Nach der europäischen Pilotengewerkschaft hat auch die deutsche Vereinigung Cockpit (VC) das Norwegian-Langstrecken-Geschäftsmodell scharf kritisiert. Die VC appel-lierte an die Politik, die Pläne zu verhindern.
Die Pilotengwerkschaft Vereinigung Cockpit hat die Entscheidung Irlands kritisiert, Norwegian Air International eine dauerhafte Betriebserlaubnis (AOC) zu erteilen. Die Entscheidung der irischen Luftfahrtbehörde werde ernsthafte Sicherheits- und Sozial-auswirkungen nach sich ziehen, erklärte VC-Präsident Ilja Schulz. Wettbewerb in der Luftfahrt sei willkommen, aber das Geschäftsmodell von Norwegian sei ein Bilderbuch-beispiel für das Ausflaggen. Es gehe um die Eröffnung der Möglichkeit, Sozial-Dumping zu betreiben und somit Sozialstandards zu untergraben.
„Dieser Versuch verstößt gegen das EU-US-Transportabkommen, welches ausdrückliche Vorkehrungen vorsieht, genau solches zu verhindern“, so Schulz. „Wir fordern deshalb die EU- Kommission auf, solche Praktiken zu unterbinden und auf Einhaltung des Transport-abkommens zu bestehen. Wir fordern weiterhin auch das amerikanische Transportmini-sterium auf, Norwegian Air International die Genehmigung für Flüge in die USA zu verweigern.“
Wie schon berichtet, plant Norwegian Air International, ein Tochterunternehmen der Luftfahrtgesellschaft Norwegian Air Shuttle, Streckenverbindungen zwischen Europa, Thailand und den USA aufzunehmen. Unter Nutzung des irischen AOC möchte die Airline die Flüge als irische Fluggesellschaft durchführen, ohne je irischen Boden zu berühren, dabei aber trotzdem von den irischen Steuergesetzen profitieren. Die Piloten sollen mit Zeitverträgen in Singapur eingestellt und in Bangkok stationiert werden, während sie de facto in Europa leben können, wo sie weder Steuern noch Sozialabgaben zahlen.
Die Pilotengewerkschaft European Cockpit Association hatte der neuen Langstrecken-Billigfluggesellschaft ebenfalls bereits Sozialdumping sowie die systematische Ausflaggung ihrer Flotte zur Ausnutzung von Lücken in den internationalen Rechts-sytemen vorgeworfen.
Die Passagiersicherheit müsse an erster Stelle stehen und man habe größte Bedenken, dass die irischen Behörden eine angemessene Aufsicht über die Sicherheit des Unter-nehmens gewährleisten können, so warnt VC-Pressesprecher Jörg Handwerg. Die Firmenkonstruktion von NAI erinnere an einen fatalen Unfall in Cork, bei dem eine ähnliche Konstruktion zum Unfall beigetragen habe. Das Beschäftigungsmodell – mit Zeitarbeits-verträgen in Asien – sei für eine offene Meldekultur, die ein elementarer Bestandteil einer jeden Sicherheitskultur ist, äußerst schädlich.