Der Begriff ,Sozialtourismus´ steht für die Diskussion un- erwünschter Zuwanderung und suggeriert, dass Zuwanderer nur nach Deutschland kommen, um vom deutschen Sozialstaat zu profitieren. Dabei komme laut einer neuen Studie des Zukunft-instituts von Matthias Horx, eines zu kurz: die Migration.
Migration eröffne auch gewaltige Chancen. Deutschland und die ganze Welt würden zukünftig davon profitieren, dass die Menschen durch ,Migration für eine offenere, inter-aktivere Weltgesellschaft sorgten. Migration bestehe aus einer Kombination von regionaler und sozialer Mobilität. Gründe, Motive und sozialer Status seien vielfältig. Bei genauerem Hinsehen werde schnell deutlich, dass unterschieden werden müsse, wer warum und unter welchen Umständen immigriert. Pauschal lasse sich aussagen, dass Zuwanderer aus sozial-kulturell und wirtschaftlich hochentwickelten Ländern mit einem hohen Bildungsgrad mit hoher Wahrscheinlichkeit den sozialen Aufstieg schaffen. Unbestritten sei auch, dass Zuwanderer mit niedrigen Bildungsgrad einen erschwerten Zugang zum Arbeitsmarkt haben. Zusammenfassend lasse sich aussagen, dass Zu- und Abwanderung Teil einer langfristigen, global wachsenden Mobilität sind.
Kreativität und Resilienz seien die Schlüssel-Skills für die Wirtschaft von morgen. Kreativität sei hierbei als die ,Fähigkeit, radikal neue Lösungen für radikal neue Probleme zu entwickeln´, verstanden. Zahlreiche Studien zeigten, dass Unternehmen, die auf eine vielfältige Belegschaft setzen und ein gut funktionierendes Diversity-Management betreiben, viele Vorteile daraus ziehen könnten. Heterogenität könne ,Betriebsblindheit´ reduzieren und lasse Unternehmen flexibler auf Unvorhersehbares reagieren. Die Kreativität bei Problemlösungen steige, weil gemischte Teams schneller neue, innovativere Lösungen finden würden. Dies würde in einer globalisierten Gesellschaft zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Eine vielfältig zusammengesetzte Belegschaft könne besser auf die Wünsche und Bedürfnisse einer heterogenen Kundschaft reagieren.
Vor allem Großstädte mit ihren besseren Verdienst- und Konsummöglichkeiten könnten durch Migration zu „creative hubs“ mit enormer geistiger Spannweite werden. Migration umfasse weit mehr als ,Flüchtlingsströme nach Europa´. Die Diskussion werde oft von irrationalen Ängsten dominiert und von einer gewissen Arroganz, denn die attraktivsten Einwanderungsländer der Welt lägen keinesfalls nur in Europa. Die größte Zahl internationaler Migranten lebe in den USA, gefolgt von Russland. Auch Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate seien attraktive Arbeitgeber für Menschen aus aller Welt geworden. Und Migranten aus afrikanischen Herkunftsländern gingen lieber nach China als nach Europa. Laut Dossier ,World Migration in Figures´ der Vereinten Nationen. gelte zudem für fast alle Länder, dass die Emigrationsrate der Hochqualifizierten die der Geringqualifizierten weit übertreffe. Migration erweitere die produktive Kapazität eines Landes, indem sie Investitionen anrege und zu stärkeren Spezialisierungen beitrage.
Speziell in Deutschland könnte Migration die Lösung für gleich zwei große volkswirt-schaftliche Probleme sein – für den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel. Deutschland, als drittgrößtes Einwanderungsland der Welt (Quelle: United Nations, 2013) könnte zukünftig zu einer zentralen Drehscheibe für die weltweiten Migrationsströme werden. Darin, so die Studie des Zukunftsinstituts, liege die große Chance. jwm
Über das Zukunftsinstitut
Die Zukunftsinstitut GmbH, 1998 von Matthias Horx gegründet, arbeitet als Think Tank und Unternehmensberatung im Bereich der Strategie- und Innovationsentwicklung. Zahlreiche Studien zum gesellschaftlichen und ökonomischen Wandel liefern die Grundlage für die