Air Berlin – Bieterfriest endet am 15. September

Air Berlin Airbus A320/Foto: Air Berlin

Jahrzehnte hatten Air Berlin und Lufthansa erbittert um die Hoheit auf dem deutschen Luftfahrtmarkt gerungen. Das ist vorbei, das Unternehmen Air Berlin wird es schon bald nicht mehr geben. Air Berlin wird zerlegt. Das Ringen um die besten Teile ist in vollem Gang. Am 15. September endet die Bieterfrist.

Die Bundesregierung, die mit ihrem Kredit dafür gesorgt hat, dass es eine geordnete Abwicklung des Flugbetriebs überhaupt noch geben kann, beobachtet die Vorgänge. Einerseits sei es gut, dass Deutschlands größte Luftfahrtgesellschaft gestärkt aus dem Poker um die Reste der Air Berlin hervorgeht. Andererseits sorge man sich, dass Lufthansa  künftig das Deutschlandgeschäft dominieren und die Preise diktieren könnte. Eines der Ziele sei, dass auch nach dem Verschwinden der Air Berlin im deutschen Luftverkehr „der Wettbewerb sichergestellt ist“, sagte Matthias Machnig, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, der ,Welt am Sonntag´.

Drei potentielle Bieter

Knapp ein Dutzend Interessenten gibt es derzeit für Air Berlin. „Nach jetzigem Stand haben allenfalls drei potenzielle Bieter eine Chance auf einen Zuschlag“, heißt es: Lufthansa, Easyjet und der Ferienflieger Condor. Bei Air Berlin konzentriere man sich derweil auf die Gebote der Konkurrenz. Lufthansa-Chef Spohr wisse genau, was er haben will. Die Airline-Tochter Niki zum Beispiel, kündigte er intern an. Auch der Luftfrachtdienstleister, Leisure Cargo, sei interessant. Das Topmanagement bei Air Berlin hätte nichts dagegen, sich einer anderen Airline komplett auszuliefern. „Wenn ein Bieter alles übernehmen würde, wäre das ideal. Je kleinteiliger Vermögenswerte abgestoßen werden, desto schwieriger wird es für uns“, sagt ein Manager.

Nicht nur aus Sicht der Verantwortlichen bei Air Berlin muss die Abwicklung schnell ablaufen. Die Passagierzahlen sind im Juli gegenüber dem Vorjahr um rund 800.000 gesunken, die Schulden belaufen sich auf etwa 1,2 Milliarden Euro. Zwei bis vier Millionen Euro verbrennt das Unternehmen pro Tag. Die Bundesregierung hatte Air Berlin  einen Überbrückungskredit von 150 Millionen gewährt, den die EU-Kommis-sion inzwischen genehmigt hat. „Die Uhr tickt, wir sind unter Zeitdruck, und das wissen potenzielle Bieter“, heißt es bei Air Berlin.

Nicht nur einer wird den Zuschlag bekommen

„Dass letztlich nur einer den gesamten Braten schluckt, sei schon aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht möglich, sagt Michael Fuchs, Vizechef der Unionsfraktion im Bundestag. Also muss Air Berlin mit mehreren Interessenten verhandeln – und Vorgespräche, zunächst nur über Kooperationen, laufen seit Juni. Dass so viele Verhandlungspartner beteiligt sind, macht den Prozess aber zäh und zeitaufwendig. „Es ist ein ständiges Hin und Her. Mal sagen potenzielle Bieter, sie seien an einem großen Paket interessiert, dann machen sie einen Rückzieher. Allen sitzen die Kartellwächter im Nacken. Es müssen in jedem Fall  Partner für Air Berlin gefunden werden, die die Beschäftigten und das Geschäft langfristig sichern können. „Dann muss eine gute tarifvertragliche Lösung für die Beschäftigten gefunden werden“, sagt Staatssekretär Machnig. Dafür könne Lufthansa ein Partner sein. Aber eben auch Easyjet oder ein anderer Bieter. „Außerdem muss der Überbrückungskredit zurückgezahlt werden, und damit kommt der Faktor Zeit ins Spiel: Der Verkauf und die kartellrechtliche Prüfung müssen rechtzeitig zum Abschluss gebracht werden können“, so Machnig.

Gerald Wissel, Inhaber der Luftfahrtberatungsfirma Airborne Consulting, warnt vor zu großen Air-Berlin-Teilen für die Lufthansa. „Wenn das so läuft, wie die Lufthansa das vorhat, werden sie auf vielen innerdeutschen Strecken eine Monopolstellung haben“, sagt er. „Dann kann man damit rechnen, dass die Preise steigen werden.“
Eine noch unveröffentlichte Studie der Bank of America Merrill Lynch zeige, wozu eine Komplettübernahme führen würde: Auf den fünf Topstrecken der Air Berlin flöge nur noch die Lufthansa. An den Flughäfen Düsseldorf und Tegel würde sie mehr als zwei Drittel der Kapazitäten belegen.

Quellen: Merril Lynch, Welt am Sonntag

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