Air Berlin und Alitalia könnten künftig in Europa enger zusammenarbeiten. Klappt der Einstieg der arabischen Etihad bei den Italienern, wollen sie auch Air Berlin einbinden. Zudem ,bastelt´ Ethihad an einer ,Europa Holding´.
Der Börsen-Abschied von Air Berlin soll laut Medienberichten mit einem Bündnis mit der italienischen Alitalia einhergehen. Der italienischern Zeitung „La Repubblica“ zufolge hat Air Berlins Großaktionärin Etihad der Regierung in Rom ihre Pläne für einen Einstieg bei Alitalia vorgelegt. Diese sähen eine Zusammen-arbeit der Gesellschaft mit Air Berlin und den Verlust tausender Jobs in Italien vor. Bei Air Berlin gilt laut , Handelsblatt´ die Rückkehr von Firmengründer Joachim Hunold als ausgemacht. Er solle zusammen mit zwei Partnern den Großteil der Air-Berlin-Aktien aufkaufen. Die Zustimmung von Etihad stehe jedoch noch aus.
Ein Air-Berlin-Sprecher wollte die Berichte nicht kommentieren. Etihad-Chef James Hogan sagte in Abu Dhabi, derzeit finde die Prüfung der Alitalia-Bücher statt. Die Verhandlungen über die Partnerschaft mit Air Berlin befänden sich in der finalen Phase. Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft hatte im März zweimal ihre Bilanzvorlage für 2013 verschoben. Als Grund dafür nannte sie Verhandlungen über eine Finanzspritze, die Eigenkapital und Liquidität stärken soll. Spätestens Ende April sollen die Ergebnisse vorliegen.
Air Berlin und Alitalia fliegen im laufenden Geschäft seit Jahren Verluste ein und haben hohe Schulden angehäuft. Etihad hat Air Berlin schon vor längerem mit frischem Geld unter die Arme gegriffen und ist mit einem Anteil von gut 29 Prozent bereits größte Anteilseignerin. Ethihad ist auch an anderen Fluglinien in Europa beteiligt und baut sich auf diese Weise ein Zubringernetz für ihre Langstreckenflüge auf.
Bei Alitalia will Etihad laut ,La Repubblica´ bis zu 350 Millionen Dollar investieren. Die Zahl der Jobs solle um 2500 auf weniger als 10.000 sinken. Zuletzt hatten Italiens staatliche Post, Banken und anderen Investoren die einstige Staatsfluglinie mit einer Kapitalerhöhung vor dem Aus gerettet. Für eine langfristige Perspektive braucht Alitalia jedoch einen neuen Partner.
Air Berlin wiederum muss als börsennotierte Gesellschaft für eine neue Finanzspritze vom Golf einen Umweg nehmen. Laut ,Handelsblatt´ sollen Air-Berlin-Gründer Hunold, der Luftfahrtunternehmer Hans Rudolf Wöhrl und der Reiseunternehmer Severin Schulte mit einer GmbH als neuer Obergesellschaft den Großteil der Air-Berlin-Aktien aufkaufen. Die neue GmbH solle über ein haftendes Eigenkapital von 25.000 Euro (Mindesteinlage zur Gründung einer GmbH) verfügen, schreibt die Zeitung unter Berufung auf das Unternehmensumfeld. Das Geld für die Aktienofferte solle von den Untergesellschaften der Fluglinie kommen, die sich über Bankenkredite finanzieren. Diese würden etwa durch Immobilien gesichert. Air Berlin ist an der Börse derzeit rund 222 Millionen Euro wert.
Nach einem Abschied von Air Berlin t vom Aktienmarkt könnte Etihad ihren Anteil auf 49,9 Prozent aufstocken, ohne ein Angebot für eine Komplettübernahme abgeben zu müssen. Nach europäischem Recht müssen die nationalen Regierungen oder eine Privatperson dieses Staates mehr als die Hälfte an einer EU-Fluggesellschaft besitzen und diese ,tatsächlich kontrollieren´. Sonst gehen der Gesellschaft wichtige Verkehrsrechte verloren. Laut Handelsblatt ist in diesem Zusammenhang noch offen, was mit den Anteilen des türkischen Air-Berlin-Aktionärs Esas geschieht, der bisher 12 Prozent der Anteile hält.
Die EU-Kommission hatte am Freitag bestätigt, dass sie Luftfahrt-Beteiligungen der Araber genauer unter die Lupe nehmen will. Auch wenn die Investoren nur Minderheits-anteile halten, fürchtet die EU-Kommission, dass sie bei den Airlines faktisch das Sagen hätten.
Medienberichten zufolge bastelt Großaktionärin Etihad derzeit zudem an einer Europa-Holding, in der sie neben Air Berlin auch ihren frisch gestarteten Schweizer Ableger Etihad Regional und eine künftige Beteiligung an Alitalia einbringen könnte. Auch Wöhrl feilt an einem europäischen Regionalflugangebot. Vergangene Woche übernahm er die Air-France-KLM-Tochter Cityjet und deren belgische Tochter VLM.