Flughafen Frankfurt: Bald sinkende Gebühren für den Hauptkunden Lufthansa?

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Ryanair fliegt nun auch Frankfurt an, zahlt aber weniger Gebühren als Lufthansa. Flughafen Frankfurt aus der Luft/Foto: Fraport

„So sehr können uns die Flugzeuge von Ryanair gar nicht ärgern, wie uns die sinkenden Gebühren helfen werden.“  (Carsten Spohr, Lufthansa-Chef, über die Auswirkungen eines neuen Rabattsystems für Start- und Landegebühren am Frankfurter Flughafen). Soweit die ,Worte des Tages´ am 3. November 2016 im Handelsblatt, dem Tag nach der Landung von Ryanair am Frankfurter Flughafen.

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Fraport, werde sich sicherlich Gedanken gemacht haben, wie der erhebliche Einnahmeausfall im kommenden Jahr zu bewältigen sei, so Lufthansa-Chef Carsten Spohr gegenüber der Süddeutschen Zeitung/Foto: Luftthansa

Für die Süddeutsche Zeitung versucht der Lufthansa-Chef die Geschichte mit Humor abzufangen. Es sei zwar schade, dass erst Ryanair nach Frankfurt kommen musste, um die Landegebühren auf Deutschlands größtem Flughafen endlich zu senken, scherzte er am 2. November 2016, einem Tag, der wohl einen Meilenstein im Luftverkehr in Deutschland markieren wird. Aber, so Carsten Spohr, Hauptsache, es komme überhaupt dazu. Lufthansa könnte ihre Kosten um bis zu 300 Millionen Euro jährlich senken, wenn sie in Frankfurt die gleichen Landegebühren zahle wie Ryanair, das sei viel wichtiger als ein paar neue Strecken eines Billiganbieters an ihrem größten Drehkreuz, so der Lufthansa-Chef.
Der Einstieg von Ryanair am Frankfurter Flughafen ist aber ein Indiz dafür, dass die Lowcoster dabei sind, den deutschen Markt aufzurollen. Sie tun es nicht nur auf kleineren Flughäfen wie Köln/Bonn, Bremen, Hahn oder Weeze, sondern nun auch an den großen deutschen Airports. Easyjet und Transavia fliegen nach München, Ryanair nun nach Frankfurt, ein Schritt, den das Unternehmen bis vor Kurzem noch weit von sich gewiesen hat.

Die Iren erschweren die Sanierung von Air Berlin

Auf den ersten Blick möge es so aussehen, als ob vor allem Lufthansa angegriffen werde. Doch bei genauerer Betrachtung müssten sich andere die größeren Sorgen machen: Bis auf die Verbindung nach Palma de Mallorca sei unter Strecken, die Ryanair nun von Frankfurt aus anbietet – Malaga, Faro, Alicante und Palma -, keine, die auch von Lufthansa bedient werde. Dafür erschwerten die Pläne der Iren die geplante Sanierung von Air Berlin: Denn die Frankfurter Ferienstrecken von Tuifly und Air Berlin sollten in eine neue Gemeinschaftsfluggesellschaft ausgegliedert werden, die der Reisekonzern Tui und Air Berlin-Anteilseigner Etihad gründen wollen. Wenn nun Ryanair von Frankfurt aus Flüge in Ferienziele anbiete, habe die Neukonstruktion zumindest auf diesen Strecken kaum eine Chance. Der Markt Frankfurt drohe damit wegzubrechen – Tui, Air Berlin und Etihad müssten sich fragen, wie sehr das die gemeinsamen Pläne durcheinanderwirbelt., so die Süddeutsche.

Lufthansa müsse zwar um Frankfurt nicht bangen, denn dort ist sie selbst für Ryanair zu mächtig. Allerdings zeige die Entscheidung der Iren, wie wenig Lufthansa letztlich gegen den Ansturm der neuen Anbieter ausrichten könne. Vor zwei Jahren hätten Spohr und seine Vorstandskollegen beschlossen, die Lowcostsparte Eurowings zu gründen. Diese sollte die Tochter Germanwings integrieren und zukaufen – derzeit verhandelt Lufthansa mit Air Berlin-Eigner Etihad Airways, langfristig 40 Flugzeuge zu mieten und diese im Auftrag von Eurowings zu betreiben.

Den meisten Beobachtern (auch bei Lufthansa) sei aber klar gewesen, dass  nur noch eine Frage der Zeit sein konnte, bis die Lowcoster einen nächsten Angriff starten. Als größte Volkswirtschaft Europas sei Deutschland ein zu attraktiver Markt.

Die Machtverteilung auf dem deutschen Luftverkehrsmarkt

Nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft-und Raumfahrt (DLR) vom Sommer 2016 stellt sich die Machtverteilung auf dem deutschen Flugverkehrsmarkt folgendermaßen dar: Eurowings hatte einen Marktanteil in Deutschland von 51 Prozent, Ryanair kam auf 19,7 Prozent und Easyjet auf 11,7Prozent. Das Forschungszentrum berechnete die Anteile auf der Basis der Zahl der Flüge. Air Berlin, die sich künftig ganz auf das Premiumsegment konzentrieren wollen, wurden nicht rücksichtigt. Ryanair  legte in Deutschland zuletzt wieder stark zu. Im vergangenen Sommer boten die Iren 36 Prozent mehr Sitze an, FlyBE kam auf ein Plus von 38 Prozent und Wow Air auf 50 Prozent mehr Sitze. Transavia legte rechnerisch um 3500 Prozent zu, allerdings ist die Billigtochter von Air France-KLM erst seit 2015 in Deutschland aktiv. Insgesamt haben die Billigflieger im Sommer laut DLR 15 Prozent mehr Sitze hierzulande angeboten.

An einigen Flughäfen dominieren die Billig-Airlines inzwischen sogar das Geschäft. In Berlin-Schönefeld etwa beträgt der Anteil der Low-Cost-Anbieter schon 80 Prozent, in Köln liegt die Quote dank des starken Wachstums von Ryanair bei 63 Prozent. Zudem hat Ryanair kürzlich in Hamburg ihre nächste deutsche Basis eröffnet. Transavia macht Lufthansa in München immer stärker Konkurrenz.

Klingt ein kategorisches Nein anders?

Aber, so Beobachter, der Einstieg von Ryanair in Frankfurt eröffne noch ganz andere Möglichkeiten. Ryanair-Chef Michael O’Leary spricht schon länger davon, dass er für British Airways oder Lufthansa die Zubringerflüge zu den Langstrecken über- nehmen könnte, denn er könne dies viel billiger.  Noch, so die Süddeutsche Zeitung, wiegle Spohr ab: ,Easyjet und Ryanair würden das gerne für uns machen, aber wir wollen das heute noch nicht verfolgen´, hätte er gesagt. Ein kategorisches Nein klinge anders.

Der Ryanair-Einstieg sei aber nach Ansicht so mancher Beobachter nahezu eine Garantie für großen Streit mit Flughafenbetreiber Fraport, weil Lufthansa künftig nur Gebühren in der Höhe zahlen will , die nun auch für Ryanair gelten, geschätzt 15 Prozent weniger als bisher. Fraport, werde sich sicherlich Gedanken gemacht haben, wie der erhebliche Einnahmeausfall im kommenden Jahr zu bewältigen sei, so der Lufthansa-Chef.

Gleiches Recht für alle, oder?.

Quellen: Handelsblatt, Süddeutsche Zeitung, DLR, dpa

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