifly des weltgrößten Reisekonzerns Tui einen gemeinsamen Ferienflieger bilden. Dazu will Etihad den Berlinern deren Niki-Beteiligung für 300 Millionen Euro abkaufen.
Air Berlin ist mit mehr als einer Milliarde Euro verschuldet und fliegt seit Jahren hohe Verluste ein. Die Gesellschaft hält sich nur noch dank mehrerer Finanzspritzen von Etihad in der Luft. Den Arabern dient die Fluglinie als Zubringer für ihr Drehkreuz in Abu Dhabi am Persischen Golf. Allerdings gelang es Etihad und mehreren Air-Berlin-Chefs nicht, die deutsche Fluglinie in die Gewinnzone zu bringen.
Unterstützung für ihr eigenes Geschäft verspricht sich Etihad jetzt von einer neuen Kooperation mit Lufthansa. Ab Januar will sie eigene Flüge zwischen Abu Dhabi und Frankfurt sowie München auch unter einer Lufthansa-Flugnummer anbieten. Umgekehrt bekommen Lufthansa-Flüge zwischen Frankfurt und Rio de Janeiro (Brasilien) sowie Frankfurt und Bogota (Kolumbien) eine Etihad-Flugnummer. Durch dieses Codesharing kann Ethiad ihren Kunden etwa ein Ticket für einen Weiterflug mit Lufthansa verkaufen – oder umgekehrt. Damit erweitern beide Seiten ihr Streckenangebot.
Hogan und Spohr wollen zusammenarbeiten
“Wir können uns vorstellen, unsere Zusammenarbeit in Zukunft auf andere Bereiche auszuweiten”, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Etihad-Chef James Hogan betonte, dass er Deutschland als “strategisch wichtigen Schlüsselmarkt” sehe. Darauf hatte er bereits bei der Zusammenarbeit mit Air Berlin gezielt und unterhält mit der Fluglinie ebenfalls Codeshare-Vereinbarungen.
An der Börse wurden die Neuigkeiten mit Begeisterung aufgenommen. Der Kurs der Lufthansa-Aktie sprang nach den Nachrichten von der Verlust- in die Gewinnzone und lag am frühen Nachmittag mit 0,99 Prozent im Plus bei 12,81 Euro.
Quelle: APA