Nach der gescheiterten Schlichtung bei den Lufthansa-Flugbegleitern hat die Gewerkschaft Ufo Lufthansa am 22. Juni eine letzte Frist gesetzt. Demnach könnte es ab 1. Juli Streiks geben, sollte Lufthansa bis 30. Juni nicht bestimmte Vorbedin-gungen erfüllen und ein Angebot zu den Übergangs- und Betriebsrenten abgeben, so UFO-Chef Nicoley Baublies.
Der 1. Juli würde dann der erste Streiktag sein, an dem Ufo auch sämtliche weitere Streiktermine über den Sommer bekanntgeben werde. „Damit“ , so Baublis, „Passagiere die Möglichkeit haben, frühzeitig auf andere Airlines auszuweichen.“ Der Arbeitskampf werde mindestens bis 16. September dauern.
Lufthansa will den angedrohten Streik ihrer Flugbegleiter mit neuen Gesprächen abwen- den und appellierte an die Kabinengewerkschaft, ihre selbst gesetzte Frist bis zum 30. Juni für einen konstruktiven Weg zu nutzen und in die angekündigten Gespräche einzusteigen. „Unser gemeinsames Ziel muss sein, Streiks unbedingt zu vermeiden“, erklärte die Fluggesellschaft in einer Mitteilung.
Nicht mehr bezahlbar
Die Gewerkschaft Ufo vertritt 19 000 Flugbegleiter bei Lufthansa. Im Tarifkonflikt geht es vor allem um die Altersversorgung der Flugbegleiter. Die entsprechenden Tarifverträge hatte Lufthansa Ende 2013 gekündigt. Ufo fordert nun, dass die Tarifverträge weiter gelten, um den Streik noch abzuwenden. Zudem soll Lufthansa ein in der vorhergehenden Schlichtung erarbeitetes Papier als Grundlage für weitere Gespräche akzeptieren und darüber hinaus ein substanzielles neues Angebot zur Altersversorgung vorlegen.
Ufo verhandelt seit April 2014 mit der Lufthansa über eine Reihe von Themen, die unter dem Stichwort „Agenda Kabine“ zusammengefasst sind. Neben der Forderung von acht Prozent mehr Lohn für zwei Jahre ist vor allem die Altersversorgung umstritten. Lufthansa zufolge ist das bisherige System wegen der niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten und längeren Rentenzeiten nicht mehr bezahlbar. Eingeführt werden soll eine Vorsorge, bei der die Mitarbeiter stärker in die Finanzierung eingebunden sind. Angestrebt ist auch, dass Flugbegleiter, die bereits mit 55 Jahren in Vorruhestand gehen wollen, in der Übergangs- zeit bis zum gesetzlichen Reinteneintritt künftig weniger Geld erhalten.
Laut Ufo vergibt Lufthansa historische Chance
Baublies warf der Lufthansa erneut vor, den Einigungsprozess gezielt gesprengt zu haben, indem man frühere Verhandlungsergebnisse aus dem Jahr 2014 nicht mehr anerkennen wolle. Lufthansa vergebe eine historische Chance, den notwendigen Konzernumbau mit den Mitarbeitern und nicht gegen sie zu organisieren. Die Schlichter wie auch Lufthansa hatten sich für weitere Verhandlungen ausgesprochen.
Ufo kann ihre Mitglieder umgehend zum Streik aufrufen, weil eine entsprechende Urabstimmung bereits Ende Januar mit einer Mehrheit von über 93 Prozent für Arbeitskämpfe zu Ende gegangen war. Im Sommer 2012 hatte die Gewerkschaft den ersten Flugbegleiterstreik in der Geschichte der Lufthansa organisiert und an drei Tagen zusammen rund 1500 Flüge ausfallen lassen.
Streikankündigung drückt Kurs der Lufthansa-Aktie
Das ist aber nicht der einzige Tarifkonflikt der Airline. Mit der parallelen Schlichtung zwischen Lufthansa und der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat der Kabinenkonflikt nichts zu tun. Nach zwölf Streikrunden hatten die Piloten im Mai das Lufthansa-Angebot für eine Gesamtschlichtung angenommen. Bis Ende Juli will die VC auf Arbeitsniederlegungen verzichten.
Die Ankündigung drückte den Kurs der Lufthansa-Aktie. Sie lag am 22. Juni vormittags noch gut ein Prozent im Plus, während der Dax um drei Prozent anzog. Die Investment- bank Equinet hat die Einstufung für Lufthansa nach der erfolglosen Schlichtung mit den Flugbegleitern auf „Accumulate“ mit einem Kursziel von 14 Euro belassen. Das nun entstandene Streikrisiko sei negativ für die Aktie der Fluggesellschaft, schrieb Analyst Jochen Rothenbacher in einer Studie vom Montag. Im bereits sehr niedrigen Kurs sei ein schwieriges Umfeld allerdings bereits eingepreist.