Vor dem Arbeitsgericht Frankfurt wird ab 15. Februar eine millionenschwere Klage verhandelt. Die Fehde zwischen der Luftfahrtindustrie und der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) steuert auf einen neuen Höhepunkt zu.
Lufthansa, Air Berlin und Fraport fordern 9,5 Millionen Euro Schadenersatz, weil die GdF beim mehrwöchigen Vorfeldstreik vor genau einem Jahr rund 1 700 Flüge hatte ausfallen lassen. Nach einem gescheiterten Gütetermin im September muss das Arbeitsgericht Frankfurt am Freitag, den15. Februar, erneut entscheiden, ob eine Gewerkschaft für Folgen eines mit Tarifvertrag abgeschlossenen Arbeitskampfes haftbar gemacht werden kann. Gefährlich für die GdF könnte der Umstand werden, dass der Arbeitskampf der Fraport- Vorfeldleute im vergangenen Jahr aus formalen Gründen von den hessischen Arbeitsgerichten nach neun Streiktagen als illegal eingestuft wurde. Ein geplanter Unterstützungsstreik der Towerlotsen, der den gesamten Flugverkehr am wichtigsten deutschen Luftdrehkreuz wurde ebenfalls untersagt.
Mit Fraport ist das Unternehmen mit als Kläger an Bord, das tatsächlich bestreikt wurde. Allein die Forderungen des Flughafenbetreibers gegen die GdF belaufen sich auf rund fünf Millionen Euro. In den bisherigen Fällen hatten die Richter die Fluggesellschaften stets als unbeteiligte Dritte eingeschätzt, die Folgen eines Arbeitskampfes anderswo eben hinzunehmen hätten.
Ausgestiegen aus der Klage ist die Deutsche Flugsicherung GmbH, die rund 500 000 Euro von ihrer Hausgewerkschaft gefordert hatte. Doch im Unternehmen ist die Machtposition der GdF weiterhin sehr stark. Sie kann Spitzenmanager bis zum Rücktritt unter Druck setzen.
Anders sieht es bei Fraport aus. Zwar hatten die rund 200 Leute vom Vorfeld im Frühjahr 2012 tatsächlich eigene Tarifverträge und mehrheitlich auch hohe Entgeltsteigerungen erstritten. Das Management hatte bereits den Streik erfolgreich mit dem Einsatz von angelernten Ersatzkräften gekontert und denkt darüber nach, die Vorfeld-Dienstleistungen nach außen zu vergeben.
Der Frankfurter Vorfeldstreik vom Februar 2012 war einer der heftigsten Arbeitskämpfe in der Geschichte des deutschen Luftverkehrs. Insgesamt fielen über 1.700 Flüge mit rund 170.000 Passagieren aus. Die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) wollte für die zusammen rund 200 Verkehrsdisponenten, Vorfeldlotsen und Flugzeug-Einweiser mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen erzwingen. Der Flughafenbetreiber Fraport hielt mit eigens geschulten Ersatzmannschaften dagegen.
Quelle: dpa