Hartmut Mehdorn wird von Montag an neuer Geschäftsführer des Berliner Hauptstadtflug-hafens. Er sei für drei Jahre verpflichtet worden, sagte der Aufsichtsratschef des Flughafens, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), heute vor Journalisten in Berlin.
Mehdorn verfüge über eine „reiche Berufserfahrung“, das Flugwesen sei ihm „wahrlich nicht fremd“, er habe die Fluggesellschaft Air Berlin geführt und am Airbus mitgebaut. Auch die „politische Gemengelage“ von Personen und Strukturen sei ihm geläufig. Mehdorn selbst sagte, er wolle alles tun, um die Fertigstellung des BER zu beschleunigen und wünsche sich für diese „schwierige“ Aufgabe auch „Vorschusslorbeeren“. Er werde sich zunächst „ein Stück einarbeiten müssen“ und zu gegebener Zeit „Maßnahmen vermelden“.
Mehdorn zieht sich deswegen vollständig bei Air Berlin zurück. Nach seinem Abgang als Vorstandschef im Januar war er noch im Verwaltungsrat der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft geblieben. „Ich werde mein Mandat bei der Air Berlin niederlegen, damit es da keinen Konflikt gibt“, so Mehdorn. Air Berlin, der wichtigste Kunde des Flughafens hat wegen der verzögerten Eröffnung auf Schadenersatz geklagt. Mehdorn will derweil die Höhe seines Gehaltes nicht offenlegen. Über Geld wolle er nicht reden, sagte Mehdorn.
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) betonte, Mehdorn habe die Unterstützung aller drei Gesellschafter – Berlin, Brandenburg und der Bund. Mehdorn habe „in der Tat Ecken und Kanten, die wir ihm auch nicht mehr abschleifen werden“. Hier werde es sicher eine „Spannung“ geben, die aber „produktiv“ sei.
Der ehemalige Chef des BER, Rainer Schwarz, war im Januar entlassen worden, nachdem die Eröffnung des neuen Großflughafens mehrfach verschoben worden war. Zuletzt hatten die Planer den Termin im Oktober 2013 absagen müssen, weil noch zu viele technische Mängel an der Baustelle zu beseitigen sind. Der als Chefberater vorgesehene ehemalige Chef der Frankfurter Flughafens, Wilhelm Bender, hatte vor einigen Tagen abgesagt.
Nach Ansicht von Grünen-Fraktionschefin Renate Künast ist die Berufung Mehdorns indes ein Fehler. „So setzt sich die Flughafengesellschaft endgültig dem Gespött aus“, sagte Künast „Spiegel online“. Auch FDP-Generalsekretär Patrick Döring zeigt sich skeptisch, ob Mehdorn das Chaos am Pannenflughafen BER schnell wird beenden können.
Der 70 Jahre alte Mehdorn war erst im Januar als Vorstandschef von Air Berlin abgetreten. Er verfügt über eine jahrzehntelange Erfahrung als Spitzenmanager von Großkonzernen. Mehdorn gehörte unter anderem dem Vorstand der EADS-Vorläufergesellschaft Dasa an, führte die Heidelberger Druckmaschinen AG, stand an der Spitze der Deutschen Bahn und zuletzt der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin. Er gilt als tatkräftig, durchsetzungsstark und verfügt aus seiner Zeit bei der Bahn auch über langjährige Erfahrungen in der Führung eines Staatsunternehmens.
Quellen: Reuters/dpa/AFP, Foto: Air Berlin