Gebührenpolitik: Lufthansa erhöht Druck auf Fraport

Harry Homeister. Hamburg, den 3.04.2013
Lufthansa Konzernvorstand Harry Homeister/Foto: Oliver Rösler

Wegen des Gebührennachlasses für Ryanair erhöht die Lufthansa den Druck auf Fraport. Zwar wolle man im Januar bei Gesprächen mit dem Flughafen-betreiber eine Lösung suchen, sagte Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister am 13. Dezember in Frankfurt. „Wenn wir aber keinen Kompromiss finden, haben wir andere Möglichkeiten, vom Einspruch gegen die Gebührenordnung bis hin zu einer Klage.“

Ryanair hatte vor einigen Wochen erklärt, ab Sommerflugplan 2017 mit zunächst zwei in Frankfurt stationierten Flugzeugen touristische Ziele wie Mallorca, Malaga oder Alicante ansteuern zu wollen. Mittelfristig will Ryanair alle von der Airline angeflogenen 200 Flughäfen in 34 Ländern mit Frankfurt verbinden und damit auch Geschäftskunden gewinnen.

Fraport hatte Ryanair mit einem Rabatt auf die Gebühren von bis zu 50 Prozent

im ersten Jahr gelockt. Offiziell ist dieser Ryanair-Rabatt zwar vom Tisch. Das hessische Wirtschaftsministerium lehnte als die genehmigende Behörde einen entsprechenden Antrag von Fraport ab. Doch laut Hohmeister ist der Rabatt nur in einen allgemeinen Rabatt für neue Airlines umbenannt worden. Ryanair bekomme weiterhin einen Nachlass in der genannten Höhe. „Wir reden hier von Ausverkaufsrabatten. Und es ist eine Frage der Standortpolitik. Wo kommt denn die Wettbewerbsfähigkeit einer Ryanair her, wenn die von Fraport bezahlt werden?“, sagte Hohmeister. Erhielte die Lufthansa bei allen Europaverbindungen einen vergleichbaren Gebührennachlass, würde das ein um 200 Millionen Euro höheres Ergebnis bedeuten. Als mögliche Kompromisslinie nannte er eine komplett neue Gebührenpolitik, die sich deutlich stärker am Markt orientiere. Die Branche verweist seit längerem darauf, dass an Drehkreuzen wie etwa Heathrow die Gebühren sinken.
Sollte man sich nicht einig werden, müsse Lufthansa auch über das eigene Angebot in Frankfurt nachdenken, stellte Hohmeister klar. „Wenn die Infrastruktur nicht mehr wettbewerbsfähig ist, muss man sich fragen, ob man hier noch alles fliegen kann.“

Fraport-Chef Stefan Schulte hatte die Gebührenpolitik am Montag verteidigt. Er verwies darauf, dass zunehmend weniger Kunden aus den Ballungsräumen Köln oder Mannheim über Frankfurt flögen, weil ihnen das dortige Angebot zu teuer sei. Schulte vermutet, dass diese Passagiere stattdessen auf die Flughäfen Köln-Bonn und Karlsruhe/Baden-Baden ausweichen, weil dort Billigflieger präsent seien. „Wir können nicht sagen, um einen großen Teil des Marktes kümmern wir uns nicht“, so Schulte.

Quelle: Handelsblatt

 

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